Psssst! – Schau mal, ein Geräusch
Aktuell läuft auf der Werkstattbühne des Theaters Konstanz ein ganz besonderes Familienstück (für Kinder ab 4 Jahren). In der Inszenierung von Barbara Fuchs und Jörg Ritzenhoff heißt es ganz einfach „Psssst!“, und schon geht sie los, die Reise in das Reich der Klänge mit den wunderbaren Darsteller*innen Sarah Siri Lee König und Jonas Pätzold.
Schon das von Jörg Ritzenhoff entworfene Bühnenbild beamt die Zuschauer*innen in ein naturwissenschaftliches Versuchslabor. In der linken Ecke der schwarzen Werkstattbühne steht ein Overhead-Projektor (ja, sowas gibt es tatsächlich noch!), in der rechten ein alter Röhren-Fernseher. Jeweils an den Seiten gegenüber hängen ein großer und ein kleiner weißer Kittel und stehen ein Paar großer und ein Paar kleiner weißer Clogs bereit. In der Mitte beherrschen zwei Regale die Bühne, die mit weißen Jalousien verhangen sind, dazwischen eine Kamera mit Stativ. Sitzkissen in der ersten Reihe sind für die ganz besonders neugierigen Knirpse am vorderen Rand der Bühne gedacht.
Geräusche sichtbar machen
Die Gesichter der beiden Schauspieler*innen begegnen uns zunächst nur in schwarz-weiß über den Röhrenfernseher. Fröhlich lächelnd gewinnen sie nicht nur das Vertrauen der Kleinen. Spätestens als sie die Jalousien hochziehen, ist die Neugier geweckt. Allerlei kuriose Apparaturen mit Knöpfen und Schaltern kommen da zum Vorschein. Doch der Fokus des Stücks liegt nicht auf dem großen „Wumms!“ – sondern eher auf den leisen Tönen: Rhythmen, die man mit Bürsten auf die Tischplatte schrubben kann, dem Plätschern beim Eingießen des Wassers und singenden Fischen im Aquarium. Die eben noch wuselige Kinderschar sitzt mucksmäuschenstill und lauscht den episodenhaften Klangversuchen. Dann gehen Staunen und Überraschung durch die Reihen.
Das Stück kommt fast ohne gesprochene Worte aus und versucht stattdessen, Geräusche zu visualisieren. Da hüpfen Styroporkugeln auf einem wummernden Basslautsprecher, und Sarah Siri Lee König und Jonas Pätzold hüpfen heiter im Beat mit. Oder ein Musikstück ist im Hintergrund zu hören, und das Darstellerpaar malt mit bunten Stiften in der passenden Farbe entsprechende Muster auf die Projektorfolie, sodass die „Musik“ plötzlich auf dem Bühnenhintergrund zu sehen ist.
Werkstattbühne als Labor
In Zeiten der nahezu allgegenwärtigen Reizüberflutung ist „Psssst!“ ein wahres Fest für die Sinne, weil es erlaubt, Geräusche achtsam wahrzunehmen und erlaubt, sie wirken zu lassen. Dabei ist es ganz und gar nicht langweilig. Dafür sorgen schon Sarah Siri Lee König und Jonas Pätzold mit ihrem humor- und liebevollen pantomimischen Spiel. Nicht zuletzt bietet die Werkstattbühne mit ihrer überschaubaren Größe und der geringen Distanz zwischen Publikumsraum und Bühne das ideale Setting (es wäre ein gewaltiger Verlust, fiele diese Institution dem Sparzwang zum Opfer!).
Zum Schluss können die Kleinen Theater noch ganz hautnah erleben und dürfen sich auch vor die Kamera stellen, um sich selbst im Röhrenfernseher zu sehen. Wenn das nicht einen Besuch wert ist …
Text: Franziska Spanner, Bild: Theater Konstanz