Razzia beim Konstanzer Herz-Zentrum

Die Durchsuchung dauerte nach Zeugenangaben nahezu sieben Stunden – dann nahmen Kriminalbeamte und Staatsanwälte fast 120 Aktenordner aus der Luisenstraße mit. Das Herz-Zentrum Bodensee Konstanz war am vergangenen Mittwoch Ziel einer Razzia der Staatsanwaltschaft Konstanz. Nach Angaben der Ermittler besteht der Verdacht eines Verstoßes gegen das Arzneimittelgesetz

Bei der Staatsanwaltschaft Konstanz gibt man sich zugeknöpft: Egon Kiefer, stellvertretender Pressesprecher der Staatsanwaltschaft Konstanz, mochte nicht einmal den Namen des federführenden Staatsanwalts nennen. Nur soviel: „Gegenstand der Durchsuchung ist der Verdacht auf Verstöße gegen das Arzneimittelgesetz“. Dieses Gesetz, zuletzt geändert im April 2013, regelt nicht nur die Herstellung und Abgabe von Arzneimitteln, sondern u.a. auch die Haftung für Arzneimittelschäden.

Das Herz-Zentrum Bodensee Konstanz besteht seit September 1997. Zunächst durfte die Klinik, Tochtergesellschaft des Herz-Zentrums in Kreuzlingen, nur Privat- und Notfallpatienten aufnehmen. Erst nach einer Unterschriften-Aktion und einem Gerichtsverfahren einigte man sich mit den deutschen Krankenkassen und dem Stuttgarter Sozialministerium auf die Klinik-Zulassung. Seitdem werden auch Kassenpatienten in der Luisenstraße 9 (s. Foto) behandelt.

seemoz wird sich in diesem frühen Stadium der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen nicht an Spekulationen, die auch in der Luisenstraße kursieren, beteiligen, wonach es bei Abrechnungen medizinischer und medikamentöser Leistungen auch im Transfer mit der Schweiz zu Unregelmäßigkeiten gekommen sein könnte; ebenso wenig werden wir Namen führender oder früherer Politiker nennen, gegen die – wie schon seit Monaten unter Beschäftigten des Herz-Zentrums kolportiert – Verdachtsmomente laut werden.

Tatsache scheint höchstens, dass noch während der Durchsuchung die Geschäftsführer Martin Costa und Frank Gihring aus Kreuzlingen einbestellt und mehrere Stunden lang verhört wurden. Von der Geschäftsleitung war übrigens am gestrigen Donnerstag eine Stellungnahme nicht zu erhalten. Auch auf der homepage „Herz-Zentrum Bodensee“ gibt es keine aktuellen Informationen – die letzte Pressemitteilung stammt aus dem Jahr 2011.

Die Staatsanwaltschaft Konstanz wird nun, so Staatsanwalt Kiefer, das umfangreiche Material – 120 Aktenordner sollen sicher gestellt worden sein – sichten und erst dann über die mögliche Eröffnung eines Verfahrens entscheiden. Und das kann Monate dauern.

Autor: hpk