Rücktritt von Kandidatur: Felix Müller unterstützt Pantisano
Da waren es noch fünf: Felix Müller erklärte gestern, er werde nicht länger an seiner Oberbürgermeisterkandidatur festhalten. Der in der hiesigen Klimaschutzbewegung aktive Architekt will stattessen nun Luigi Pantisano im Wahlkampf unterstützen. Als Grund nannte der 44-Jährige unter anderem das für ihn „mittlerweile sehr überzeugende Wahlprogramm“ Pantisanos.
Dieser habe vor allem im Bereich Klima- und Artenschutz in der letzten Zeit nachgelegt und sein Programm mit viel Substanz gefüllt, schreibt Müller in einer Pressemitteilung. Da die beiden Kandidaten bereits bisher bei vielen Themen ähnliche Überzeugungen vertraten, sei es jetzt sinnvoller, sich mit vereinten Kräften für eine ökologisch-soziale Wende in Konstanz und die Ablösung von Amtsinhaber Ulrich Burchardt einzusetzen.
Gerade der vergangene Donnerstag habe gezeigt, wie wichtig die Stimme des Oberbürgermeisters im Gemeinderat sein könne. Mit knappen 21 zu 20 Stimmen hatte eine konservative Mehrheit gegen den von Fridays for Future initiierten Beschlussantrag „Konstanz klimapositiv 2030“ und anschließend für einen Antrag der SPD gestimmt, der ausdrücklich kein konkretes Klimaziel nennt.
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Statt wie mit dem Beschluss zum Klimanotstand im letzten Jahr ein deutschlandweit beachtetes Beispiel zu geben, habe sich Konstanz so schon wieder aus der ersten Reihe der Klimaschutzkommunen verabschiedet. Und statt auf die jungen Menschen zu hören, die ihre Klima-Hausaufgaben gemacht hätten, habe der amtierende OB seine Stimme genutzt, um den Klimaschutz in Konstanz wieder einmal auszubremsen. Konstanz überlasse damit, so Müller, seinen Platz Städten wie Tübingen, Marburg, Heidelberg oder Münster die sich bereits klar für 2030 als neues Klimaziel ausgesprochen haben.
„Konstanz braucht dringend einen neuen und progressiven Oberbürgermeister, der gute Politik für die Menschen in unserer Stadt macht, statt Immobilieninvestoren den roten Teppich auszurollen und dafür Bürgerinteressen und Umweltschutz hintenanzustellen. Die Ära Burchardt muss nach acht langen Jahren enden. Dafür werde ich mich nun gemeinsam mit Luigi Pantisano einsetzen“, so Müller. „Ich glaube mit vereinten Kräften schaffen wir ein zukunftsfähiges und gerechtes Konstanz für alle.“
Dabei gelte es die Konstanzerinnen und Konstanzer von Anfang an besser zu beteiligen, nur so könne man die wichtigen und leider nicht immer bequemen Zukunftsfragen so beantworten, dass alle die Lösungen mittragen können. Denn, so Müller weiter: „Mit den vielen Ideen und Visionen der Menschen in Konstanz können wir in den nächsten Jahren auch wieder zu einem deutschlandweit beachteten Vorbild für soziale und ökologische Stadtentwicklung werden. Das wünsche ich mir und dafür werde ich weiter kämpfen“.
Die übrigen Kandidaten sieht Müller nicht als überzeugende Alternative. Wichtig sei schließlich nicht nur ein Wechsel an der Verwaltungsspitze, sondern auch die Frage was denjenigen „vom Herzen her“ antreibe.
MM/red (Foto: Felix Müller)
Lieber Felix Müller, manchmal wüsste ich schon gerne etwas über die Wanderungsbewegungen in Konstanz, also Zu- und Abwanderung vor allem junger Menschen einschließlich StudentInnen. Bleiben da überhaupt welche nach dem Studium? Ein- und Auspendler wären auch mal interessant. Meine Hoffnung ist ja, dass es Luigi Pantisano mit Hilfe des doch recht ansehnlichen alternativen Netzwerks in den nächsten Jahren schafft Besserungen durchzusetzen und nicht als Alphatierchen zu enden. Aber ich vermute, nicht nur in diesem Punkt sind Sie und viele andere für ihn eine wichtige Stütze.
Lieber Peter Groß, ich finde dieses abschreckende Bild vom Haifischbecken ist mit einer der Gründe warum wir da sind wo wir heute sind. Dabei tummeln sich in den meisten dieser Haifischbecken auch überwiegend immer die gleichen ideenlosen und meist männlichen Alphatierchen und nicht die Menschen die es braucht um uns und unseren Kindern (nicht wenige davon haben gar keine) eine lebenswerte Zukunft zu gestalten. Karen Duve hat das in ihrem wirklich lesenswerten Buch „Warum die Sache schiefgeht“ sehr anschaulich beschrieben.
Wer ins Haifischbecken springt muss gut schwimmen können. Dass Felix Müller seine Bewerbung zurück zog, könnte Luigi Pantisano jene Prozentpunkte bringen, die hilfreich für einen Erfolg in Konstanz sind und den kulturellen, gesellschaftlichen Fortschritt, wie auch die Kommunikation in der Stadt und Landkreisen am See voranbringen.
Ich würde hoffen, dass Felix Müller eine seinen Fähigkeiten entsprechende Position erlangt. Er wird, meine ich, ebenso dringend für einen ökologischen und nicht zuletzt politischen Klimawechsel, benötigt. Da sind wohl mindestens zwei Seelen gemeinschaftlich auf dem richtigen Weg.
Die CDU handelt immer nach den gleichen Spielregeln. Wenn ein Wahlerfolg gefährdet scheint werden Avatare aufgestellt. In Uhldingen-Mühlhofen standen mit Dominik Männle, Nadine Bohn und Jean-Chistophe Thieke gleich drei CDU Kandidaten zur Wahl, die dem Landrat gewogen waren, insgesamt aber sichere Stimmen für die sonstigen Kandidaten kosteten. Eine „schillernde“ Figur und ortsfremd Dr. Martin Roland. Aus Friedrichshafen, Jasmina Brancazio, die als Parteigenossin der SPD, anscheinend ohne SPD Parteiunterstützung auf sich allein gestellt war. Wäre ihre SPD Mitgliedschaft bekannt gewesen, fürchtete man wohl, dass sie weniger Zustimmung erhalten hätte, weil CDU und SPD in ihrem politischen Handeln nahezu deckungsgleich sind, das ist jedem politisch Interessierten am See bekannt. Auch der Konstanzer Bewerber kokettiert inzwischen damit, nicht SPD-Kandidat zu sein, sondern „mit besonderem Rückhalt im SPD-Lager“ anzutreten. Deutlicher kann man nicht versuchen seine politische Kinderstube zu verleugnen. Allein die Grundhaltung der SPD in sozialen Fragen entlarvt diese Partei als hohle Sprücheklopferin und jedem anständigen Sozialdemokraten alter Schule sei zugestanden endlich einmal nach Herzenslust fremd und frei zu wählen. In Uhldingen-Mühlhofen führt der Lieblingskanditat des Landrats Wölfle und des bisherigen Bürgermeisters Edgar Lamm nach einer Wahlbeteiligung von nur 51,1 Prozent die Amtsgeschäfte ebenso talentlos wie auch verschwenderisch weiter.
Es ging mir nicht darum Luigi Pantisano als Messias anzupreisen, aber meine langjährigen Erfahrungen mit StadtplanerInnen lassen bei ihm den Weitblick und Fachkompetenz, soziales und ökologisches Wissen erkennen, das dringend umgesetzt gehört. Die CDU steht nach wie vor für den Machterhalt der Millionäre. Ulrich Burchardt hat es beispielsweise verpasst als Mediator zwischen Großkapital, berechtigten Einwohnerinteressen nach bezahlbarem Wohnraum und Hausinstandbesetzern heilend zu wirken. Hofft er auf Kai Schafheutle, dem Investor und Anbieter teurer Studentenzimmer, der sich auf Familientradition beruft?
Am Konstanz gegenüberliegenden Bodenseeufer sind neben Bürger für Überlingen (Büb+) und dem Netzwerk für Friedrichshafen (nicht Landkreis sondern Stadt), sowie dem Meersburger Bürgermeister Robert Scherer neue, bürgerliche und dynamische Kräfte ans Werk gegangen, die Fortschritte erkennen lassen. Jetzt hoffen viele, dass durch eine(n) neue(n) BürgermeisterIn in Langenargen die Bürgerbeteiligung vorankommt. Ich meine einen Kandidaten wie Felix Müller würde man dort sicher schnell ins Herz schließen. Die Bewerbungsfrist endet am 12. Oktober 2020.
Es geht auch um Konstanzer Mitwirkung, einen solidarischen Schulterschluss, der den Großraum Bodensee-Alpenrheintal durch Umsetzung einer grenzüberschreitende Verkehrsplanung für die Euregio-Bodensee voranbringt, an der verschiedene Regionalverbände wie Pro Bahn, Verkehrs-Clubs (VCS und VCD) aus den Ländern Deutschland, Österreich und der Schweiz seit 2004 arbeiten, jedoch regelmäßig am Egoismus, auch eines Konstanzer Oberbürgermeisters oder Bodenseekreis Landrats scheiterten. Beide verteidigen zäh ihren Besitzstand, den erfolglosen Bodo-Verkehrsverbund oder Konstanzer Stadtverkehr und Fähre.
So bleibt es bei der Vision vom ganztägig grenzüberschreitenden getakteten Fahrplan, stattlicher Förderung durch Umweltabgaben und Fördermittel der Europäischen Union, Deutschland, Schweiz, Österreich, Liechtenstein, an der Länder, Kantone, Städte und Gemeinden beteiligt sind.
Wer noch fehlen würde für den Beginn einer sozialen Wende, wäre eine aktive Landtagskandidatin wie Antje Behler (Die Linke), die der Region die dringend benötigte Aufmerksamkeit für sozialen Aufschwung bringt, damit nicht weiter wie in Langenargen, in exorbitant teure Toilettenhäuschen oder in Unteruhldingen leer stehende Welterbebauten investiert wird, sondern beispielsweise in genossenschaftlichen Wohnungsbau.
Die Friedrichshafener waren wegen der Kombination aus Sachkenntnis, sympathischer Unverfrorenheit, einer frechen, frischen Werbekampagne erfolgreich. Besonnenheit, Demut und Selbstlosigkeit, lieber Herr Riele, finden sich sicher auch bei Luigi Pantisano. Es sind gewiss höchst gewünschte Eigenschaften. In dieser Zeit aber würden sie aus meiner Sicht bedeuten mit einem Bleigürtel ins Haifischbecken zu springen.
Wunderbar, wenn sich gute Kräfte zusammentun, die zudem viele gemeinsame Ziele haben. Wir können die dringend(lebens-) notwendige Richtungsänderung, die unsere Stadt und wir Bürger brauchen, nur gemeinsam schaffen. Ich bin guten Mutes. Konstanz wurde jahrzehntelang „Südliches Flair“ nachgesagt, dies sehr ich heute nur im Verkehrschaos. Unter einem Luigi Pantisano und Freunden könnte sich das wieder ändern. Es gilt zu retten, was zu retten ist. Ein besseres Geschenk als unsere Landschaft an See, Trinkwasserspeicher, und Rhein, kann es nicht geben. Die Natur braucht uns nicht, wir brauchen die Natur. Gemeinsam für Konstanz.
Es wird weiterhin von FfF Drück ausgeübt werden müssen, gerade auf Grüne und SÖS, welche sich dann doch oft in ihren Einlassungen, Entscheidungen und Handlungen als gewöhnliche Konservative herausstellen. Unser Ministerpräsident Kretschmann hat ja deutlich gezeigt wie man mit CSU-Mindset in einer Ökopartei Karriere machen kann. Naturschutz JA, aber nur so lange wie keine Wirtschaftsinteressen bedroht sind oder jemand ihm seinen „ordentlichen Diesel“ „wegnehmen“ will mit dem er zu seinen Enkeln fahren möchte. Unser oberster Grüner im Lande benutzt dieselben faulen Ausreden wie alle, die zu keiner Veränderung in ihrer Lebensweise willig sind. Von daher wäre auch mir ein Herr Müller wesentlich lieber, aber ich kann mich auch damit abfinden dass ein Herr Pantisano OB wird und FfF und Herr Müller während seiner Amtszeit am Lack von Herr Pantisano pulen um zu schauen ob’s darunter wirklich grün ist.
Ich bedauere sehr, dass Felix Müller seine Kandidatur zurückzieht, auch wenn ich seine Argumente durchaus nachvollziehen kann. Sein Wunsch, nun gemeinsam Luigi Pantisano zu unterstützen, damit es im Rathaus zu einem Wechsel an der Verwaltungsspitze kommt, zeugt von viel Rückgrat. Ihm geht es nicht um seine persönlichen Interessen, sondern um die Zukunft von Konstanz. Daher ist Müller sein Schritt hoch anzurechnen, auch wenn ich seine Bescheidenheit im OB-Wahlkampf vermissen werde. Es mag sein, dass sich die Wahlprogramme von Müller und Pantisano immer stärker angenähert haben. Trotzdem hätte ich mir gewünscht, dass Müllers Geradlinigkeit und seine hohe Kompetenz in Fragen von Umwelt und Naturschutz den Wahlkampf auch weiterhin bereichert hätten. Ich war fest davon ausgegangen, dass mit Felix Müller ein alternativer Kandidat für eine sozialökologische Wende eintritt, der gleichzeitig mit seiner bürgernahen Persönlichkeit punkten kann. Der linke Hype um Luigi Pantisano, der derzeit bis zur anderen Seeseite wie ein Messias angepriesen wird, gefällt mir nicht. Zwar muss man ihm eingestehen, dass er mit einer professionellen PR-Kampagne den Wahlkampf erst richtig zum Laufen bringt. Ihm stünde allerdings etwas mehr Demut gut zu Gesicht, denn von einem zukünftigen Oberbürgermeister erwarte ich mir Besonnenheit und Selbstlosigkeit. Hier hat Pantisano auf jeden Fall noch Nachholbedarf. Ich persönlich stehe mit dem Rückzug von Felix Müller unwissend vor meinem Wahlzettel, denn im Augenblick überzeugt mich keiner der restlichen Bewerber. Als Demokrat werde ich dennoch mein Kreuzchen setzen und dabei taktisch agieren, um den Wiedereinzug von Ulrich Burchardt in das Konstanzer Rathaus zu verhindern.
Respekt, nur wenige können ihr Ego zügeln.
Jetzt wird es also langsam interessant, gut so.