Raus mit den Autos aus der Fahrradstraße?
Bereits in den nächsten Tagen soll der Verkehr in der „neuen“ Fahrradstraße in Petershausen anders geregelt werden. Das Ziel ist es, die Zahl der Kraftfahrzeuge in der Petershauser Straße und der Jahnstraße deutlich zu verringern. Dabei handelt es sich um einen Versuch, der bis zum Ende der Baumaßnahmen am Sternenplatz im Jahr 2020 laufen soll und von Verkehrszählungen begleitet wird, die den Erfolg messen sollen. Weitere Maßnahmen unter anderem zugunsten querender Fußgänger sind angekündigt.
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Die Fahrradstraße in Petershausen ist seit ihrer Eröffnung nicht zum Liebling der KonstanzerInnen geworden. Während die Fahrradstraße in der Schottenstraße ein ausgesprochenes Erfolgsmodell ist, ist in Petershausen allzu offenkundig, dass es sich um eine halbherzige Lösung handelt. Hier wollte die selbst ernannte Radstadt Konstanz das Fell des Bären Autolobby waschen, ohne es nass zu machen. Alle Appelle an die menschliche Vernunft und die gegenseitige Rücksichtnahme haben, wie auch sonst im Leben, wenig gefruchtet: Fast alle Beteiligten sind unzufrieden, dabei ist die zu erwartende Eingewöhnungsphase rund 15 Monate nach der Eröffnung längst vorbei.
Sternenplatz bewirkt mehr Verkehr
Die Lage in der Petershauser Straße und der Jahnstraße, in der AutofahrerInnen gegen RadfahrerInnen (nach Angaben der Polizei zumeist noch unblutig) um die Verkehrsflächen kämpfen, hat sich weiter verschärft. Der Sternenplatz wurde für Fahrräder gesperrt und Umleitungen für die anderen Verkehrsteilnehmer eingerichtet, die derzeit z.B. nicht durch die Spanierstraße kommen.
Der Verkehr ist damit erheblich dichter geworden und wird es bis zum Ende der Bauarbeiten auch bleiben. Nachdem die BusfahrerInnen unter großer öffentlicher Anteilnahme eine Verlegung der Bushaltestellen aus dem Einzugsgebiet der Fahrradstraße durchgesetzt hatten, verkehren jetzt zusätzlich auch noch umgeleitete Busse zwischen Ebertplatz und Zähringerplatz.
Da sich die Lage bis ins nächste Jahr hinein nicht ändern wird, hat sich die Stadt jetzt zum Handeln entschlossen: Kern der Neuregelung ist es, dass ein Teil der Fahrradstraße zwischen Steinstraße und Bahnübergang zumindest vorübergehend für Autos (nicht aber für Radfahrer) zur Einbahnstraße wird. Autos sollen dort nur noch in Richtung Norden fahren dürfen, vom Zähringerplatz in Richtung Bahnschranke geht nichts mehr, zumindest für jene AutofahrerInnen, die sich an solche Regeln halten.
Mitteilung der Stadt
In einer Medienmitteilung der Stadt Konstanz heißt es dazu: „Um den Verkehr zu reduzieren, gelten in der Radstraße ab Mitte nächster Woche testweise neue Regelungen. So wird in Höhe der Steinstraße die Durchfahrt für Kfz vom Zähringerplatz bis zum Bahnübergang gesperrt, Radfahrende können weiter fahren. Der Abschnitt der Jahnstraße zwischen Moltkestraße und Steinstraße wird als Einbahnstraße ausgewiesen und für den Radverkehr in Gegenrichtung freigegeben. Die Sofortmaßnahme soll zudem dazu beitragen, dass Fußgänger die Straße besser überqueren können. […] Die Regelungen gelten bis zum Ende der Baumaßnahme am Sternenplatz. Danach werden die Ergebnisse der Sofortmaßnahmen ausgewertet. Um belastbare Daten für einen Vergleich zu bekommen, werden Verkehrszählungen sowohl während der Bauarbeiten am Sternenplatz als auch während der zwischenzeitlichen Öffnung des Sternenplatzes von Mitte Dezember bis Fasnacht durchgeführt.“
Außerdem bereitet die Stadt ihren Angaben nach weitere Maßnahmen vor. Dazu ist unter anderem „geplant, an mehreren Stellen durch Fahrbahnteiler oder Schwellen in Fahrbahnmitte als gefährlich empfundene Überholvorgänge durch Kfz zu reduzieren und den Verkehrsablauf besser zu ordnen.“
Wie geht es weiter?
Die Frage, wie es in der Fahrradstraße in den Monaten der Bauarbeiten am Sternenplatz aussieht, ist von der Frage zu trennen, wie es mit der Fahrradstraße überhaupt weitergehen soll.
Dass es während umfangreicher Bauarbeiten zu Verkehrsproblemen kommt, für die man eine Lösung improvisieren muss, die nicht alle zufriedenstellen kann, ist selbstverständlich. Dass es dabei im Geflecht der Interessen von Bund (Bundesstraßen), Stadtwerken (Busse), motorisiertem Individualverkehr (Autos, LKW, Motorräder) sowie Fahrrädern und FußgängerInnen keinen Königsweg gibt, ist verständlich. Aber das ist ja nur ein vorübergehendes Phänomen.
Wichtiger ist es, sich Gedanken zu machen, wie die Situation in Petershauser Straße und Jahnstraße dauerhaft entspannt werden kann. Vielleicht ist die vorläufige Einbahnstraßenregelung dafür ja ein Modell? Aber auch hier zeigt sich: Dass Konstanz sich als „Radstadt“ bezeichnet, ist zu viel des Eigenlobes, denn es wird in der Verwaltung zuerst daran gedacht, wie man den Autoverkehr möglichst wenig behindert und nicht, wie man das Optimum für Fahrräder (und FußgängerInnen) herausholt. Das zeigt sich einerseits an der Baustelle Sternenplatz, die wie selbstverständlich für den Rad- (und nicht für den Auto-) Verkehr gesperrt wurde. Das zeigt sich aber auch an halbherzigen Lösungen wie in Petershauser Straße und Jahnstraße.
Der Bär schläft nie
Die steigende Zahl der im Verkehr getöteten RadfahrerInnen legt nahe, dass es ein echtes und freiwilliges partnerschaftliches Miteinander zwischen motorisiertem Verkehr und Velos im wirklichen Leben nicht gibt, sondern dass hier nur strikteste Trennung hilft: Separate Radwege statt hingepinselter Schutzstreifen, echte Fahrradstraßen statt autogerechte Straßen mit ein paar zusätzlichen Sonderrechten für RadlerInnen. Wer „Radstadt“ sagt, legt damit ein klares Bekenntnis zu einer deutlichen Bevorzugung des Radverkehrs ab, und davon kann in Konstanz bisher kaum die Rede sein.
Der angeblich so dringend gewollte Umbau zur Radstadt ist nicht Sache des Radbeauftragten allein, der innerhalb der Verwaltung vermutlich oft wie Don Quixote gegen die Windmühlen kämpfen muss. Er kann vielmehr nur gelingen, wenn bei sämtlichen Baumaßnahmen auch von der Verwaltungsspitze Druck zugunsten primär fahrradfreundlicher Lösungen gemacht wird, auch wenn darunter der motorisierte Individualverkehr vor echtem oder vorgeblichem Schmerz aufheult. Anders als durch eine solche positive Diskriminierung ist es nicht möglich, die verheerenden Folgen des jahrzehntelangen, völlig einseitigen autogerechten Umbaus unserer Städte wenigstens einigermaßen wieder auszugleichen. Wie das geht, zeigen andere Städte wie etwa Amsterdam. Wer Amsterdam will, muss auch (um-)bauen wie Amsterdam.
Bei all dem gilt: Der Bär der Autolobby schläft nie und beißt immer heftig um sich, es macht also keinen Sinn, ihn durch eine Trockenwäsche mit Föhnen und Legen besänftigen zu wollen. Wer dessen Fell waschen will, muss es richtig nass machen, und wer den Bären dann noch wacker einseift, kann ihn endlich sogar rasieren – bis er gänzlich nackt dasteht.
MM/Luciana Samos (Foto: Stadt Konstanz)
@Sylvester Schalley
Wenn ich Ihnen unrecht getan habe, bitte ich Sie um Verzeihung. Das betrifft vor allem den Umstand des Pendelns. Sie müssen aber eingestehen, daß Ihre Äußerungen vom 31.10. sowie die zur Zählstelle und erst recht die aktuellsten, Schlüsse zulassen, die ich formuliert habe.
Zum Thema: Ich habe mich sich seit jeher für ein funktionierendes und öffentlich finanziertes ÖPNV-System eingesetzt. Das schließt selbstverständlich Pendler mit ein. Mein „Privileg“ habe ich mit drei Unfällen im Stadtgebiet, verursacht von Autofahrern, nachdrücklich genossen. Die ambulanten Behandlungen haben gewiß zu meiner „Überheblichkeit“ beigetragen. Mein Weg zur Arbeit war nie langweilig; mindestens einmal pro Woche hatte ich brenzlige Situationen. Aus dem Bauch heraus behauptet, waren 99% davon durch Autofahrer herbeigeführt.
Ihre Beispiele beissen sich mit uralten Einsichten, die erst jetzt breit diskutiert werden.
„5 spurige Autobahn“
– Um den Sauerstoff schneller zu vergiften, oder wie?
„Nichtvorhandensein von bremsenden Behinderungen wie 30er Zonen, Mini-Kreisverkeher und aehnlichen ineffektiven Quatsch.“
– Sie haben Kinder erwähnt; schonen Sie die durch Stacheldraht vor dem ungebremsten Ausleben Ihrer Bedürfnisse? Wie „effektiv“ ist der Arbeitsweg, wenn dadurch leichte und schwere Verletzungen, Verkrüppelungen und Beerdigungen in Kauf genommen werden?
Daß ein grüner OB Planungen wie das Lago oder das Sea Life Center zelebriert hat, entbehrt nicht eines gewissen Zynismus. Dem gegenüber dürfen Sie ruhig überheblich werden. Nur: Auch diese Planungen habe ich seinerzeit abgelehnt wie auch die Linke Liste Konstanz.
Alles in allem ist es unsinnig, über „Nachsicht“(!!!), „Miteinander“ und ähnlich wohlfeile Begriffe zu dozieren. Autos sind schon durch die Masse und Geschwindigkeit gefährlicher als Fahrräder. Wenn Ihnen oder einem Ihrer Mitstreiter daran etwas wehtut: Gern geschehen, sofern es was bewirkt.
@Stribl. Interessant das Sie, ohne jeden persönlichen Kontakt, meinen Geist sowie meine Freunde kennen sowie darüber urteilen dürfen, oder sich das zumindest anmassen, aber sei es drum. Erfreuen Sie sich doch daran nahezu alles inkl. Erreichen des Arbeitsplatztes per Rad erledigen zu können, das ist eine prima Sache die sich viele wünschen würden, sehen Sie es also als Privileg an. Aus dieser Warte aber auf alle einzuprügeln die diese Möglichkeit nicht haben und, mangels nennenswerten ÖNVs, nur das Auto imkl. immensen finanziellen Nachteilen, nehmen können hat eine gewissen Geschmack von Überheblichkeit (siehe hierzu auch meinen ersten Satz). Sie denken scheinbar wirklich noch immer das die Menschen aus reiner Bequenlichkeit und ihrer tollen Individualität täglich gerne im Stau herumstehen. Man sollte nach wirklichen Lösungen suchen. Die findet man aber nicht indem man Städte nur nach Radfahreren ausrichtet und alles andere herausdrängt. 2-3 Stunden tägliche Pendelzeit plus 4′ Stunden Job verträgt sich nunmal weder mit Kindern noch mit einem gesunden Sozialleben oder gar ehrenamtlichen Engagement. Das mag dem ein oder anderem egal sein, ist aber trotzdem die Realität. Das viele, die in der Stadt arbeiten, schon rein aus finanzielen Gründen (Stichwort Wohnungsmarkt) ins Umland ausweichen kommt nur noch erschwerend hinzu. Wie es geht zeigt zB Amsterdam: Grosse Einfallstrassen bin hin zu 5 spuriger Autobahn, genügend (bezahlbare und vorbuchbare) Parkhäuser und quasi keine Staus bis in die Innenstadt durch grüne Welle und Nichtvorhandensein von bremsenden Behinderungen wie 30er Zonen, Mini-Kreisverkeher und aehnlichen ineffektiven Quatsch. Das Ganze parallel zu einer der besten existierenden Fahrradinfrastruturen weltweit. Als Touristenzentrum par Excellance mit, verkehrstechnisch, noch schlechterer Lage als KN. DA sieht man Lösungen: Im Miteinender. Alles andere ist zum Scheitern verurteilt. Weiterin das Recht auf Heimarbeit in allen Berufen wo das möglich ist. Der beste Pendler ist immer noch jener der, verkehrmittelunabhängig, erst gar nicht losfährt.
Nochmal Zahlen: über 20000 Radfaherer täglich in den Hochzeiten. Also 14 in der Minute, 24 Stunden lang. Nehmen wir zur Anschauung mal 12 Stunden raus, dann sollte man in etwa das hohe Tagegeschehen im Schnitt haben. Wären grob alle 2s ein Fahrrad. Nunja.
Und selbst wenn es so wäre: Was sagt das aus, das alle anderen nicht mehr einfahren dürfen ? Die Probleme sind doch ganz andere. zB das Lago an den dämlichsten Platz überhaupt zu stellen, hinter die Altstadt die eh schon im Verkehr erstrinkt und ohne nennenswerte
Anbindung an die CH und sich dann im Nachgang wundern das tatsächlich leute mit dem Auto kommen und weder Strassen noch Parkplätze reichen. Jetzt bin ich einmal überheblich und unterstelle das man da wirklich hätte vorher drauf kommen können. Und das wird sich auch nicht ändern solange das gute Stück dort existiert. genracuht hätte es eh niemand, eine lebendige Altstadt wäre wünschenswerter gewesen.
Abschliessend: Mich, auf welche Art auch immer, mit ihren OB und dessen Wirken zu verbändeln tut sogar mir weh……
@Sylvester Schalley
Sie liefern, frei Haus, den Verdacht, daß Sie nie persönlich an der Zählstelle standen. Zur Information: Gezählt wird in beiden Richtungen, die knapp drei Millionen Passagen teilen sich also auf in ca. 1,5 Mio. stadteinwärts und 1,5 Mio. stadtauswärts gefahrene Radler.
Dennoch provoziert Ihre Rechnung
„– Pro Minute 6-7, also grob alle 10s ein Radfahrer“
bloß ein müdes Lächeln. Machen Sie sich die Mühe und beobachten diese Stelle für fünf Minuten. In der rush-hour würde ich auf das Vierfache Aufkommen Ihrer Minuten-Rechnung schätzen. Nebenbei können Sie live mitkriegen, wie ein Passant nach dem anderen – korrekt – gezählt wird.
Was RV-Ulm hier zu suchen hat, bleibt gerne Ihr Rätsel. Warten wir doch darauf:
„Um belastbare Daten für einen Vergleich zu bekommen, werden Verkehrszählungen sowohl während der Bauarbeiten am Sternenplatz als auch während der zwischenzeitlichen Öffnung des Sternenplatzes von Mitte Dezember bis Fasnacht durchgeführt.“
Auf den Vergleich darf man gespannt sein: Wie viele SUVs und andere Kraftwerke mit Sitzplatz mit lediglich einer Person, ausnahmsweise sogar drei oder vier darin, passieren den Sternenplatz, wieviele Radler die Fahrradbrücke in dieser Zeit?
Ihren Kommentar vom 31.10. betreffend: Uli Burchardt läßt Sie und Ihre Freunde im Geist nicht verkommen. Bestimmt nicht. Daran sollte jede/r denken bei der nahenden OB-Wahl.
Der Fahrradzähler:
Stand heute 2.919297, seit Anfang Jahr, also in 308 Tagen.
– Pro Tag 9479
– Pro Stunde 395
– Pro Minute 6-7, also grob alle 10s ein Radfahrer
Was zunächst noch einigermassen realistisch klingt verliert diesen Aspekt unter der notwendigen Voraussetzung das diese Auslastung 24 Stunden rund um die Uhr gegeben sein müsste. Selbst an diesem Nadelöhr, wo ja quasi jeder vorbei muss, erscheint das, zumindest mir, ein wenig unrealistisch. Da bewegen wir uns in Bereichen von 50% des Verkehrs zB auf der Hauptverbindungsachse RV-Ulm zwischen Ravensburg und Gaisbeuren inkl. dem kompletten Schwerlastverkehr. Auffällig auch, das gegenüber allen anderen Messstellen ausgerechnet Freibung und KN grob 1 Million, also 1/3, mehr Aufkommen haben soll als alle anderen. Ob diese Zahlen als real anzusehen sind mag jeder für sich selbst entscheiden. Ich kann es nicht beurteilen, aber würde es, bevor ich es als Entscheidungsgrundlage heranziehen, definitiv tiefer prüfen.
@ Stocker: Wenn Sie diesen, meinen Kommentar zum Thema „SUV“ als Hetze bezeichnen, dann tun Sie mir – mit Verlaub – aufrichtig leid.
@Andreas Remark: Das sagt gerade der Richtige 😉 Lesen Sie doch mal Ihren Beitrag vom 3. Juli zum Thema SUV.
Wer hier, wie Greis und Stocker in ihren Kommentaren, das in der vorliegenden Causa völlig unangebrachte und total überzogene Wort „Hetze“ gebraucht, verrät mehr über sich selbst als er bzw. sie glaubt. Würde mich echt interessieren, wer nach Meinung der beiden wann, wo, wie in der Sache „Fahrradstraße“ gehetzt hat bzw. gehetzt wurde. Oder ist in den Augen mancher Leute Hetze inzwischen schon dann gegeben, wenn man nur mal ein paar kräftige Ausdrücke verwendet? Ich jedenfalls will absolut nicht, dass sich dieses dämliche Vokabular nun auch noch auf auf seemoz einnistet!
Dieses Gewurschtel ohne Sinn nervt schon seit Jahren. Ob schwarz, ob rot, ob grün – es ist noch nie etwas Gscheits rausgekommen. Ein Fehler wird durch den nächsten „verschlimmbessert“ und bei der tollen Idee mit der Einbahnstraße bleiben wie immer die Anwohner des extrem nachverdichteten Viertels um den Petershauser Bahnhof außen vor. Um nach Hause zu kommen, müssen sie Riesenumwege in Kauf nehmen, die Sperrung des Sternenplatz und dadurch der Spanierstrasse verschärfen die Situation. Umweltfreundlich? Ganz sicher nicht. Hauptsache, man gibt sich im Gemeinderat „grün“, beschliesst eine gravierende Veränderung, ohne deren Folgen zu bedenken. Eine Folge des falschen Ziels, denn in Konstanz wird Wachstum um jeden Preis gepredigt, gefordert, geplant, ohne dass die Voraussetzungen dafür da sind oder geschaffen werden können. Keiner der bereits umgesetzten Pläne hält der Realität stand, vom Boulevard über das BoFo über Fahrradstraßen, keiner der zukünftigen wird unsere Lebensqualität verbessern, im Gegenteil. Konstanz ist Kleinstadt, umgeben von wunderschöner Landschaft und wir stoßen im wahrsten Sinne des Wortes an (unsere)Grenzen, die wir nicht wegfantasieren können, weder den See noch den Rhein, noch jene zur Schweiz. Also muss ein Umdenken stattfinden, bevor unsere Stadt vom gegenwärtigen Chaos in den Kollaps geführt wird.
Ich kann mich den Kommentaren nur anschließen.
Dass die neue Straße ein Planungsversagen ist, wurde ja bereits mehrfach aufgezeigt. Dass sich der Konsens über gemeinsame, gesellschaftliche Werte, wie bspw. die gegenseitige Rücksichtsnahme, sich verändert ist ebenfalls hochaktuell und wird sich auch nicht mit gemieteten Plakaten ändern lassen.
Richtig ist aber auch, dass einige Maßnahmen seitens der Stadt, bzw. dem Land, durchaus Wirkung gezeigt haben. Hierzu gehören die Anwohner frei Schilder und die Sperrung der geradeaus Spur in der Allmansdorfer Straße. Der Verkehr hat deutlich nachgelassen, hat sich gleichzeitig aber auch verlagert, bspw. in die Moltkestrasse.
Was ich nicht nachvollziehen kann ist dass die Einhaltung der Maßnahmen schlicht nicht kontrolliert wird. Ein Großteil des Verkehrs in Petershauser- und Jahnstraße ist nach wie vor kein Anwohnerverkehr. In beinahe jeder Grünphase fährt jemand geradeaus von der Allmansdorfer- in die Jahnstraße. Und läuft man von der einen Seite der Rheinbrücke auf die andere kommen einem jedes mal ein gutes Dutzend Radfahrer auf dem Fußgängerweg entgegen.
Als Anwohner nutze ich die neue Fahrradstraße mehrfach jeden Tag und ich habe noch nicht einmal mitbekommen dass die Einhaltung der Maßnahmen kontrolliert wird. Und wo nicht geahndet wird, da braucht man sich auch nicht wundern wenn sich immer mehr Nachahmer finden.
Sie Sprechen mir aus der Seele, Frau Stocker, eigentlich mit ihrem kompletten Kommentar. Ich bin selbst auch Auto- und Fahrradfahrer.
Aber gegen die Hetze und persönlichen Feindbilder anzukommen, ist vergebene Liebesmüh. Zudem ist das alles auch Aktionismus von Verwaltung und Gemeinderat – ein durchgängiges Verkehrskonzept ist nirgends zu erkennen.
Ich fahre Auto UND (mehr) Fahrrad und wohne seit ü50 in Konstanz.
MEINE persönliche Meinung zum Thema:
1)Fakt ist, der KFZ Verkehr hat in den letzten Jahrzehnten in einem Maße zugenommen, dass er einfach ein „erträgliches Maß“ überschritten hat. Die Ursachen sind natürlich vielfältig und ohne neue Ideen /Konzepte nicht mehr in den Griff zu bekommen. Man zähle alleine mal die „stehenden“ KFZ… also die ungenutzten.
2)Fakt ist die deutlich gestiegene Aggression im Straßenverkehr. Ich nehme hier KEINE Gruppe heraus (ob Fußgänger, Fahrrad,…etc.).
3)Fakt ist, wenn nicht die „schwächeren“ Verkehrsteilnehmer mit erhöhter Vorsicht und Zurückhaltung aggieren würden, würde viel öfter etwas „passieren“ (Jahnstrasse, Niederburg=Verkehrsberuhigt?!,…etc.)
Konstanz „Fahrrad-Stadt“ …hmm, für mich fraglich. Ausgebautes, durchgehendes Radnetz?! Wo denn?! Viele steigen doch auch auf’s Rad, weil es anders nicht mehr geht?!
Also, wo wollen wir alle hin?! Das wünschenswerte gegenseitige Rücksicht nehmen funktioniert nachweislich leider nicht 🙁
Also sind andere Maßnahmen eben unumgänglich.
Dass in Konstanz der KFZ-Verkehrsstrom den Fußgänger & Fahrradfahrern vorgezogen wird ist kein Geheimnis und könnte vielfach bewiesen werden.
Ich finde, es soll sich jeder an die eigene Nase fassen und mal in sich kehren, ob sein Verhalten im Straßenverkehr so ist, wie er es von ALLEN anderen erwartet!
@Merit Stocker
„Es würde mich tatsächlich interessieren, wie viele Konstanzer eigentlich diese „Fahrradstadt“ wollen, sprich, ob die Mehrheit das will.“
Werfen Sie mal einen Blick hierauf:
http://eco-public.com/ParcPublic/?id=4586#
2 893 073 Passanten an der Zählstelle von 01.01.2019 bis 31.10.2019.
Da geht es nicht mehr um den Willen, um etwas zu wollen oder Interessen jedweder Art.
„Die tatsächlichen Verhältnisse sind auch ein Stück Verfassung“ (Ferdinand Lassalle).
Die momentane Sperrung des Sternenplatz ist ein Ausnahmezustand, der vorübergeht. In dieser Zeit wären alle gut beraten, etwas nachsichtiger zu sein. Sie, Herr Wittlinger können sich sonst gerne auf die Rheinbrücke stellen, und alle Radler abfangen, die unerlaubter Weise dort entlang fahren.
Im Übrigen wurde diese Fahrradstraße übers Knie gebrochen, weil aus Konstanz über Nacht ein Klein-Amsterdam – davor war es Kopenhagen, werden sollte. Solange die Stadtwerke da nicht mitziehen wird das nichts, und ich persönlich bin die Hetze gegen Autofahrer allmählich überdrüssig. Es gibt haufenweise Fahrradfahrer, die Fußgänger bedrängen, (also selbst tun, was sie DEN Autofahrern vorwerfen) Verkehrsregeln und -Zeichen missachten, usw. Es würde mich tatsächlich interessieren, wie viele Konstanzer eigentlich diese „Fahrradstadt“ wollen, sprich, ob die Mehrheit das will. Bis jetzt leben wir noch in einer Demokratie.- Es sind schließlich und endlich auch nicht die Konstanzer, die die Innenstadt verstopfen. Das Lago hat bekanntlich ein weites Einzugsgebiet, was bedeutet, dass diese Klientel nicht mit dem Fahrrad kommt.
Überrascht war ich übrigens von etlichen Kommentaren seitens der Radfahrer, die offenbarten, sich als potentielle Opfer zu fühlen. Ich fahre ja auch Fahrrad, habe das aber nie so empfunden. Mir drängt sich der Gedanke auf, dass persönlichen Feindbilder bei all dem eine größere Rolle spielen, als die tatsächliche Situation, an der meines Erachtens nur die Stadtwerke etwas ändern können. Warum sie das nicht wollen, darüber kann man mutmaßen …
Die Polizei ist auch nicht willens, den leicht zu beobachtenden massiven Missbrauch des „Anliegens“ zu überprüfen und zu sanktionieren. Wer durchfährt, hatte kein Anliegen!
Die Argumentation, das sei nicht überprüfbar, ist durch ein Urteil des OLG Oldenburg widerlegt (Beschluss v. 9.8.17). Dort wurde ein LKW-Fahrer zu 75 Eur Bussgeld verurteilt, weil er keine Angaben machen wollte, wo er angeblich etwas abgeladen habe.
https://www.oberlandesgericht-oldenburg.niedersachsen.de/startseite/aktuelles/presseinformationen/anlieger-frei—oberlandesgericht-oldenburg-bestaetigt-bugeld-fuer-den-durchgangsverkehr–158102.html
Für PKW sind es übrigens nur 20 EUR Bussgeld.
Dabei würde bereits, der Umstand, angehalten und befragt zu werden, bei den meisten eine Verhaltensänderung verursachen.
Das weitaus größere Übel dabei ist jedoch, dass der Staat nicht sehen will, dass sein Gewaltmonopol auch dessen Gebrauch voraussetzt. Mit seiner Untätigkeit schafft er Nährboden für Selbstjustiz und zivilen Ungehorsam. Die Polizeiressourcen wären sinnvoller bei der Überwachung eingesetzt, als sie hinterher fürs Wegtragen von zivil Ungehorsamen verwenden zu müssen und perfiderweise die zu sanktionieren, die auf die unterlassenen Aufgaben hinweisen.
Die grundsätzliche Benachteiligung von Fahrradfahrern gilt übrigens für nahezu jede Baustelle in der angeblichen Fahrradstadt!
Stellt sich nur die Frage wo man denn alternativ mit einem Auto dann fahren soll. Verbote ohne Alternative sind so 80er…….