Parteien-Jugend ruft zu Spenden für Lodi auf
Lodi, die italienische Partnerstadt von Konstanz, liegt mitten in der Lombardei, jener Region, die besonders hart von der Corona-Pandemie betroffen ist. Das Ausmaß der Krise ist auch in Lodi inzwischen so groß, dass es am Nötigsten fehlt, etwa bei der Ausstattung von Rettungskräften. Das hat jetzt die Konstanzer Jugendorganisationen der Parteien dazu bewegt, sich in seltener Übereinstimmung zusammenzutun. Gemeinsam rufen Grüne Jugend, Junge Union, Jusos, Junge Liberale und Linksjugend [’solid] die Konstanzer Bevölkerung zu Spenden für die Ortsgruppe Lodi des Croce Rossa Italiana auf.
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Liebe Konstanzerinnen, liebe Konstanzer,
die jetzige Zeit stellt uns alle, ob jung oder alt, vor neue Herausforderungen. Es ist nun wichtiger denn je, sich gemeinsam diesen Herausforderungen zu stellen. Deshalb haben wir – die Konstanzer Jugendorganisationen von Grüne, CDU, SPD, FDP und Linke – uns parteiübergreifend zusammengeschlossen.
Wir sind die erste Generation, die ohne Grenzen in Europa aufwächst. Zum ersten Mal müssen wir erleben, dass Grenzen wieder geschlossen werden – direkt vor unserer Haustür. Gerade in dieser Situation wollen wir deshalb ein grenzüberschreitendes Zeichen setzen: Wir halten zusammen und übernehmen Verantwortung!
Unsere italienische Partnerstadt Lodi bittet um Hilfe. Die lombardische Stadt ist von der Corona-Krise besonders hart getroffen. In einem Brief an unsere Stadt macht das italienische Rote Kreuz deutlich, wie stark die medizinische Versorgung überlastet ist. Vor Ort wird versucht, mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln die Situation in den Griff zu bekommen. Doch es fehlt am Nötigsten: Schutzmasken, -brillen, Handschuhe und sogar Benzin, das dringend benötigt wird, um die Krankenwagen zu betanken, um diese im Einsatz halten zu können.
Diese alarmierenden Nachrichten können niemanden von uns kalt lassen. Ohne die nötigste Ausstattung können die italienischen Rettungskräfte – darunter viele freiwillige Helferinnen und Helfer – die Notsituation nicht bewältigen. Ihr Einsatz ist aber dringend notwendig.
Deshalb wenden wir uns in diesem offenen Brief an Sie. Als Partnerstadt hat Konstanz eine besondere Verantwortung gegenüber unseren italienischen Freundinnen und Freunden, die jetzt dringend auf unsere Hilfe angewiesen sind.
Bitte beteiligen Sie sich an der Spendenaktion des Roten Kreuzes und zeigen Sie europäische Solidarität. Sie können direkt auf das Konto des CRI (Comitato di Lodi) überweisen oder online unter www.crilodi.it/dona.
Bankverbindung:
IBAN: IT 56 X 0503 4203 0100 0000 0044 20
BIC: BAPPIT21 M01
Verwendungszweck: Covid 19 DRK Konstanz
Wir danken, vor allem im Namen der Stadt Lodi, für Ihre Unterstützung.
Im Bild von links oben bis links unten: Lea Loosen (Stellvertretende Vorsitzende Junge Liberale Kreisverband Konstanz), David Martin (Vorsitzender Jungsozialisten Konstanz), Levin Eisenmann (Vorsitzender Junge Union Kreisverband Konstanz), Anahita Reinsch (Sprecherin Grüne Jugend Kreisverband Konstanz), Elisa Scheureck (Vorsitzende der Linksjugend [‘solid]). Der Hashtag „#andràtuttobene“ wird in dieser Krise unter Italienern verwendet und bedeutet „Alles wird gut“.
MM/red
Eine sehr gute Initiative!
Weil diese Auseinandersetzung für die Zukunft der EU und des Euro so entscheidend ist, noch ein lesenswerter Artikel aus der NZZ von heute:
„Der Streit um gemeinsame Euro-Bonds zur Bewältigung der Corona-Krise wird immer bitterer. Einmal mehr stehen sich Berlin und Rom diametral gegenüber.“
„Ein sicheres Zeichen, dass der Haussegen in der EU schief hängt, ist die gehäufte Verwendung des Wortes «Freunde», versehen mit einem nationalen Adjektiv. Dass der Brief, den eine Anzahl italienischer Regionalpräsidenten und Bürgermeister am Dienstag als Anzeige in der «Frankfurter Allgemeinen» («FAZ») publiziert haben, mit «Liebe deutsche Freunde» beginnt, liess deshalb kein freundliches Schreiben erwarten. Und so kam es auch. Die Unterzeichner verweisen zunächst auf den Vorschlag von Italien, Frankreich, Spanien und sechs weiteren EU-Mitgliedern zur gemeinsamen Ausgabe von Euro-Bonds, den sogenannten Corona-Bonds, zur Bewältigung der Corona-Krise.
Moralischer Druck aus Rom
Dann wird der Ton bitter. Den Niederländern, die zu den führenden Gegnern dieser Idee gehören, wirft der Brief einen «Mangel an Ethik und Solidarität» vor. Auch entzögen sie mit ihrem Steuersystem den wichtigen europäischen Ländern seit Jahren Steuereinnahmen, heisst es in Anspielung auf für Multis interessante niederländische Steuervorschriften.
Die Deutschen, deren Regierung ebenfalls dagegen ist, erinnert der Brief daran, dass auch Frankreich, Italien, Spanien und Belgien zu den Staaten zählten, die Deutschland mit dem Londoner Abkommen von 1953 einen Schuldenerlass gewährt hatten….
Lob für Conte
Ministerpräsident Giuseppe Conte hat einigen Zuspruch – und Rückendeckung bei Präsident Sergio Mattarella – dafür erhalten, dass er an der EU-Videokonferenz vom letzten Donnerstag gegenüber den andern Staats- und Regierungschefs auf der Forderung nach Corona-Bonds bestanden und einen Rückgriff auf den Euro-Krisenfonds ESM abgelehnt hatte.
Auf keinen Fall wollen sich die Italiener eine Demütigung durch eine «Troika» gefallen lassen, die die Einhaltung von Auflagen überprüft, wie vor Jahren in Griechenland und anderen Empfängern von ESM-Krediten…“
https://www.nzz.ch/wirtschaft/corona-bonds-entzweien-deutschland-und-italien-ld.1549451
Um das Problem mit den Niederlanden deutlich zu machen, ein
drastisches Beispiel:
„Am 29. Januar 2014 entschied der Verwaltungsrat, dass Fiat seinen rechtlichen Sitz in die Niederlande verlegen wird und neben seiner bisherigen Notierung an der Mailänder Börse ab 1. Oktober 2014 noch an der New Yorker Börse gehandelt werden soll. Hierzu wurde die Fiat Chrysler Automobiles N.V. (FCA) gegründet, auf die die Fiat S.p.A. zu einem späteren Zeitpunkt verschmolzen wurde. Zusätzlich zum Sitz in den Niederlanden hat Fiat Chrysler Automobiles, aus Steuergründen, noch einen Hauptsitz in London (Großbritannien)[5]. Fiat Chrysler unterhält in den Niederlanden Büros, steuert aber noch die zentralen Geschäfte wie Forschung, Entwicklung und Finanzen weiterhin von den bisherigen Sitzen in Turin und Auburn Hills.[6] Als Motiv für den Sitz in den Niederlanden gelten steuerliche Vorteile.[7][8]
https://de.wikipedia.org/wiki/Fiat_Chrysler_Automobiles
Zusammenfassung des Interviews der ARD vom Vortag mit Giuseppe Conte
https://www.rainews.it/tgr/tagesschau/articoli/2020/04/tag-conte-coronabonds-italien-deutschland-0935314e-4eb1-4fce-b675-fe3bf346d38d.html
Mit „Liebe deutsche Freunde“ wenden sich heute italienische Politiker, Bürgermeister in einer ganzseitigen Anzeige an uns:
Mangels Vorlage, Zitate aus einem anscheinend in Eile zusammengeschusterten Artikel der SZ dazu, es geht nicht um Corona-Bonds – es geht im Brief um Euro-Bonds:
„In einer ganzseitigen Anzeige in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ schrieben, es gehe nicht um die Vergemeinschaftung der öffentlichen Altschulden, sondern um ausreichende Mittel für einen großen europäischen Rettungsplan.
Der Streit über Corona-Bonds entzweit die EU-Staaten. Italien, Spanien, Frankreich und andere Staaten fordern sie vehement, während sich Deutschland, die Niederlande, Österreich und andere sperren. Da sich die Staats- und Regierungschefs nicht einigen konnten, soll nun die Eurogruppe neue Vorschläge erarbeiten. Der Vorsitzende Mario Centeno hat sie für den 7. April angekündigt.
In der Zeitungsanzeige erinnern die italienischen Abgeordneten und Bürgermeister aus verschiedenen Parteien an das Londoner Schuldenabkommen von 1953, als 21 Länder Deutschlands Schulden halbiert und den Rest gestundet hätten. Italien sei noch heute überzeugt von der Richtigkeit dieser Entscheidung. Deutschland habe damals die Staatspleite vermeiden können und Solidarität erfahren…
Die Verfasser üben zudem scharfe Kritik an den Niederlanden, die sich wie Deutschland gegen europäische Gemeinschaftsanleihen wehren. Mit ihrem Steuersystem entzögen die Niederlande seit Jahren den EU-Partnern Einnahmen…“
https://www.sueddeutsche.de/politik/eu-streit-um-corona-bonds-tobt-weiter-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-200331-99-537723
Nur so nebenbei – sollte die EU bei dieser Gelegenheit langfristig beschädigt werden und der Euro in verschiedene
Währungseinheiten (z.B. Nord- und Südeuro) zerfallen, wär bei einer aufgewerteten deutsch dominierten Währung vermutlich
endgültig Schluss mit dem Schweizer Einkaufstourismus im Grenzgebiet.
Die jungen Leute bringen hier allesamt sehr eindrücklich zum Ausdruck: Der Solidarität der EU-Staaten kann man nicht allzu weit über den Weg trauen. Da hat der Neoliberalismus ein gutes Bollwerk gegen das Soziale errichtet.
Die schlecht aber teuer beratene UvdL lässt uns Europäer im Regen stehen und setzt auf die „berüchtigte“ Eigenverantwortung.
Trotzdem eine aus menschlicher Sicht gute Sache.