Richtigstellungen zu Griechenland
Beleidigungen, Unterstellungen, Lügen gar – deutsche Politiker und Medien ziehen über die Griechen her als müsste nicht nur Europas Süden endlich wieder am deutschen Wesen genesen. Da ist Gegenrede angesagt. Und die lieferten Theo Votsos und Kostas Maras, zwei in Deutschland lebende, griechische Wissenschaftler, auf offener Straße. Konkret: In der Konstanzer Bahnhofsstraße direkt vor den Fenstern der Deutschen Bank
Der Platz für die mittlerweile fünfte Veranstaltung der Literaturreihe „Palette“ war nicht zufällig gewählt. Zählt doch die Deutsche Bank zu den größten Nutznießern der „Griechenland-Krise“: Die Bank verdient gleich doppelt – allein 300 Millionen Euro Zinsen an den aufgekauften Staatsanleihen und noch einmal Millionen an den Krediten, mit denen die deutsche Regierung ihre Bürgschaften und Garantien absichert. Aber das war nur eines der Vorurteile, mit denen die beiden Griechen – Politologe mit Konstanz-Studium der eine, Philosoph des „Philhellenismusarchivs“ in Würzburg der andere – aufräumten.
Die Griechen erheben keine Steuern? Jein, antwortet Dr.Maras. Richtig ist, dass sich die Oberschicht – übrigens nicht nur in Griechenland – trickreich ihrer Steuerschuld entzieht, auch die Mittelschicht, so Maras, ist häufig säumig. Doch die arbeitende Bevölkerung wird umso rigoroser vom Staat zur Kasse gebeten – sie trägt auch jetzt die Hauptlast der Kürzungen bei den Sozialleistungen. Und eben diese Sozialleistungen sind viel zu hoch in Griechenland? Falsch, sagt Theo Votsos, sie liegen deutlich unter dem Durchschnitt der EU.
Und Deutschland ist der Zahlmeister der ganzen Misere? Falsch, denn bislang ist nur ein Bruchteil der Transferleistungen nach Griechenland geflossen, der Großteil sind Bürgschaften und Garantien, die womöglich nie ausgezahlt werden. Und die bisher ausgezahlten Leistungen kommen eben nicht der Bevölkerung, sondern den griechischen Banken zugute.
Nur 30 Minuten dauerte die nur von 20 Zuhörern verfolgte Open-Air-Aufklärung (mehr war von der Stadt nicht genehmigt; Polizisten drängten dann auch rechtzeitig auf Schluss der Debatte) – in einer anschließenden Abendveranstaltung im Treffpunkt Petershausen vertieften die beiden Griechenland-Experten dann ihre Informationen.
Zum Schluss jedoch trug Theo Votsos noch ein Grußwort von Konstantin Wecker vor – es handelte sich schließlich um eine Kulturveranstaltung. Und das wollen wir den seemoz-Lesern nicht vorenthalten:
„Liebe Freunde,
entschuldigt bitte diesen sicherlich sträflich spontanen Beitrag. Und das ist jetzt viel zu unüberlegt, unbedacht, unvorsichtig und meinetwegen auch naiv. Aber ich höre gerade Nachrichten, und es geht um Griechenland und meine griechischen Freunde, und ich höre zwischen dem üblichen Ökonomiekauderwelsch immer nur: PRIVATISIERUNG. Ja, vielleicht habe ich nicht differenziert zugehört, vielleicht habe ich, uneinsichtig und von Vorurteilen besessen, nur dieses Wort aus dem allgemeinen Gerausche entblättert – aber ich frage euch jetzt, geht es wirklich nur darum, dieses wunderschöne Land mit seinen wunderbaren Menschen an ein paar reiche Arschlöcher und Konzerne zu verkaufen?
Strände, Post und Hafen, Kunstschätze und Telekommunikation und so vieles mehr, was dem Staat gehört und damit nach meinem Verständnis den Bürgern dieses Staates, verscherbeln, damit für immer ein paar Oligarchen das Land besitzen und das Sagen haben gegen Poesie und Anmut, Schönheit und Eigenständigkeit, Herzlichkeit und Gemeinsamkeit?
Bin ich ein unverbesserlicher Altachtundsechziger und hab‘ mir deshalb ein Herz für Menschen und Freiheit, Demokratie und – ja, am Ende eben doch Vernunft – verspielt? Vielleicht. Aber – ob Söder oder Rösler, Merkel oder Juncker – wie sie auch alle heißen mögen , diese Totengräber einer menschlichen, gerechten und sozialen Gemeinschaft, diese Vasallen der Finanzautisten – ich kann sie nicht mehr ertragen.
Erst wenn die Akropolis zur Empfangshalle der Deutschen Bank mutiert ist, geben sie wohl Frieden. Und das ist einfach nur ekelhaft. Verzeiht mir. Das musste mal raus.“
Autor: hpk
Nichts gegen Griechenland und alle anderen Länder, die sich selbst soweit gebracht haben. Ich gönne Ihnen die Hilfen die sie wirklich brauchen. Habe aber kein Verständnis dafür, wenn sie sich nicht aus eigener Kraft und Initiative vesuchen aus diesem Chaos heraus zu kommen. Auch habe ich keine Achtung vor den jeweiligen Wirtschaftsflüchtigen mit angeblichem politischen Verfolgungsdruck. Warum gehen nicht diese Menschen in ihr Land zurück und arbeiten miteinander für eine Selbsthilfe in ihrem Land auf. Das ist für mich uverständlich. Es kann doch nicht sein, das wir einfachen Bürger die nichts mit Krieg und diesem Dilemma zu tun haben nach 60 J. auf einmal Reparationszahlungen tilgen sollen als Hintergrund mit EU Hilfe. Das bringt mir meinen Vater nicht zurück. Viele haben Not und Elend zu ertragen auch heute noch. Helfen gerne, aber doch nicht auf diese Art und Weise. Das die meisten Politiker in dieser Zeit, weder Diplomatie noch Anstand besitzen, wie man mit fremden Ländern umgeht, das ist doch nichts Neues. Europa, was ist Europa??? Die Europäische Regierung hat weder Vernunft noch Klarsicht, Geld alleine hilft Griechenland wirklich nicht, solange Politiker an der Macht sind die nichts verstehen wollen, noch bereit sind für ihr Volk ein zu stehen. Sie wirtschaften immer noch nur in die eigene Tasche, egal wo man hin schaut. Die Banken kann man vergessen, sie taugen fast alle nichts, da muss endlich der Riegel vorgeschoben werden. Auch die europäische Bank verschwindet im Verschwendungspool.
Wenn die griechische Mittelschicht ebenfalls von der Krise profitiert bzw. diese auch mitverursacht hat, wie Kostas Maras dies erwähnt, dann möchte ich zum besseren Verständnis hier doch noch mitteilen, wen er zu dieser Mittelschicht zählt. Auf der Abendveranstaltung nannte er z.B. Ärzte, Juristen und wohlhabende Selbständige. Diese sind gemeint und nicht etwa die gesamte Mittelschicht.
Bei den Veranstaltern möchte ich mich ausdrücklich für den interessanten Abend bedanken.
Weitere Griechenland-Veranstaltungen müssen unbedingt folgen!
Und was Aktionen vor Banken anbelangt: Als nächstes wären vielleicht auch mal Schweizer Banken dran? Ob mit oder ohne Palette ….
Stefan Frommherz