Plötzlich sind alle bunt
Die Pegida- und Anti-Pegida-Hysterie schwappt auf die Bodensee-Region über. Plötzlich schwenken Menschen, die noch nie demonstriert haben, Schilder, Banner und Fahnen durch die Straßen, plötzlich sind alle bunt – so das Motto einer Gegen-Pegida-Demonstration. Von Villingen-Schwenningen über Radolfzell bis nach Konstanz flutet die Welle. Hier ein vorläufiger Überblick zu den geplanten Aktionen allein in unserer Region allein in der kommenden Woche
Vor allem Kirchen-Gemeinden, aber auch Parteien und Gewerkschaften bis hin zu Schüler-Verbänden rufen zu Gegen-Demonstrationen zu den Pegida-Aufmärschen, von denen es bislang nur einen in der Region gab, auf. Da folgten in Villingen-Schwenningen rund 100 Menschen am 12. Januar dem Aufruf der sogenannten „Sbh-Gida“ („Schwarzwald-Baar-Heuberg gegen die Islamisierung des Abendlandes“). Laut Polizei wurde der Auftritt auf dem Münsterplatz aber von gut 200 Gegnern aus der Antifa akustisch übertönt. Am Latschariplatz der Villinger-Fußgängerzone versammelten sich zur gleichen Zeit über 800 Menschen zu einer Gegen-Kundgebung (s. Foto).
„Konstanz ist bunt“ und „Radolfzeller Miteinander“ – so die angedachten Slogans der geplanten Demonstrationen. Ob man aber den kirchlichen Friedenseifer so weit treiben sollte, mit brennenden Kerzen „als Zeichen des Friedens“ durch die Stadt zu ziehen, wie in Radolfzell geplant, wird die Feuerwehr entscheiden.
Radolfzell, Montag, 26. Januar: Die Aktionsgruppe „Radolfzell Miteinander“ trifft sich um 18.30 Uhr am Milchwerk, um auf einem „Friedensweg“ zum Seetorplatz zu ziehen, wo es um 19.30 eine Abschlusskundgebung geben wird. Zu den Aufrufern dieser SPD-Aktion zählen so unterschiedliche Organisationen wie der Alevitische Kulturverein, Amnesty International, die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen, der DGB, die Gewerkschaft ver.di, Grüne und Linke, aber auch der Familienverband, Schülervertretungen, die Muslimgemeinde und VVN-BdA sowie das Weltkloster.
Villingen-Schwenningen, Montag, 26. Januar: Erneut hat der lokale Pegida-Ableger Sbh-Gida eine Kundgebung um 18.30 Uhr auf dem Münsterplatz angemeldet. Und auch die Gegendemonstranten lassen nicht auf sich warten, sowohl „No Pegida“ als auch das Offene Antifaschistische Treffen VS ließen sich Veranstaltungen für den gleichen Tag genehmigen. Dabei hat sich die eher bürgerliche „No Pegida“ für den Marktplatz angemeldet (19 Uhr), die Antifa möchte sich zunächst in direkter Nachbarschaft zum Pegida-Aufmarsch um 17 Uhr auf dem Münsterplatz treffen, danach in einem Demonstrationszug durch die Innenstadt ziehen, um sich wieder auf dem Münsterplatz zu einer Abschlusskundgebung zu versammeln.
Konstanz, Mittwoch, 28. Januar: Diese, von den Jusos geplante Demonstration steckt noch in der Planung. Fest steht, dass ein Demonstrationszug um 17 Uhr am Konzilgebäude durch die Innenstadt starten soll, um auf dem Münsterplatz mit einer Kundgebung zu enden. Noch steht die Rednerliste nicht fest, noch werden Unterstützer gesucht. Unter dem Titel „Konstanz ist bunt“ sollen „Offenheit und Toleranz“ sowie „Meinungsfreiheit und Religionsfreiheit“ als übergeordnete Thematik gelten, zudem will man sich auf die „Konstanzer Erklärung“ berufen.
Bei all‘ diesen eher spontanen Veranstaltungen sollten jedoch die traditionellen, antifaschistischen Veranstaltungen der nächsten Woche nicht in Vergessenheit geraten: Am Dienstag, 27.1., dem ‚Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus‘, organisiert die Grüne Jugend Konstanz einen Spaziergang zu den Stolpersteinen in der Innenstadt, die geputzt und mit Kerzen geehrt werden sollen. Aus dem gleichen Anlass veranstaltet die Stolperstein-Initiative am Samstag, 31. Januar, im Wolkensteinsaal des Konstanzer Kulturzentrums ab 19.30 ein Zeitzeugengespräch mit Ursula Mamlok. Zu Ehren dieser Komponistin, die 1939 von Berlin nach Ecuador floh, findet zudem am Sonntag, 1. Februar, ihrem 92 Geburtstag, ein Sonderkonzert des Philharmonischen Kammerorchesters im Festsaal des Steigenberger Inselhotels statt: Unter dem Titel „Happy Birthday“ werden ab 19 Uhr nur Musikstücke von Ursula Mamlok gespielt. [modal id=“19250″ style=button color=default size=default][/modal]
Autor: hpk, Fotograf: MiMaWi
Ja. Vergrössern wir einfach die Menge der Menschen, die auch auf der Strasse zeigen, dass sie sich eine vielfältige und demokratische Welt nicht nehmen lassen. Und auch als ein Signal an ALLE Parteien, dass wir einen weiteren Rechtsruck in unserer Gesellschaft nicht haben wollen, kein „Verständnis“ haben wollen für das Geschrei aller *GIDA-Mitläufer. Je schneller diese Gruppen wieder von der politischen Bildfläche verschwinden, desto besser.
Ich werde am Mittwoch hier in der Stadt auf die Straße gehen und rufe jeden dazu auf, es mir gleich zu tun. Zeigen wir, dass unsere Welt nicht schwarz-weiß und kleinkariert ist, sondern dass wir für und mit Menschen aller Nationalitäten, Herkunftsländer und Kulturen zusammenstehen!
Solidarische Grüße an Alle, die sich anschließen, auch nach Vill-Schwenn und Radolfszell.