Preisgekröntes im Zebra-Kino

Zwei Sieger-Streifen machen das Wochenprogramm im Konstanzer Zebra-Kino aus: „Der Sommer mit Mamã“ gewann beim Sundance Filmfestival – die Festspiele für Underground-Filme werden vom Hollywood- Star Robert Redford organisiert und finanziert – den Spezialpreis der Jury für das Beste Schauspiel. Und „The Tribe“ bekam bei den Filmfestspielen in Cannes den Critics Week Grand Prize. Zwei gute Gründe also, mal wieder ins Dunkel des Chérisy-Kinos einzutauchen.

Der Sommer mit Mamã

BRA 2015; 111 Min.; Regie : Anna Muylaert ; Mit: Regina Casé, Camila Márdila, Michel Joelsas u.a. Portugiesische Originalversion mit deutschen Untertiteln.
Val arbeitet seit unzähligen Jahren bei einer wohlhabenden Familie in São Paulo. Mit größter Hingabe und Pflichtbewusstsein geht sie ihrer Tätigkeit als Haushälterin nach. Insbesondere für den jungen erwachsenen Sohn Fabinho hat sie sich zu einer zweiten Mutter und zu einem festen Bestandteil der Familie entwickelt. Dennoch besteht Val darauf, sich ihren Arbeitgebern nach alter Manier strikt unterzuordnen. Als sich ihre leibliche Tochter Jéssica, die sie vor über zehn Jahren in ihrer alten Heimat bei einer Freundin zurückgelassen hat, für einen Besuch ankündigt, gerät das festgefahrene Zwei-Klassen-Modell ins Wanken.

Das aufmüpfige Verhalten der Tochter führt schließlich dazu, dass Val beginnt, über ihr eigenes, festgefahrenes Benehmen nachzudenken. So wandelt sich das anfängliche Bestürzen über das Betragen der Tochter zu einer Entrüstung über die Hochnäsigkeit der eigenen Chefin. Auch innerfamiliäre Konflikte zwischen Mutter und Tochter werden von Regina Casé und Camila Márdila grandios skizziert. Zu Recht gewannen die beiden für ihre Leistungen in „Der Sommer mit Mamã“ beim Sundance Filmfestival den Spezialpreis der Jury für das Beste Schauspiel.

Spieltermine: Do., 05.11.15, 20:00 Uhr; Fr., 06.11.15, 21:45 Uhr; Sa., 07.11.15, 19:00 Uhr; So., 08.11.15, 17:30 Uhr; Mo., 09.11.15, 19:00 Uhr

The Tribe

UKR/NLD 2014; 126 Min.; Regie: Miroslav Slaboshpitsky; Mit: Grigoriy Fesenko, Yana Novikova, Rosa Babiy u.a. FSK ab 16, OV in (ukrainischer) Gebärdensprache.
Der taubstumme Sergey wird in einem Internat für Gehörlose aufgenommen. Dort beherrscht durch Drogenhandel, Raub und Prostitution eine Gruppe den Alltag. Durch das Bestehen von Mutproben rückt der zuvor zum Außenseiter abgestempelte Sergey schnell in der Hierarchie der Tribe auf, ehe er sich in ein anderes junges Mitglied verliebt und damit gegen Regeln verstößt.

Bei den Filmfestspielen in Cannes gewann der experimentelle und mutige Debütfilm (s. Foto) des ukrainischen Regisseurs Miroslav Slaboshpitsky aufgrund seiner großen Kunstfertigkeit und Originalität auf Anhieb den Critics Week Grand Prize. Da der beeindruckende Film innerhalb einer geschlossenen taubstummen Gesellschaft spielt und auch die Protagonisten mit tatsächlich gehörlosen Amateurschauspielern besetzt sind, verzichtet der Regisseur konsequent auf Musik, Erzählerstimme und Untertitel.

Obwohl der Film ausschließlich mit Zeichensprache auskommt, bleibt er durch die universelle Sprache des Körpers und dessen Mimiken und Gestiken verständlich. Dabei sind insbesondere bei den gezeigten Liebes- und Gewaltszenen Handlungen unmissverständlicher als jedes gesprochene Wort.

Spieltermine: Fr., 06.11.15, 19:00 Uhr; Sa., 07.11.15, 21:15 Uhr; So., 08.11.15, 20:00 Uhr; Mo., 09.11.15, 21:15 Uhr

PM/hpk