Rassismusvorfall im Radolfzeller Stadtbus: „Fehlverhalten eingeräumt“
(hr) Anfang September ging es in einem Radolfzeller Stadtbus hoch her. Der Busfahrer unterhielt sich lautstark mit einer Mitfahrerin und bezeichnete u.a. die Corona-Maßnahmen, z.B. die Maskenpflicht im öffentlichen Nahverkehr, als „Idiotendenken“ und „Volksverdummung“. Auch rassistische Verunglimpfungen und Beleidigungen gegenüber MuslimInnen und Juden waren zu hören. Ein Fahrgast beschwerte sich umgehend bei den Verantwortlichen der Radolfzeller Stadtwerke. Hier deren Antwort.
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Sehr geehrter Herr …,
vielen Dank für Ihre Hinweise vom 04.09.2020 zu dem von Ihnen wahrgenommen Gesprächsinhalt während einer Fahrt mit unserem Stadtbus. Im Nachgang an die bereits erfolgten Informationen möchten wir wie folgt antworten.
Bezogen auf den von Ihnen beschriebenen Sachverhalt haben wir gemeinsam mit unseren Dienstleistungspartnern, welche das Fahrpersonal für unser ÖPNV-Angebot zur Verfügung stellen, eine inhaltliche Aufarbeitung erfolgen lassen. Auch wir sind der Auffassung, dass ein solches Auftreten nicht annähernd dem entspricht, was wir von unserem Fahrpersonal erwarten.
Gehen Sie bitte davon aus, dass eine entsprechende Anhörung mit dem identifizierten Fahrer stattgefunden hat. Wie in solchen Fällen üblich, sind entsprechende Maßnahmen für die zukünftige Vermeidung eines Fehlverhaltens des Fahrpersonals zur Anwendung gekommen.
Der Fahrer hat ein mögliches Fehlverhalten eingeräumt und sich entsprechend entschuldigt.
Für ein Nachkommen Ihrer zweiten Bitte, eine öffentliche Stellungnahme der Stadtwerke bezogen auf deren Position in der gesellschaftlichen Debatte, sehen wir derzeit keine Veranlassung.
Die Stadtwerke Radolfzell GmbH stehen mit ihren Mitarbeiter/-innen für eine weltoffene, transparente und diskriminierungsfreie Unternehmenskultur.
Seien Sie gewiss, dass es nicht in unserem Interesse ist, wenn Dienstleister bzw. eigenes Personal die Grundsätze humanitären Verhaltens missachten.
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Ein Beleg für positives weltoffenes Handeln sind u.a. unsere Mitarbeiter/-innen, welche mit Ihren Sprachkenntnissen aus 10 Nationen und vor allem mit ihren fachlichen Fähigkeiten – unabhängig von ihrer Herkunft – maßgeblich zum Unternehmenserfolg beitragen.
Freundliche Grüße
Stadtwerke Radolfzell GmbH
Andreas Reinhardt
Geschäftsführung
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04.09.20 | Radolfzell: Rassismus pur im Stadtbus
Ich finde die Reaktion der Stadtwerke nicht ausreichend. Es fehlt eine klare inhaltliche Distanzierung. Man erwartet nur ein anderes Auftreten.
Schlimmer finde ich folgendes:
Das Fahrpersonal wird von einem Dienstleistungspartner „zur Verfügung gestellt“. Dazu zwei rhetorische Fragen:
– entbindet das – hier die Stadtwerke – von eigener Verantwortung?
– ist es gesellschaftlich sinnvoll, die Aufgaben der Daseinsvorsorge nicht mit eigenem Personal auszuführen?
Find ich gut und angemessen gehandelt, wir sind alle nur Menschen, ohnehin oft im Stress, und für Arbeitende im Öffentlichen Dienst(BusfahrerInnen können auch in KN ein Lied davon singen) ist es schon ohne die Maßnahmen bzgl. Corona nicht leicht. Gute, schnelle Reaktion der Stadtwerke Radolfzell.