Pflanzzeit is`

seemoz-MarihuanaWollten Sie sich nicht schon längst als HobbygärtnerIn versuchen? Wenn ja, dann hätten wir einen Vorschlag. Haben Sie überdies gewusst, dass man in Konstanz bald Sex mit Autos haben darf? Und übrigens: Die Stadt braucht noch SpenderInnen für das geplante Veranstaltungshaus am Seerhein, was wiederum den ehemaligen FDP-Stadtrat Edgar Kiessling arg verdrießt. Das alles und noch viel mehr bieten wir hier stadtflüsternd  in knackiger Kürze

Das Konstanzer Hochbau- und Liegenschaftsamt wird langsam nervös. Denn im Bereich des Gondele Hafens möchte man temporär für die Zeit des Konzils einen Pavillon bauen, der während der Feierlichkeiten zum Ort der Begegnung werden soll. Im Pavillon selber kann man sich informieren und im hinteren Teil werden Getränke gereicht. Das Projekt wurde mit schlappen 105 000 Euronen veranschlagt. Die Planer aber sind kräftig unter Zeitdruck, denn die Fertigstellung des Pavillons ist für den 27. April angekündigt. „Dies ist ein äußerst ambitionierter Zeitplan“, ist in der Projektvorlage zu lesen. Wir schauen auf den Kalender, betrachten die Örtlichkeit, an der sich noch rein gar nichts tut  und stimmen den Bedenkenträgern zu.

Quasi um die Ecke werkelt man seit Monaten am Konzilvorplatz rum. Auch hier brennt langsam der Kittel, denn am 8. April droht auch dort eine feierliche Einweihung. Die Wege werden neu asphaltiert, schicke Beleuchtung kommt dazu, damit der Platz alsbald in hellem Lichte erstrahle. Kosten: 750 000 Euro. Mittendrin entsteht ein mittelalterlicher Kräutergarten, der die Jubiläumsbesucher daran erinnern soll, dass auch eine Überdosis Salbei den Geist nicht vernebelt. Noch sprießt kaum was, aber die Zeit ist reif für Gartenpiraten, das zu ändern. Bewegen Sie sich zum Blumenhändler Ihres Vertrauens, erwerben Samenbomben und bringen Sie dieselben auf dem Areal aus. Und wenn dann etwas wächst, was man auch rauchen kann, kann das Konziljubiläum kommen.

Und es kommt, und zwar am 27. April. An diesem Sonntag öffnet das Münster für einen Ökumenischen Gottesdienst ab 10.30 Uhr seine Pforten, um den offiziellen Auftakt des Jubiläums zu beweihräuchern. Der Eintritt ist frei. Prominenz hat sich angekündigt, unter anderem soll auch Ministerpräsident Winfried Kretschmann zugegen sein, der gerne demütig sein Knie beugt, wenn irgendwo ein Kirchturm zu sehen ist. Um 12 Uhr trifft sich die illustre Schar am Konzilgebäude. Dort sind mehrere Ansprachen diverser Wichtigtuer zu befürchten, dann wird die Große Landesausstellung des Badischen Landesmuseums eröffnet. Geplant ist auch ein Konzilfest in der Innenstadt. Wie zu hören ist, will sich eine Gruppe religionsferner Gesellen unter die Besucher mischen und auf ihre Art mitfeiern. Wir werden berichten.

Von nahezu panischer Hektik getrieben, hat eine gemeinderätliche Mehrheit dem beabsichtigten Kauf des Centrothermgebäudes zugestimmt und die Verwaltung beauftragt, bis 29. April einen unterschriftsreifen Vertrag zu erarbeiten. Bis dahin will man  auch die kritischen Fragen geklärt haben, die von den Sozialdemokraten gestellt wurden: Schwimmt das Teil, wenn es in den Seerhein kippt? Muss man für die Finanzierung eine Bekloppten-Steuer einführen? Taugt die Immobilie auch als internationaler Swingertreff?

Weniger erfreut über die weiteren  Pläne der Stadt, auf dem Nachbargrundstück eine Konzerthalle zu errichten, ist Altstadtrat Edgar Kiessling. Der FDP-Mann hat sich seit Monaten die Hacken abgelaufen, um für ein Konzert- oder Kulturhaus auf dem Döbele zu werben. Mehrere hundert UnterstützerInnen hat er im Gepäck, aber Oberbürgermeister Uli Burchardt fühlt sich von Kiessling eher belästigt. Selbiger beklagt, dass der OB auf seine Schreiben nicht antworten würde. Wieso auch, wo es doch aktuell um Konzerthallenträume am Seerhein geht. Lieber Herr Kiessling: Ihre Idee ist out und Schnee von gestern. Jetzt geht es um Visionen. Kiessling, das ist nicht Ihre Liga, zurück in die Kreisklasse. Tut uns leid.

Ein anderes Projekt soll nochmal diskutiert werden, meinten Verwaltung und Rat im Februar. Es ging um ein „Car-Emotion-Center“. Geplant war, und ist auch immer noch, einen „vorhabenbezogenen Bebauungsplan“ für das Projekt einzuleiten, das sich als Standort eine Fläche zwischen Line-Eid- und Reichenaustraße ausgesucht hat. Ein automobiles „Lifestyle-Center“ möchte sich dort niederlassen, um in einem viergeschossigen Gebäude die Herzen aller Automobilfans höher schlagen zu lassen. Vergleichbare Angebote in München, Böblingen, Düsseldorf, Zürich oder Berlin erfreuten sich „allergrößter Publikumswirksamkeit“. Als besonderes Schmankerl denken die Macher auch an geheime Wünsche, die unter PS-Fetischisten zirkulieren und nun in Konstanz wahr werden sollen. Gedacht ist auch an ein bereits baurechtlich genehmigtes Hotel auf einem unmittelbaren Nachbargrundstück. Dort, so die Idee, sollen Besitzer hochwertiger Karossen selbige mit auf ihr Zimmer nehmen können. Ist Konstanz doch nicht so prüde, wie gemeinhin behauptet wird?

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Autor: H.Reile