Radweg nach Tägerwilen wird breiter und besser
In seiner letzten Sitzung beschloss der Konstanzer Gemeinderat auch den Ausbau des vorhandenen Fuß- und Radweges zwischen Konstanz und Tägerwilen. Der Weg wird auf etwa das Doppelte verbreitert, so dass er in beiden Richtungen Fußgängern wie Radfahrern mehr Platz bietet. Die Konstanzerstrasse bleibt für den Autoverkehr geöffnet, Berufspendler und andere Ortskundige können den Hauptzoll also weiterhin durchs Tägermoos umfahren.
Die Renovierung des Radweges entlang der Konstanzerstrasse vom Gottlieber Zoll durchs Tägermoos nach Tägerwilen ist seit letztem Donnerstag beschlossene Sache. Allerdings stieß das Projekt bei Peter Müller-Neff (FGL) auf Kritik. Er erinnerte daran, dass man damals die Seetalstrasse entlang der Bahn zwischen Tägerwilen und Kreuzlingen eigens ausgebaut hätte, um später einmal die Konstanzerstrasse durchs Tägermoos renaturieren zu können. Deshalb forderte er die Sperrung der Konstanzerstrasse für den Autoverkehr – und deren Öffnung ausschließlich für den Radverkehr und allfällige Anlieger. „Die Konstanzerstrasse ist ein Schleichweg, der stark frequentiert wird und eine hohe Belastung fürs Paradies mit sich bringt,“ kritisierte er.
Zahlen zum Verkehr auf dieser Strecke liefert die Beschlussvorlage: „An normalen Werktagen ist die Konstanzerstrasse mit ca. 5000-6000 Kfz/Tag belastet, an Spitzentagen werden Verkehrsbelastungen zwischen 6000 und 8000 Kfz/Tag erreicht. Für den Radverkehr stellt sie einerseits die direkteste Verbindung zwischen Konstanz und Tägerwilen dar und ist gleichzeitig auch Bestandteil des Bodenseeradwegs entlang des südlichen Unterseeufers. In einer stichprobenhaften Zählung wurden am 04.8.2014 zwischen 17:05 und 17:35 Uhr insgesamt 107 Radfahrer gezählt.“
Gemeinde Tägerwilen gegen Sperrung
Oberbürgermeister Uli Burchardt konterte, dass die Gemeinde Tägerwilen gegen die von Müller-Neff geforderte Sperrung der Konstanzerstrasse votiere. Anders als bei der Sperrung der Kreuzlinger Straße in Konstanz-Stadelhofen nahe dem Hauptzoll sei hier also keine Einvernehmlichkeit mit den Schweizern herzustellen, deshalb sei Müller-Neffs Vorschlag nicht realisierbar.
Jürgen Ruff (SPD) raunzte anschließend (noch im Wahlkampfmodus) in Richtung Müller-Neff, das alles habe man doch schon im Technischen und Umweltausschuss besprochen, Müller-Neffs Redebeitrag sei also einfach nur Zeitverschwendung gewesen. Daraufhin briet ihm Anne Mühlhäußer (FGL) von hinten einen über, er, der Jürgen Ruff, rede selbst gern viel und lang, da werde er ja wohl noch zwei Minuten Zeit haben, dem Peter Müller-Neff zuzuhören. Kein Wunder, dass die rot-grüne Koalition in Stuttgart bei den Wahlen … aber lassen wir die Weltpolitik aus dem Spiel.
Bäume fallen
Wie auch immer: Der bisherige Rad- und Fußweg vom Gottlieber Zoll in Richtung Tägerwilen wird ausgebaut. Auf einer Länge von 1310 Metern wird er auf eine Breite von drei Metern erweitert, also etwa verdoppelt. Außerdem sollen einerseits auf der Konstanzer Seite kurz vor dem Zoll sowie andererseits am entgegengesetzten Ende kurz vor Tägerwilen Radquerungen errichtet werden, damit die Radfahrer die Straßenseite leichter wechseln können, um auf den weiterführenden Radweg zu gelangen. „Die Baukosten“, so die amtliche Vorlage, „werden mit bis zu 35 % von Seiten des Schweizer Bundes über Agglomittel gefördert – die verbleibenden 65 % der Baukosten werden zu je 1/3 von dem Kanton Thurgau, der Gemeinde Tägerwilen und der Stadt Konstanz zu tragen sein.“ Die Stadt Konstanz wird sich letztlich mit ca. 275 000 € daran beteiligen.
Diese Kosten umfassen übrigens auch die Ausgaben für das Roden einiger Bäume, die zum Teil schon gefällt wurden. Am unasphaltierten Radweg-Ende nach Tägerwilen hin ist der Nadelbaumbestand am Wegesrand aus 15 oder 16 jahrzehntealten Bäumen etwa auf Höhe der Tägerwiler Badi bereits zu mehr als der Hälfte abgesägt worden. Außerdem wird es vermutlich einige der Obstbäume entlang des gesamten Radweges treffen, sofern sie dem Ausbau im Wege stehen. Einige Bäume waren auch schon von den aktuellen Tiefbauarbeiten betroffen, aber der Gemeinderatsbeschluss sieht Ersatz vor.
Und für uns Radfahrer steht ja ohnehin fest, dass diese Bäume glücklich – weil für eine gute Sache – gestorben sind.
O. Pugliese
Wann wird der Radweg im Tägermoos endlich erneuert, nachdem der Straßenbelag bereits seit letzter Woche fertig ist? Markus Heier, bei der Stadt Konstanz für das Mobilitätsmanagement zuständig: „Im Laufe des Jahres 2017 wird die Planung durch das beauftragte Schweizer Planungsbüro weitergeführt und notwendiger Grunderwerb getätigt. Sollte es hier zu keinen Problemen kommen, wird die Planung noch 2017 fertiggestellt. Danach folgt die Klärung der Kostenbeteiligungen (Kanton, KN und Tägerwilen). Sobald dies geklärt ist, können die Bauarbeiten ausgeschrieben und vergeben werden, Baubeginn wäre dann – sollte nichts Wesentliches dazwischenkommen – im 1., spätestens 2. Quartal 2018. Über die Dauer der Arbeiten kann ich im Moment leider noch nichts sagen.“ Markus Heier verweist in diesem Zusammenhang ausdrücklich darauf, dass sich der Zeitplan aber wegen möglicher Verzögerungen in puncto Förderungen und der notwendigen Abstimmungen zwischen der Schweiz und Deutschland noch ändern kann.
Ich verstehe leider nicht,warum immer überall ums Verrecken der Fahrradverkehr behindert wird. Warum beispielsweise selbst auf der Fahrradstraße die Fahrradfahrer (obwohl laut Verkehrszählung wesentlich mehr unterwegs als Autofahrer in querender Richtung) mehrmals Vorfahrt beachten müssen. Ich verstehe auch nicht, warum ein Großteil der Autofahrer leider mit den Regeln der StVO nicht vertraut zu sein scheinen, wenn man beispielsweise am Döbelekreisel obwohl vorfahrtsberechtigt ständig anhalten muss, nur um nicht überfahren zu werden. Oder warum man an so vielen Stellen in Konstanz plötzlich an einem Radwegende steht, wo die Straße einfach aufhört oder an Ampeln, wo man für ein einfaches Abbiegen an mehreren roten Ampeln warten muss (und komischerweise erlebe ich es mit dem Auto nie, dass eine Straße einfach aufhört oder man mehr als eine Ampel an einer Kreuzung queren muss).
Insofern kann ich nicht erkennen, dass man in Konstanz irgendwie „ums Verrecken den Autoverkehr behindert“. Ich stimme zu, dass es nicht ins Extreme gehen muss (und die hier geäußerten Vorschläge sahen alle keine vollständige Schließung für den Autoverkehr vor) und daher sollte man die extreme Benachteiligung des Fahrradverkehrs endlich mal beenden.
Hallo Herr Wagner,
Zu Ihrem Hinweis:
„Bitte machen Sie sich bei Gelegenheit mit dem Unterschied zwischen dem Verbrauch pro Stunde und dem Verbrauch auf 100 Km vertraut.“
Oh das wäre so schön, wenn man durch schneller fahren insgesamt Benzin sparen würde, leider steigen die (Luft)Reibungskräfte nicht linear an, sondern näherungsweise quadratisch mit der Geschwindigkeit an, somit ist das Gegenteil der Fall.
Schauen Sie doch mal hier:
http://www.wdr.de/tv/kopfball/sendungsbeitraege/2011/1030/geschwindigkeit.jsp
oder hier:
http://www.zeit.de/auto/2011-07/tempo30-stadtverkehr
vorbei. Temp 30 hätte auch andere Vorteile.
Lieber Herr Magulski, Herr Kirsten und Herr Walter,
Offensichtlich fehlt Ihnen das Wissen um mein Argument zu verstehen.
Bitte machen Sie sich bei Gelegenheit mit dem Unterschied zwischen dem Verbrauch pro Stunde und dem Verbrauch auf 100 Km vertraut.
Ich verstehe einfach nicht, warum hier unbedingt um´s Verrecken der Autoverkehr behindert werden soll, wenn doch nach Errichtung eines ordentlichen Radwegs ein ungestörtes Nebeneinander möglich ist (meinetwegen auch an den Querungspunkten mit Vorrang für den Fahrradverkehr). Muss es denn immer gleich in´s Extreme gehen?
Hallo Herr Wagner, gut, dass Sie Ihre Bedenken hier vortragen. Ob Sie bei Tempo 30 mehr Benzin verbrauchen als bei Tempo 50 hängt natürlich von Ihrer Fahrweise ab. Da der Luftwiderstand eines Fahrzeugs im Quadrat mit der Geschwindigkeit steigt, erhöht das Tempo prinzipiell auch den Energiebedarf zur Überwindung desselben. Das „moderne“ Fahrzeuge bei geringerem Tempo mehr Benzin verbrauchen liegt an deren für innerstädtische Fahrten eher ineffizienten Ausrichtung. Falls Sie die befürchteten 10 Liter Mehrverbrauch im Jahr wieder rausholen wollen, empfehle ich die Lektüre und Umsetzung folgenden Leitfadens des Umweltbundesamts: https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/publikation/long/3705.pdf … oder doch der zumindest gelegentliche Umstieg aufs Rad oder Pedelec (falls es Ihre Umstände zulassen). So oder so weiterhin sicheres Unterwegssein. Marco Walter
Also Herr Wagner, dass ist wirklich eine Milchmädchenrechnung. Nicht nur, dass wie Peter Magulski schon korrekt feststellt langsamfahren keinswegs gleich zu einem Mehrverbrauch führt, so vernachlässigen Sie auch völlig den Umsteigeffekt: Je mehr wir Menschen durch gute Infrastruktur für Radfahrer erstmal ermöglichen, das Rad auch für den Arbeitsweg nutzen zu können, desto weniger Sprit wird auch verbraucht. Wenn man nur einige wenige Prozent durch die attraktivere Infrastruktur zu einer Fahrrad- statt Autofahrt bewegt, dann wiegt dies den geringen Mehrverbrauch schon auf.
Im Übrigen ist dazu festzustellen, dass nur ein winziger Prozentsatz der Autofahrer aus gesundheitlichen Gründen nicht Fahrradfahren kann – selbst längere Strecken sind dank E-Bikes heutzutage auch für untrainierte oder ältere Personen keine Schwierigkeit. Leider wird dieser winzige Prozentsatz immer wieder vorgeschickt, wenn es um die Verteidigung von Autofahrerbevorzugung geht – Dabei ist in der Realität meist schlicht Bequemlichkeit der Grund, weshalb man nicht umsteigt.
@Gerhard Wagner: seit wann ist eine Temporeduktion mit einer Erhöhung des Benzinverbrauchs verbunden? Normalerweise ist das Gegenteil der Fall, d.h. eine Benzinersparnis wäre die Folge wenn anstatt mit 80 km/h mit 30 km/h gefahren wird. So können Sie übrigens durch konstantes Langsamfahren auf allen Straßen Benzin sparen, wenn „aus Gründen“ Fahrad fahren nicht möglich ist 🙂
Wenn die Tägermoosstrasse für Autos geschlossen werden würde, bedeutet das für mich, dass ich pro Jahr ca 33 Liter mehr an Benzin brauchen würde.
Tempo 30 auf dieser Strecke würde für mich immer noch bedeuten, dass ich im Jahr ca 10 Liter mehr an Benzin brauchen würde.
Und ich bin nur einer von hunderten, die in Tägerwilen und Umgebung arbeiten, die Tägermoosstr. als Arbeitsweg brauchen und aus diversen Gründen weder Fahrrad noch den öffentlichen Nahverkehr nutzen können.
Sorry,
aber der aktuelle AK-Rad ist doch nur noch ein TUA-Rad.
Er dient als Feigenblatt für TUA- / GR- Vorlagen.
Damit nichts nachgelesen werden kann,
gibt es auch keine Niederschriften von den Ak-Rad-Sitzungen.
Mir sind für 2016
keine Termine vom Ak-Rad Arbeitskreiskoordinator genannt worden
(http://www.konstanz.de/umwelt/01604/03256/03333/index.html).
Gibt es keine?
Offene Themen gibt es so an die 20- 30.
Auch der ADFC (Allg. Dt. Fahrradclub) bedauert, dass diese wichtige infrakturelle und touristische Achse nicht ausreichend im AK Rad besprochen wurde. Dass das Tägermoos eine Besonderheit darstellt, die Schweizer Nachbargemeinden ein gerüttelt Mass an Mitspracherecht haben, versteht sich von selbst, aber trotzdem hätte es einer auf die Belange des Radfahrens abgestimmten Gesamtäußerung aus Konstanz bedurft. Schade – eine Gelegenheit verpasst!
Ralf Seuffert
Sprecher des Vorstandes des ADFC im Landkreis KN
Es ist widersinnig überhaupt Geld in eine neue Asphaltierung der alten Strecke zu stecken und einen Radweg neu zu bauen wenn in 200 Metern Abstand eine nagelneue schnurgerade Strasse direkt zum Zoll führt.
Die alte Strasse gehört zurückgebaut, genau wie die Allee zur Mainau.
Eine gesonderte Spur für Landwirtschaft und Biber würde reichen und ein attraktiver breiter Radweg ohne Autolärm und Abgase könnte den Uferweg für Fussgänger bedeutend entlasten.
Dazu eine Zufahrt von Tägerwilen aus als Begegnungszone mit ausreichend grossem Parkplatz an der Tägerwiler Badi , dann hätte auch die wilde Parkerei am Kuhhorn ein Ende.
Für eine gesamte Aufwertung des Areals müsste man nur einen Schleichweg für Autos streichen, ein geringer Preis also.
Warum diese Aufgabenstellung nicht im Arbeitskreis Radverkehr diskutiert wurde, ist mir ein Rätsel. Wozu sitzen denn Vertreter der Fraktionen, der Verbände, der Verwaltung an einem Tisch? Geben wir dort das Feigenblatt der Bürgerbeteiligung?
Weder die Radwegerneuerung im Tägermoos, noch die Aufgaben und der Handlungsspielraum des Arbeitskreises sind zu Ende gedacht und diskutiert. Hier verpufft viel ehrenamtliches Engagement und Fachwissen im luftleeren Raum der Beliebigkeit.
Eine baldige Sitzung des AK Rad und eine klärende Aussprache mit verbindlicher Zielvereinbarung für den Arbeitskreis müssen folgen.
Warum sich die Stadt die Chance vertut Einwände rechtzeitig zu behandeln und gemeinsam an Runden Tischen nach Lösungen zu suchen, nämlich bevor Tatsachen geschaffen werden ist mir ein Rätsel. Das würde allen Beteiligten Kraft und Zeit sparen. Und das betrifft nicht nur den Radweg im Tägermoos, sondern eine Vielzahl von Bauvorhaben und Planungen – die Stadtentwicklung an sich. Die Verbände sind sind auch dort zur Mitarbeit bereit. Angebote wurden reichlich gemacht. Jetzt liegt es an der Stadt, ob sie darauf eingehen will.
Tobias Klein
Vorstand BUND Konstanz und Mitglied im Arbeitskreis Radverkehr
Wenn ich es richtig verstehe, ist für diese Strecke keine Beleuchtung vorgesehen. Nach meinen Erfahrungen sollten in diesem Fall ähnlich wie auf dem Radweg bei Hegne die beiden Ränder des Weges jeweils durch eine deutlich sichtbare weiße Linie markiert werden. Als Radfahrer kann man sich in der Nacht gut an diesen Begrenzungslinien orientieren, vor allem wenn einen entgegenkommende Autos blenden. Oder sind solche Linien ohnehin als Standard vorgeschrieben?
Hallo Dirk, natürlich fände ich eine Fahrradstraße auch besser als Radfahrstreifen. Dies vorzuschlagen habe ich nach der unseligen Diskussion um die Fahrradstraße in der Petershauser/Jahnstraße allerdings für diese Stelle schon gar nicht gewagt, da die echte Bevorrechtigung des Radverkehrs gegenüber dem Autoverkehr für viele Entscheider immer noch ein schwer verdaulicher Gedanke ist und nach meiner Einschätzung insbesonders auch die Schweizer Seite hier nicht mitgemacht hätte. Tempo-30 und Radfahrstreifen ohne mehrmalige Querung würden auf jeden Fall mehr Sicherheit für Fußgänger und Radfahrer schaffen und die Baumallee retten. Überhaupt erstaunlich, dass man sich ein Jahr nach den großen Turbulenzen um die Pappelallee schon wieder traut, eine Allee im Tägermoos fällen zu wollen.
Ich finde das wieder eine völlige Fehlplanung. Ich würde hier noch weitergehen als Marco und einfach eine fahrradstraße einrichten, welche man ja auch für den Autoverkehr freigeben kann: Das hat beispielsweise den Vorteil, dass Fahrradfahrer ganz legal nebeneinander fahren können. Für diese lächerliche 500m Strecke ist es Autofahrern auch völlig zumutbar, im Fahrradfahrertempo zu fahren, der reale Zeitverlust ist kaum messbar. Wenn man dort Fahrradschutzstreifen auf der engen Straße macht hat das nur zur Folge, dass Autofahrer sich im 5cm-Abstand an einem vorbeidrängeln „weil da ja Platz ist“. Am katastrophalsten ist die jetzt vorgeschlagene Lösung, wenn ich die Skizze richtig verstehe: Der radweg soll also nur auf der von Konstanz gesehen linken Straßeseite erfolgen. Dass heißt mal wieder, dass man innerhalb von 500 Metern zweimal die Straße queren muss (und da natürlich jedes Mal warten muss, wenn Autos kommen). Sorry, aber das ist doch völlig lebensfremd. Der Großteil der radfahrer wird für dieses Stückchen einfach auf der rechten Seite der Straße bleiben. Solche Ideen können nur Stadtplanern kommen, die nie selber aufs Rad steigen – Warum werden eigentlich mal Autostraße gebaut, die an jeder Straßenecke gezwungen werden Straßenseiten zu wechseln und dabei zu warten? Oder wie am Zähringerplatz, wenn man von der Uni kommend links abbiegen will und an 4 (!) Ampel warten muss. Was für ein Aufstand gemacht werden würde, wenn man das Autofahrer präsentieren würde möchte ich mir gar nicht ausmalen…
Schade, dass die Jahrzehnte alte Radfahrer und Fußgänger benachteiligende Verkehrsführung jetzt auf höherem Niveau aufrecht erhalten wird und dafür auch noch Bäume gefällt werden.
Die ERA (http://www.kompetenzzentrum-radverkehr.de/fileadmin/redakteure/pdf/LGB-ERA_2011.pdf; Empfehlung für Radverkehrsanlagen, Radwege sind solche) empfiehlt bei einseitigem Zweirichtungsradweg eine Regelbreite von 3 m (ohne Fußgänger wohl gemerkt).
Über diesen Weg läuft der Bodensee-Radweg, der mit 220.000 Radfahrern jährlich meistbefahrene Radweg der Welt (http://www.bodensee-radweg.de/). Er ist zusätzlich auch eine nicht unbedeutende Radpendlerachse für Konstanzer, die in Tägerwilen bis Ermatingen arbeiten und umgekehrt. Diese Alltagsradler möchten möglichst schnell ihr Ziel erreichen.
Der Pedelec-Radverkehr wird weiter zunehmen. Auch das millionenschwere Handlungsprogramm Radverkehr in Konstanz wird Radverkehrszuwächse erzeugen.
Der Weg ist Teil eines schon mal unterschätzten (Pappelallee) Naherholungsgebietes (Kleingärten, Tägerwiler Badi, Kuhhorn) für das ganze Konstanzer Paradies, mit erheblichem Fußgänger-, Jogger-, und Hundepotential.
Hinzu kommt, dass die Schweiz auch Inline-Skater-Routen entlang des Sees bewirbt.
D.h. wir haben Bedarf für nebeneinander fahrende Radtouristen in beiden Richtungen, Inlineskater, Schnellverkehre von Pendlern und Pedelecfahrern und Fußgängern mit Kleinkindern und Hunden. Alles auf der selben Fläche von 3 m Breite.
Diesen Extrembedarf meint die Planungsseite wieder gerade nur mit der Regelbreite lösen zu können. Selbstverständlich mit einhergehenden erheblichen Benachteiligungen für den Rad- und Fußgängerverkehr.
Fußgänger (zur Rest- oder bald-wieder-Pappelallee) und Radfahrer müssen zweimal eine Kfz-Route queren – ein warum auch immer in Kauf genommenes, entbehrliches Sicherheitsrisiko – und eine zusätzliche zeitliche und schadstoffzuführende Benachteiligung. Eine Kfz-Route, die durch neuen Fahrbahnbelag zu weit höheren als derzeit angemessenen Geschwindigkeiten führt und das Risiko für Radfahrer und Fußgänger nochmals erhöht.
Marco Walters Idee mit Radfahrstreifen, Tempolimit und eingeengter Fahrbahn beschleunigt nicht nur den (zahlenmäßig anscheinend gleich hohen, warum wird bei solcher Planung der Bedarf nicht erfasst) Radverkehr, sondern erhöht auch die Sicherheit. Die der Radfahrer, weil sie keine zwei Mal queren müssen und die der Fußgänger, weil der Kfz-Verkehr verlangsamt wird durch Fahrbahnbreite, Tempolimit und Präsenz der Radfahrer.
Bedarfs- und interessengerecht für die Fußgänger ist allerdings
ausschließlich ein beidseitiger Fußweg zumindest vom Zoll bis zur
Abzweigung zur Pappelallee!
Schade, dass Planungen, wie diese, die den Radverkehr in und um Konstanz die nächsten 20 Jahre betreffen, nicht im Arbeitskreis Rad vorbesprochen werden. Dort könnten Argumente im Vorfeld eine ausgewogenere Abwägung erzeugen und aufzeigen, dass derzeit Rad- und Fußverkehrsplanung immer noch nicht in Augenhöhe mit dem Kfz-Verkehr, sondern ausschließlich aus der Windschutzscheibenperspektive stattfindet.
Bernhard Wittlinger,
Vorsitzender des VCD Kreisverband Konstanz e.V. und als solcher auch Mitglied des gemeinderätlichen Arbeitskreises Rad in Konstanz
Der BUND Konstanz hatte sich bereits im letzten Jahr in einem Schreiben an Herrn Langensteiner-Schönborn für den Erhalt der Bäume eingesetzt. Es ist traurig und völlig unnötig, dass diese jetzt fallen sollen. Mit etwas gutem Willen und Weitsicht wäre das durchaus vermeidbar gewesen. Der Radverkehr wird hier als Vorwand missbraucht. Die bereits von Marco Walter erwähnten Radfahrstreifen wären eine gute Lösung. Für die Anlieger, für den Radverkehr und die Natur.
PMN von der FGL möchte den historischen westlichen Ausgang aus der Stadt für Fahrzeuge sperren. Keine gute Idee. Es handelt sich hier um eine klassische Insiderstrasse, die daher eher spärlich benutzt wird. An „Spitzentagen“ kann sie sogar den Verkehr am Autobahnzoll leicht entlasten. Dort stehen zwar zwei Fahrspuren zur Verfügung, doch arbeitet der Schweizer Zoll stets nur einspurig. Das bringt den Stau bis ins Paradies. Die Konstanzerstrasse durchs Tägermoos ist bereits heute richtigerweise mit einer für alle erträglichen Geschwindigkeitsbegrenzung ausgestattet. Das mit den „Schleichwegen durchs Paradies“ (Marco Walter) ist eine Sache, die sich korrigieren lässt, sollte die Störung täglich arg einwirken. Schön wäre es übrigens, wenn der Radtourismus dem Rhein entlang vollgrün auf einem gesonderten Weg nach Gottlieben geleitet werden könnte. Anregung für die FGL?
Die Bäume fallen nicht für den Radverkehr, sondern dafür, dass der Autoverkehr weiterhin ungebremst durchs Tägermoos fließen und auf Schleichwegen durchs Paradies fahren kann. Es ist sehr bedauerlich, dass die Schweizer Seite einer Sperrung der Straße als Durchgangsstraße und damit der Mischnutzung mit dem Radverkehr nicht zugestimmt hat. Denn das hätte einige Verkehrsprobleme im Paradies gelöst, weniger Kosten verursacht und die Bäume am Leben gelassen. Ein guter Mittelweg ohne Durchfahrtsperrung wäre die Umwidmung der Straße in eine Tempo-30-Zone und das Aufmalen von Radfahrstreifen gewesen. Zu hoffen bleibt, dass der verbesserte Radweg dann zumindest einige Autopendler wieder zurück aufs Rad bringt und damit doch eine gewisse Verkehrsentlastung eintritt.