Rassismus auf dem Münsterplatz
(hpk) Peinlich, peinlich und sogar skandalös: Eine US-amerikanische Delegation erlebt auf dem Münsterplatz eine Konstanzer Stadtführerin, die farbige Geflüchtete beschimpft. Noch peinlicher: Auch in der Gruppe befanden sich drei farbige Menschen. Eric Thiel übrigens, Konstanzer Tourismus-Chef, beeilt sich mitzuteilen, dass diese Stadtführerin nicht im städtischen Auftrag unterwegs war. Vielmehr trat sie als Kandidatin bei den letzten OB-Wahlen an und gründete dann eine Agentur, die Führungen anbietet. Lesen Sie selbst, was die Delegationsleiterin in ihrem weit gestreuten Brief zu berichten weiß:
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, sehr geehrte Fraktionsvorsitzende, sehr geehrte Damen und Herren des städtischen Tourismusbüros,
Ich organisiere gerade eine Bildungsreise für US-amerikanische Bildungsadministratoren zum deutschen Berufsbildungssystem nach Stuttgart und Konstanz. In Stuttgart haben wir bereits das Kultusministerium und die Firma Trumpf besucht. Heute Nachmittag hatten wir einen sehr informativen Vortrag bei der IHK Hochrhein Bodensee mit Frau Speckmayer, deren Leistung und Einsatzbereitschaft ich hier ausdrücklich positiv hervorheben will. Alle Teilnehmer/innen aus den USA waren sehr beeindruckt.
Leider muss ich Sie aber auch über eine unschöne Begebenheit während einer anschließenden Stadtführung mit Frau Sylvia Grossmann informieren. Frau Grossmann war bereits während der IHK Veranstaltung anwesend und hat sich dort mit unpassenden Kommentare über ihre IHK-Pflichtmitgliedschaft ausgelassen, obwohl sie als Stadtführerin gar nicht zur Gruppe gehörte.
Hier nun zur Situation: Frau Speckmayer (von der IHK) sprach kurz darüber, wie Flüchtlinge sich aus Ihrer Sicht positiv auf die Ausbildungslandschaft auswirken und dass sie die politische Krise, die daraus gemacht wird, aus der IHK-Perspektive nicht verstehen kann. Darauf nahm Frau Grossmann dann später während der Stadtführung Bezug: Als wir auf dem Münsterplatz ankamen, hielt sie an und deutete mit der Hand auf zwei farbige Personen, die friedlich auf einer Bank in Hörweite von uns saßen und sagte: ‘Da wir ja vorhin von Flüchtlingen sprachen, hier können Sie zwei solcher Exemplare sehen. Also ehrlich gesagt, wenn ihr Eure Mexikaner nicht haben wollt, ich nehme alle Eure Mexikaner, wenn ihr dafür die hier nehmt. Diese Flüchtlinge brauch‘ ich hier nämlich alle nicht.’ Dazu machte sie noch eine abwertende Handbewegung und verzog angewidert das Gesicht.
Wir alle waren wahnsinnig geschockt und peinlich berührt. Wir haben 3 farbige Menschen in unserer Reisegruppe. Das macht Ihre Aussagen nicht schlimmer als sie schon sind, aber nur noch peinlicher für uns alle und hat sicher auch kein Willkommengefühl bei diesen Gruppenmitgliedern in einer aus unserer Sicht ohnehin schon sehr “weißen” Stadt hervorgerufen. In diesem Augenblick, war ich mir nicht sicher, ob ich die Tour sofort abbrechen soll, da ich für diesen Teil des Reiseprogramms nicht verantwortlich war und den Teilnehmern den Besuch im Münster noch ermöglichen wollte. Im Nachhinein schäme ich mich, dass ich es nicht getan habe. Ich habe nun meine Kollegen gebeten, die Reiseagentur über den Vorfall zu informieren und sie zu bitten, den Vertrag mit Frau Grossmann aufzulösen und die Tour nicht zu bezahlen.
Es ist mir bewußt, dass Frau Grossmann nicht für die Stadt Konstanz arbeitet. Allerdings machen Besucher diese Unterscheidung sicher nicht. Ich denke, die Stadt muss hier aktiv werden, so dass externe Reiseveranstalter vor dieser Person gewarnt werden oder sie zumindest nicht auf offiziellen Stadtführungslisten finden.
Mit freundlichen Grüßen,
Raphaela Schlicht-Schmälzle
Selbstverständlich wird unter fremden Erwachsen nicht geduzt, genauso selbstverständlich wie nicht beleidigt oder rassistisch geäußert wird. Was Sie über die wichtigste und liebenswerteste Person meines Lebens schreiben ist dagegen sehr wohl auf dem Niveau Präadoleszenter und ich erwarte eine Persönliche Entschuldigung für ein derart widerwärtiges Vokabular. Sie haben mehr Zeit als Würde wie mir scheint.
Lieber Marvin,
darf ich „Du“ sagen?
Du schreibst „ungeachtet unserer Differenzen“. Aber wir kennen uns doch gar nicht. Wie könnten wir da Differenzen haben? Kann es sein, das Deine Mutter in Deinem Namen die Feder geführt hat, um Beistand für sich zu inszenieren? Der Kern dieser Diskussion ist ihre verbale Entgleisung gegenüber Mitbürgern und Gästen dieser Stadt und nicht ob es Differenzen mit jemanden geben könnte.
Herzlichen Gruß,
HS
Giftspritze? Strafe Gottes? Herr Stracke, diese Wortwahl ist selbst unter Ihrer Würde, und das ist weiß Gott nicht vieles. Dass ein Mann ihres Formates sich überhaupt die Zeit nimmt verbal so auf eine Kleinunternehmerin einzugehen lässt sehr tief blicken. Tut mir leid für unsere persönlichen Differenzen, aber sie haben ein paar Jahrzehnte zuviel auf dem Buckel um sich so eine Wortwahl erlauben zu können.
Der Sohn
Frau Grossmann ist nicht „bequem“, dies stört ganz sicher einige Menschen in dieser Stadt, die in Positionen sitzen, die sie letztendlich dadurch erreicht haben, weil sie es sind. Ich kenne Silvia als einen Menschen, der kein Blatt vor den Mund nimmt, sicherlich auch mal überzieht, als „Rassistin“ habe ich sie nie erlebt. Dass Frau Schlicht-Schmälzle nicht sofort empört die Tour unterbrochen hat, sich nicht öffentlich direkt vor Ort dazu geäußert und Frau Grossmann zur Rechenschaft gezogen hat, spricht ebenso wenig für sie, wie eine anonyme Schmähkritik auf Google Business sowie das Versenden von Mails an SV, Räte, Uni und SK, ohne sich davor mit Fr. Grossmann darüber auseinander zu setzen. In meinen Augen ist das feige und spricht für fehlendes Rückgrat. Warum müssen sich nun ihre „Kollegen“ mit der Reiseagentur in Verbindung setzen, warum tut sie dies nicht selbst? Schreiben kann sie ja offensichtlich. Oder wurde Frau Grossmann vor dem Versenden der Rundmail informiert?
Dass jetzt, s. o., Menschen aufgrund eines Vorfalls, der bisher nur einseitig so geschildert wurde, auf sie „schießen“, Menschen, die sich selbst nicht unbedingt mit Ruhm bekleckert haben(und die sicherlich Frau Grossmanns Reaktion darauf zu spüren bekommen haben, siehe Herr Stracke) finde ich peinlich. Treten nach einem Menschen, der bereits am Boden liegt?
Dass SeeMoz den Brief von Silvia Grossmann in voller Länge abdruckt, ist auf jeden Fall fair. Das Angebot von Frau Grossmann, sich persönlich über den Vorfall zu informieren, sollten jene wahrnehmen, deren Urteil schon eindeutig festzustehen scheint.
Sehr geehrte Frau Finke,
wer Frau Grossmann kennt, weiß im Gegensatz zu Ihrer wohlwollenden Darstellung, das es genauso gewesen sein könnte wie es Frau Schlicht-Schmälzle beschrieben hat. Welchen Grund („um das Honorar zu sparen“ ?? Das glaubt ausser Frau Grossmann niemand) sollte Sie haben, so eine Geschichte in die Welt zu setzen. Sylvia Grossmann zählt für mich zu einer der grössten Giftspritzen innerhalb unserer Stadtmauern die selbst mit Fleiß über jeden und alles in den Foren auch anonym herzieht und nie mit Unterstellungen spart. Jeder der beruflich näher mit ihr zu tun hat, kann ein Lied über sie singen.
Man nennt sie im Bekanntenkreis auch „Die Strafe Gottes“
Möge dieses aktuelle Ereignis dazu beitragen, das sie erst denkt und dann spricht.
Lieber Seemoz, liebe Sylvia Grossmann, liebe Mitlesenden,
das ist absurd. Ich kenne Frau Grossmann seit vielen Jahren, sie ist eine Nachbarin von mir, und wie sie ganz richtig schreibt, würde ihr niemand, der sie kennt, Rassissmus und Fremdenfeindlichkeit unterstellen (siehe auch ihren Lebenslauf dazu). Sie mag unbequem sein, zu schnell reden, und wird vielleicht auch aufgrund ihrer Art manchmal missverstanden, ja.
Aber was auch immer da vorgefallen ist, es kann nicht so gewesen sein, wie die Briefeschreiberin es wahrgenommen hat oder nun darzustellen versucht.
Viele Grüße,
Christine Finke
@sylviagrossmann: Sie schreiben, Sie „hätten die ‚rassistischen‘ Äußerungen so nicht gemacht. Wie haben Sie sie denn dann gemacht? Beschreiben Sie doch mal bitte konkret den Vorfall am Münster, um den es hier geht, danke.
@L Schiesser
Ich lade Sie herzlich ein, in der Salmannsweilergasse 22 vorbeizukommen, um einen Blick auf den Email-Verkehr mit den von Ihnen (nicht von mir) so bezeichneten „grenzdebilen Idioten“ zu werfen.
Bei der „Süßen“ Schlicht-Schmälzle ist es, das werden Sie vielleicht verstehen, mit meiner Sympathie vorbei. Die Dame hatte Gelegenheit, mich direkt auf meinen angeblichen Rassismus anzusprechen, aber stattdessen schreibt sie lieber Briefe und hinterlässt anonyme Postings. Wenn das kein Denunziantentum ist, dann weiß ich auch nicht. Ich denke, da darf ich zumindest auf ihren bemerkenswerten Namen hinweisen.
Ich behaupte an keiner Stelle, „niemand außer mir (habe) von irgendetwas eine Ahnung“ – wobei Sie definitiv von Stadtführungen keine Ahnung zu haben scheinen (und wohl auch noch nie in Weinfelden waren :-)). Ich weiß genug über Weinfelden und F’hafen, aber der Köder muss ja dem Fisch schmecken und nicht dem Angler, wenn Sie verstehen, was ich meine. Im Vorfeld kenne ich die Gruppen nicht, ich kenne nicht deren Ansprüche, kann mir aber doch ausrechnen, dass es einen New Yorker in Weinfelden nicht gerade aus den Socken haut. Das hat mit Arroganz nichts zu tun, das ist Erfahrung.
1000 Euro Honorar (brutto) für 4 Wochen unzählige Emails hin und her plus 2 ½ Tage Reiseleitung (in einer Fremdsprache) finden Sie viel? Da beauftragen Sie mal einen Handwerker oder Rechtsanwalt, das kommt teurer.
Also mal „so vom Schiff“ aus: Man sollte den ersten Beitrag von Frau Grossmann den Agenturen schicken, die sie ursprünglich gebucht hatten. Ich bin überzeugt, man wird sie nie wieder bemühen. Für gar nichts. Nicht nur, weil sie ihre Auftraggeber hier als grenzdebile Idioten hinstellt, sondern weil sie auch alle anderen Beteiligten auf merkwürdigste Weise schmäht. Das fängt mit dem Namen der kritisierenden Person an, den sie – mehr oder minder direkt – als Strafe bezeichnet, geht weiter mit der Bezeichnung der Kundin als „Süsse“ und „Denunziantin“ usw. Zudem lässt sie uns daran teilhaben, dass sie zwar gern und gut bezahlt werden will (es sei ihr gegönnt) aber selbstverständlich niemand ausser ihr von irgendetwas eine Ahnung hat. Weder die Referentin der IHK vom dualen System oder Flüchtlingen, noch die Reiseleiterin von Organisation. Und Frau Grossmann wiederum hat keine Ahnung von anderen Orten als Konstanz. Das ist an und für sich okay – aber, dass man seine Unkenntnis über andere Orte und seine Unlust, sich kundig zu machen, auch noch für toll hält und hier allen um die Ohren haut? Für 1000 Euro hätte sich eine Tourismus-Unternehmerin ja mal ein paar Minuten Internet-Recherche über Friedrichshafen und Weinfelden erlauben können, statt arrogant so zu tun, als ob die Städte die Aufmerksamkeit nicht wert seien. Für geschäftsschädigende Äusserungen braucht Frau Grossmann jedenfalls nicht auf unzufriedene KundInnen zu warten – es reicht, wenn sie selbst in die Tasten greift.
@sylvia grossmann
Wie kommen Sie darauf, dass wir hier „anonyme Schmähkritik“ veröffentlicht haben? Der Beschwerdetext über Sie ist doch namentlich gezeichnet. So gesehen greift Ihr Vorwurf ins Leere. Die Mail ging übrigens an die Konstanzer Verwaltungsspitze, an die Uni, an alle Gemeinderatsfraktionen und an die Presse.
Holger Reile,, da gibt es keinen „eigentlichen Vorwurf“, da ich diese „rassistischen“ Äußerungen so nicht gemacht habe. Die Worte, die mir in den Mund gelegt werden, stammen von Frau Schlicht-Schmälzle, nicht von mir.
Des Pudels Kern sind genau die „in quälender Länge“ über „die angeblichen Fehlplanungen der Reise“ beschriebenen Sachverhalte, die ich mit den entsprechenden Emails jederzeit belegen kann. Da lief etwas schief, dadurch sind Kosten entstanden, und Frau Sch-Sch muss sich dafür verantworten. Natürlich will sie aus dieser Nummer raus und versucht, mir den Schwarzen Peter unterzujubeln. Darum geht es.
Wie perfide diese Frau vorgeht, ist doch an der anonymen Schmähkritik ablesbar. Sie selbst sind doch ein steter Verfechter dafür, sich zu seinen Aussagen zu bekennen und lehnen anonyme Beiträge ab – und das ignorieren Sie jetzt plötzlich?
Ist es ein anonymer Denunziant überhaupt wert, beachtet zu werden? Hat sich Frau Sch-Sch durch ihr anonymes Denunziantentum nicht selbst desavouiert? Wie glaubhaft ist sie noch, wenn sie zu solch hinterfotzigen Methoden greift – nur um ihre Reisekosten zu senken?
Und was meinen Sie überhaupt mit „Desweiteren scheint es ja in der Tat nicht der erste Vorfall dieser Art gewesen zu sein, der eng mit Ihrem Namen verbunden ist“? Was für ein Verbrechen habe ich begangen, von dem ich nichts weiß?
@Sylvia Grossmann
Nun haben wir Ihren meterlangen Kommentar brav frei geschaltet. Aber auch nach mehrmaligem Lesen erklären Sie sich nicht zum eigentlichen Vorwurf, beschreiben dafür aber in quälender Länge die angeblichen Fehlplanungen der Reise. Oder habe ich da was übersehen? Desweiteren scheint es ja in der Tat nicht der erste Vorfall dieser Art gewesen zu sein, der eng mit Ihrem Namen verbunden ist.
Endlich bin auch ich in der Rassismus-Ecke angekommen! Nachdem ich fast mein halbes Leben im Ausland gelebt habe, wurde es ja auch Zeit, eine Aversion gegen Ausländer zu entwickeln! Und wer mich kennt, weiß natürlich sofort, dass ich demnächst für die AfD kandidieren werde. Als Oberbürgermeisterin, versteht sich. Da sollten doch sämtliche auf dem Münsterplatz anwesenden „farbigen Menschen“ noch gottfroh sein, dass ich meine Springerstiefel zu Hause gelassen und sie mit einem „Sieg Heil“-Ruf nicht gleich erschossen habe (Ironie aus).
In der Tat halte ich ja mit meiner Meinung ungern hinterm Berg, und wenn eine Referentin im Auftrag der IHK auch dank meines Zwangsmitgliedsbeitrags allzuviel heile Welt sülzelt und sogar bei der amerikanischen Reisegruppe -die das Thema „Flüchtlinge ganz offensichtlich sehr bewegte- mehrere kritische Nachfragen provozierte, die sie unüberhörbar nicht zur Zufriedenheit der Delegation beantwortete, so gestatte ich mir, von meinem Recht auf freie Meinungsäußerung Gebrauch zu machen und meine Sicht der Dinge darzulegen.
Im Übrigen hatte ich gar keine Lust, mir einen IHK-Vortrag über unser Duales Ausbildungssystem anzuhören, denn schließlich habe ich zu Beginn meines beruflichen Lebens selbst eine Ausbildung nach dem Dualen System absolviert (ich bin gelernte Schneiderin), und ich habe viele Jahre lang auf der Basis eben dieses Systems in Lateinamerika Berufsbildungsprogramme erarbeitet und durchgeführt.
Außerdem bin ich studierte Politikwissenschaftlerin und Soziologin – allzuviel verwertbaren Erkenntnisgewinn konnte ich mir von dieser Veranstaltung also nicht erhoffen, und ich verschwende ungern meine knappe Zeit mit irrelevanten Informationen. Aber ich wurde gebeten, die Veranstaltung zu begleiten, und so ging ich mit. Dann aber still in der Ecke zu sitzen und mir unkommentiert Absurditäten anzuhören, das ist nicht mein Ding. Aber das konnte Frau Schlicht-Schmälzle (gestraft, wer mit so einem Namen in den USA leben muss!) ja nicht wissen.
Die anschließende Stadtführung, an der nur rund die Hälfte der Amerikaner mangels Interesse teilnahm, erfolgte in englischer Sprache. Das, was Frau Sch-Sch mir auf Deutsch in den Mund legt, kann ich schon mal nicht so gesagt haben, das sind die Worte dieser Dame, nicht meine. Ich spreche von Menschen nicht als „Exemplare“ und kenne noch nicht einmal das englische Wort für „Exemplar“. Und was für eine „abwertende Handbewegung“ will sie gesehen haben? Abwinken, Stinkefinger oder was? Und dazu soll ich dann auch noch mein Gesicht „angewidert“ verzogen haben.
Hey Süße, ich bin nicht mehr 30, mein Gesicht ist nun mal so!
Und daraufhin war die Gruppe, allesamt Hochschulabsolventen mit Schwerpunkt Bildung, natürlich so „wahnsinnig geschockt und peinlich berührt“, dass auch nicht eine/r davon mich auf meinen offenkundigen Flüchtlingshass angesprochen und die Stadtführung stante pede abgebrochen hat. Kann ja dann wohl nicht so dramatisch gewesen sein, wenn gebildete und kritikbereite Amerikaner sich weiterhin von mir unterhalten lassen.
Aber Frau Sch-Sch gibt ja dann selber zu, worum es tatsächlich geht: man will mir mein Honorar vorenthalten. Money makes nun mal the world go round.
Was war geschehen?
Vor einem Monat kontaktierte mich eine Eventagentur aus Berlin. Man habe da eine amerikanische Reisegruppe, die in Sachen Informationsreise unterwegs sei und am Bodensee eine Betreuung bräuchte. Ob ich das machen könne, und bitte auf Englisch.
Natürlich kann ich das, mache ich seit 25 Jahren, no problem.
Was dann folgte, war die chaotischste Reiseplanung, die ich in diesen 25 Jahren jemals erlebt habe. Die Eventagentur kam mit hanebüchenen Tourvorschlägen daher, jeden 2. Tag wurde der Reiseplan umgeändert, mal sollte ich die Gruppe im Hotel in Stuttgart abholen, dann eine Stadtführung in Weinfelden machen (worauf ich eine halbe schlaflose Nacht verbrachte mit der Frage, was es in Weinfelden wohl stadtzuführen geben sollte), dann die Gruppe am letzten Tag zum Flughafen Stuttgart begleiten, dann jedoch in Konstanz im Konzil treffen, dann im Hotel in Konstanz, dann doch keine Stadtführung in Weinfelden, sondern in Friedrichshafen (was stadtführungstechnisch nur unwesentlich ergiebiger ist als Weinfelden) und so weiter und so fort.
Mit der Zeit ging ich dann gar nicht mehr auf die Änderungen ein, sondern habe alles nur abgenickt. Es wird erfahrungsgemäß ja nie so heiß gegessen wie gekocht. Den Email-Verkehr habe ich natürlich noch, kann man also nachlesen.
Keine Ahnung, ob die Eventagentur von sich aus so chaotisch ist oder von der Delegationsleiterin Sch-Sch keine verwertbaren Anweisungen erhielt. Ist mir auch wurscht, denn ich habe letztendlich mit der Berliner Eventagentur einen Vertrag abgeschlossen über eine 2-tägige Reiseleitung plus Stadtführung in Konstanz.
Wobei ich mich dann, nachdem mir vor wenigen Tagen schließlich aus Berlin das letztendliche Programm zugeschickt worden war, gewundert habe, was meine Funktion auf diesen Reiseleitungen sein sollte, denn von Sightseeing und Stadtführungen war da plötzlich gar keine Rede mehr. Lediglich das Zeppelinmuseum wollte man im Schnelldurchgang von 45 Minuten abrattern. Aber da mache ich ohnehin keine Führungen.
Die Tage waren ansonsten mit Vorträgen und Betriebs- und Campusbesichtigungen gefüllt, aber ich ging davon aus, dass man mich als Ortskundige wünschte. Ich vermutete, dass niemand aus der Reisegruppe Deutsch spricht und ich deshalb auch Dolmetscherdienste übernehmen sollte. Bitteschön, mach ich alles, solange ich dafür bezahlt werde.
Und unterwegs im Bus, auf dem Weg von A nach B, lässt sich ja dann immer noch die eine und andere geschichtliche oder regionale Anekdote unterbringen.
So war meine Überraschung außerordentlich groß, als ich die Gruppe und somit Frau Sch-Sch zum Mittagessen im Konzil traf (was schon mal chaotisch anfing, da ein anderer Treffpunkt vereinbart worden war, ich dort vergeblich über 1 Stunde wartete, aber von Frau Sch-Sch nicht über die Änderung des Treffpunkts in Kenntnis gesetzt wurde), und es sich herausstellte, dass die Dame nicht nur Deutsche, sondern sogar in Radolfzell aufgewachsen ist und in Konstanz 7 Jahre gelebt und studiert hat. Damit war klar, dass es auch gereicht hätte, mich für eine Stadtführung in Konstanz zu buchen, aber nicht für eine mehrtägige Ortskundigkeit.
Frau Sch-Sch gab sich ihrerseits reichlich verwundert, als ich ihr berichtete, dass ich beauftragt sei, die Gruppe an den nächsten 3 Tagen durchgehend zu begleiten. Sie jammerte, die Reiseplanung sei „durch vier Agenturen“ gegangen und habe sich dadurch „außerordentlich verteuert“. Auch ich äußerte meine Verwunderung und bestätigte, dass meine Begleitung ja wirklich überflüssig sei, da Sightseeing nicht im Plan stand und sie wohl genügend Ortskenntnis besäße, um nach Friedrichshafen und Weinfelden zu finden.
Aber nun stand ich eben da, hatte dafür andere Termine sausen lassen und erwog Anekdoten für unterwegs.
Für Frau Sch-Sch war ich natürlich ein unnötiger Kostenfaktor. Vielleicht hatte es die Berliner Eventagentur in ihrem Chaos zu gut gemeint und überflüssigerweise eine Vollzeitbetreuerin engagiert, vielleicht fehlte es aber auch an der Kommunikation zwischen besagter Agentur und Frau Sch-Sch. Jedenfalls war meine Buchung nicht mehr so einfach zu stornieren, da zu kurzfristig (wozu hat man schließlich eine AGB?), und so sann Frau Sch-Sch auf eine Strategie, mich kostenfrei loszuwerden.
Nun hätte sie einfach mit mir reden, die Situation erläutern und mich bitten können, es gut sein zu lassen und auf die Reiseleitung zu verzichten, ohne eine Entschädigung dafür zu wollen. Aber nein, sie bevorzugt den harten Weg.
Und was gibt es da besseres, als die Rassismus-Keule zu schwingen? Wäre ich ein Mann, würde sie mir vermutlich sexistische oder frauenfeindliche Äußerungen unterstellen, hieße ich nicht Grossmann (ein Name, der in amerikanischen Ohren jüdisch klingt), würde sie mich des Antisemitismus beschuldigen. Hauptsache, sie braucht mein Honorar nicht zu bezahlen.
Frau Sch-Sch hat also die Berliner Eventagentur kontaktiert, um aus der Nummer gratis herauszukommen, aber die haben natürlich auch keinen Bock, sie ihrerseits aus dem Vertrag herauszulassen, da die Agentur sonst auf meinen Honorarkosten sitzen bliebe – es sind immerhin fast 1.000 Euro. Frau Sch-Sch wird die Reisekosten vor ihrer Kommission und vor ihrer Reisegruppe rechtfertigen müssen, da macht sich ein Tausender weniger schon recht gut.
Hire & Fire auf deutsch-amerikanisch. Wenn nichts mehr hilft, kann man ja immer noch diffamieren, Hauptsache, man kommt gratis raus.
Kunde über meine erschröckliche Mutation zur Rassistin habe ich dann von der Berliner Eventagentur erhalten. Denen habe ich sofort klargemacht, dass ich nicht vorhabe, auf mein Honorar zu verzichten (jetzt erst recht nicht!) und gegebenenfalls den Rechtsweg beschreiten würde.
Dies wurde dann an Frau Sch-Sch weitergegeben, und diese –Achtung, jetzt kommt’s – kam dann auf die ebenso verzweifelte wie perfide Idee, auf Google Business eine Schmähkritik abzusondern – natürlich anonym unter dem Pseudonym „jd“ (steht wohl für „jenseitsmäßig dämlich“): Sie schrieb:
„Rassistischer Ausfall von Frau Grossmann (Stadtführerin und Geschäftsführerin): Hier nun zur Situation mit Frau Grossmann während der Stadtführung: Als wir auf dem Münsterplatz ankamen hielt sie an und deutete mit der Hand auf zwei farbige Personen, die friedlich auf einer Bank in Hörweite von uns saßen und sagte: ‘Da wir ja vorhin von Flüchtlingen sprachen, hier können Sie zwei solcher Exemplare sehen. Also ehrlich gesagt, wenn ihr Eure Mexikaner nicht haben wollt, ich nehme alle Eure Mexikaner, wenn ihr dafür die hier nehmt. Diese Flüchtlinge brauch ich hier nämlich alle nicht.’ Dazu machte sie noch eine abwertende Handbewegung und verzog angewidert das Gesicht. Wir alle waren wahnsinnig geschockt. Wir hatten 3 farbige Menschen (aus den USA) in unserer Reisegruppe. Soviel zu dieser Firma….“
Der größte Lump im ganzen Land, das ist und bleibt der Denunziant, wusste schon Hoffmann von Fallersleben. Dass Frau Sch-Sch meint, anonym Schmähkritik abgeben zu müssen und dafür extra einen Google-Account eröffnet, enttäuscht mich doch sehr. Ich empfand die Dame zwar nicht als intellektuellen Überflieger sondern eher als Opportunistin, aber dass sie selbst vor anonymer(!) ruf- und geschäftsschädigender Diffamierung nicht zurückschreckt, nur um Geld zu sparen, macht mich sehr betroffen. Solche Leute exportieren wir in die USA? Denunzianten? Oder wird man dort so, in Trumplandia? Tja, was werden wir nur tun ohne die selbsternannte Anwältin farbiger Minderheiten in einer „weißen Stadt“ wie Konstanz, wenn sie dieser Tage wieder nach Übersee abdampft?
Ich wusste zunächst nicht, wer hinter der anonymen Schmähkritik steckt, und Frau Sch-Sch hätte ich so etwas wirklich nicht zugetraut. Aber nun ist es natürlich klar. Wenn sie während einer ambitionierten Informationsreise, bei der sie sich um ihre Reisegruppe und um den Ablauf und die Einhaltung des Zeitplans (was meine Aufgabe gewesen wäre) kümmern muss, noch Zeit aufbringt, einen Google-Account zu eröffnen, Schmähkritik und Briefe zu verfassen, dann ist da wirklich die Kacke am Dampfen, nur, dass ich das nicht verschissen habe –um im Bilde zu bleiben- sondern Frau Sch-Sch selbst durch eine unprofessionelle Organisation, für die sie sich nun nicht verantworten will. Pfui Teufel, kann ich da nur sagen.
Wer mir nun wahlweise Paketbomben oder Blumensträuße schicken mag: man findet mich tagsüber (meistens) in meiner Agentur in der Salmannsweilergasse 22, wo ich mich gerne über Rassismus, Keulen, die IHK, durchgeknallte Möchtegern-Amerikanerinnen oder Stadtführungen im Allgemeinen unterhalte. Ist der Ruf erst ruiniert, lebt sich’s ja völlig ungeniert. Ich würde mich freuen!
Bis dahin überlege ich mir, was ich auf Englisch und Spanisch in die Rundmail hineinschreibe, die ich über unsere deutsch-amerikanische Denunziantin verfassen und ruf- und karriereschädigend an den Verteiler ihrer Michigan State University (natürlich nicht anonym, so feige bin ich nicht) verteilen werde. Deutsch und Denunziantentum – war da nicht mal was?
Mit besten Grüßen
Sylvia Grossmann
See-Guide