Protest auf allen Ebenen gegen Vonovia

In Hamburg, Frankfurt und Berlin – nun auch in Konstanz: Mieter kontra Vonovia. In der heutigen Ratssitzung soll eine Resolution zum Skandal in der Schwaketenstraße diskutiert werden und Mieter werden sich in der Bür­ger­fragestunde zu Wort melden. Sie machen mobil gegen ihren Vermieter, Deutschland größtes Wohnungsunter­nehmen, der allein in Konstanz 635 Wohnun­gen besitzt. Gestern haben Vonovia-Mieter eine Initiative gegründet, die Gegenwehr organisiert.

Noch zählt die Gruppe erst 12 Mitglieder, von denen sich gestern acht in den Räumen des Mieterbundes am Zähringerplatz zur konstituierenden Sitzung trafen. Aber viele der 260 Betroffenen in der Schwaketenstraße haben schon jetzt ihre Unterstützung signalisiert – Corina Jäger und Brigitte Gebauer, die Initiatorinnen der Initiative, sind sich sicher, dass bald die Räume des Mieterbundes für die jetzt vereinbarten regelmäßigen Treffen nicht mehr ausreichen werden.

Wie den Widerspruch formulieren?

Schwerpunkt der ersten Sitzung war die Formulierung eines gemeinsamen Widerspruchs gegen die Sanierungspläne. Denn Vonovia hat eine Millionen-Reparatur in den zwei achtstöckigen Blocks angekündigt, und die Befürchtung der Betroffenen ist nun, dass ein Großteil dieser Kosten auf die Miete umgelegt werden soll, dass ihre Mieten dann um bis zu 40 Prozent steigen könnten.

In einem dreiseitigen „Muster-Widerspruchs-Schreiben“ wird Einspruch erhoben – gegen die „energetische Modernisierung“, die gar nicht nötig sei, weil vor Jahren schon einmal eben dies saniert worden war und die Mieten verteuerte, gegen einen Umbau der Heizungsanlage, für den eine korrekte Kostenaufstellung fehlt, gegen Bad-Erneuerungen, für die zum Ausgleich während des Umbaus mehrere Container mit Duschen und Toiletten auf dem Gehweg aufgestellt werden sollen. „Unzumutbar“, sagen die Protestler, „denn bei uns wohnen viele kranke Rentner und junge Familien mit Kleinkindern – wie sollen die nachts aufs Klo kommen?“, zumal auch der Fahrstuhl wegen Reparatur-Arbeiten stillgelegt wird.

Politischer Protest

Auch Briefe an Minister und Abgeordnete wurden bereits gemeinsam formuliert. Und der Auftritt von Corina Jäger in der heutigen Gemeinderatssitzung besprochen. Da traf es sich gut, dass Mitglieder vom Kreisverband der Linken ihre Unterstützung für die neue Mieter-Initiative überbrachten und versprachen, auf allen politischen Ebenen, ob im Kreistag oder Gemeinderat, im Mieter-Interesse aktiv zu werden. Applaus gab es für die Ankündigung der Linken, die Überführung der Vonovia in öffentliches Eigentum zu fordern. Damit sollen Mieten und Betriebskosten gesenkt, Modernisierungsvertreibung gestoppt und Mieterrechte eingehalten werden.

Der Protest in Konstanz hat gestern gerade mal begonnen. Aber bundesweit kämpfen schon länger Initiativen gegen Abzocke und Mietenwahnsinn beim Wohnungskonzern Vonovia. Durchaus mit Erfolg, wie in der Facebook-Gruppe „Mieter contra Vonovia“ nachzulesen ist.

hpk

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