Runder Tisch zum Scala – eine Antwort
Ein neuer Termin für die Gemeinderatssitzung, ein neutraler Moderator und die Anlieger mit an den Tisch – die Wunschliste der Bürgerinitiative „Rettet das Scala“ für einen Runden Tisch zum Thema ist lang. Hier die Antwort der Initiative an Oberbürgermeister Burchardt:
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
vielen Dank für die Einladung zu einem „Runden Tisch“ am 19. April 2016. Wir freuen uns, dass Sie ihr Wahlversprechen von Bürgernähe und Transparenz gedenken einlösen zu wollen.
Gerne nehmen wir an solch einem Treffen teil. Unerlässlich aber ist, vorab einige Fragen zu klären, ohne die unseres Erachtens ein „Runder Tisch“ zu scheitern droht.
– Wir bitten Sie, das Thema „Scala“ von der GR-Sitzung am 21. April 2016 zu streichen und auf die Sitzung im Mai zu verschieben. Denn es ist das Wesen eines Runden Tisches, dass ausreichend Zeit gegeben ist, um letztlich zu einer gemeinsamen Lösung zu kommen. Der vorgesehene Zeitraum Ihrer Einladung (14.00 Uhr bis 15.15 Uhr, also 75 Minuten, danach bereits Pressekonferenz angesetzt) weist nicht aus, dass diese Grundbedingung auch nur annähernd erfüllt werden kann. 75 Minuten Diskussion, Gedankenaustausch und Nachdenken über eine gemeinsam zu tragende Zukunft des Scala im Zentrum unserer Stadt deutet vielmehr auf den Austausch vorgefertigter Statements hin. Immerhin geht es um nicht weniger als nachhaltige Städteplanung auch in Konstanz.
– Einzuladen sind alle Interessengruppen und ggf. auch deren Rechtsvertreter. Die Gruppen entscheiden selber, wen sie zum Runden Tisch abordnen. Ebenso sollten die Anlieger wie Dr. B. und die Boutiquebesitzerin Frau F. eingeladen werden. Sie sind unmittelbar betroffen. Zudem wäre es zielfördernd, Götz Werner selbst einzuladen.
– Die Moderation eines Runden Tisches obliegt, das ist allgemeiner Standard und unabdingbar für eine konstruktive Lösung, einer unabhängigen Persönlichkeit, auf die sich alle Beteiligten im Vorfeld verständigen. Aus Ihrer Einladung geht leider nicht hervor, wer diese Person ist. Sollten Sie sich selber dafür vorsehen, würde das die Bedeutung dieses Runden Tisches nicht nur für die Bürgerinitiative, sondern sicher auch für die Öffentlichkeit auf das Niveau und die Bedeutung einer Show- und Vorführ-Veranstaltung reduzieren. Sie sind zweifellos ein hervorragender Moderator, haben sich aber bereits eindeutig positioniert. Natürlich ist das für einen Oberbürgermeister gutes Recht, aber für die Rolle des Mediators sind Sie nicht mehr geeignet.
Die Bürgerinitiative schlägt daher vor, gemeinsam einen neutralen, unabhängigen Moderator oder eine Moderatorin für den Runden Tisch zu suchen. Hervorragend geeignet wären nach unserem Verständnis vom Ablauf einer demokratischen Konsens-Findung etwa der frühere Freiburger OB Dr. Rolf Böhme oder der Münchner OB Christian Uhde, beide haben als Träger des Hecker-Hutes gewisse Affinitäten zu Konstanz.
Wir bitten Sie, diese allgemeingültigen Regeln der Partizipation zu beachten. Gerne sind wir Ihnen behilflich bei den Gesprächen und der Suche nach einem/r Moderator*in, dem alle zustimmen können.
Wir freuen uns auf Ihre Antwort.
Mit freundlichen Grüßen
Lutz Rauschnick, Pressesprecher Bürgerinitiative „Rettet das Scala!“
Für meinen „Geschmack“ ist der offene Brief zu sehr in Konfrontations-Haltung geschrieben. Ich gehe davon aus, dass die Stadtverwaltung durchaus ein Interesse hat, das Wesen der Stadt als Kultur-Stadt am Bodensee zu erhalten.
Es geht auch am runden Tisch darum, den Kinobetreiber Rabe (oder sonst einen Programm-Kinobetreiber) für das bisherige und zukünftige Engagement zu würdigen und zu motivieren.
Kein OB hat Lust darauf, sich vordergründig (forderungsgründig) in eine streitbare Auseinandersetzung über Moderatorenbesetzung zu begeben.
Ein OB hat Interesse daran, dass sein Engagement öffentlich auch von der Rettet-Scala-Bewegung gewürdigt wird.
Ein Moderator muss neutral und Stimmungs-ausgleichend wirken.
Es geht darum, „Regeln für die Innenstadt“ aufzustellen: Wie erhält man Kultur und lebenswerte Elemente in der Stadt? Dürfen sich weiter ungebremst die „Großen und finanzkräftigen Discount-Konzerne“ ansiedeln?
Die wollen dort hin, weil die Touristen dort sind. Die Touristen und die Bürger gehen immer weniger ins Zentrum, wenn der Flair der Stadt dort „zerstört“ wurde. Das sind die Gegenpole eines Magneten.
Bei so einer Diskussion wären dann öffentlich sehr bekannte Vertreter richtig am Tisch. Beim Thema „Rettet das Skala“ wirkt es tatsächlich übertrieben.
Haben wir hier einen exemplarischen Fall, der für ganz Deutschland und deren Innenstadtkultur interessant ist? Ja und Nein!
Am runden Tisch sollten nur Vertreter sein, die sich um ein gesundes Kultur-Sein der Stadt abmühen wollen.
Ich danke Eugen, der immer wieder die Faktenlage kennt.
Zum Kommentar von Herrn Remark:
Herr Rabe beendet dem Freiburger Investor zuliebe seinen Pachtvertrag, der eigentlich noch bis Ende 2017 hätte laufen sollen, bereits Ende 2016. Ab 2017 zieht er sich auf seine Geschäftsführer-Funktion im CineStar zurück; d.h., einer Weiterführung des Scala hat er entsagt und dürfte unter den jetzigen Umständen einen neuen Betreiber des Scala, wenn er denn gefunden wäre und zum Zuge käme, als Konkurrenten ansehen und bekämpfen.
Würde freilich die Ausweidung des Scala samt Umbau der unteren beiden Etagen des Hauses Marktstätte 22 zu einem Drogerie-Supermarkt verhindert und dürfte das Traditions-Kino fortbestehen, dann, wer weiß, könnte Herr Rabe sich ja vielleicht doch bereitfinden, das Programmkino weiterzubetreiben. Zumal der monatelange Einsatz der Bürgerinitiative „Rettet das Scala!“, die inzwischen über 7000 UnterstützerInnen zählt, einen anhaltenden Werbeeffekt verspräche.
Aber das sind einstweilen nur Träumereien. In welche Richtung es geht mit dem Scala-Kino und der Marktstätte, und vielleicht mit Konstanz überhaupt, wird demnächst der Gemeinderat entscheiden. Eine Weichenstellung könnte bereits in der Sitzung des Technischen und Umweltausschusses erfolgen, am 14.04., 16 Uhr, im Sitzungssaal des Verwaltungsgebäudes an der Unteren Laube 24.
Die Sitzung ist öffentlich!
Obwohl ich mir als Rentner und Bezieher von Grundsicherung schon lange keinen Kinobesuch mehr leisten kann, habe ich die Bemühungen der Bürgerinitiative zum Erhalt des SCALA von Anfang an aufmerksam und zugleich mit großer Sympathie verfolgt. Nach zahllosen, auch und gerade bei Seemoz veröffentlichten Berichten zur Causa Scala komme ich allerdings immer mehr zu dem Schluss, dass sich besagte Initiative langsam dem Niveau einer Lachnummer annähert. Das o. a. Schreiben von Lutz Rauschnick an OB Burchardt ist hierfür ein vorläufig letztes Beispiel. Wie kann man gerademal eine Woche vor dem Runden Tisch bloss auf die Idee kommen, Götz Werner höchstselbst einzuladen bzw. einladen zu lassen? Ist Herr Rauschnick tatsächlich so naiv zu glauben, der Terminkalender eines Götz Werner wäre so leer, dass man ihn bei einer derart knappen Vorlaufzeit problemlos nach Konstanz lotsen könne? Gleiches gilt für die Personalie(n) Böhme und Uhde. Auch diese beiden Herren scheinen in der Vorstellung von Lutz Rauschnick beschäftigungslos in der Hängematte zu liegen und sehnlichst auf einen Anruf aus Konstanz zu warten. Damit nicht genug: Kann man im Falle von Götz Werner noch wenigstens auf Gedankenlosigkeit schließen, so bin ich hier allerdings geneigt, das Wort Hybris in den Mund zu nehmen. Man möchte Herrn Rauschnick ganz ordinär zurufen: Was bilden Sie sich eigentlich ein!? Warum denn nicht gleich Frau Merkel? Und – last but not least – wenn wir schon bei Personalien sind: Auch hier fehlt mir wieder mal wie eigentlich immer der Name Detlev Rabe. Der scheint in der ganzen Angelegenheit offensichtlich die geringste Rolle zu spielen. Und so reizt es mich durchaus, an den ehemaligen Sportjournalisten Rauschnick abschließend den legendären Satz eines gewissen Bruno Moravetz richten: „Wo bleibt Behle“ – äh Rabe? Um Antwort wird gebeten.
Frank-Walter Steinmeier heißt er und der beschäftigt sich mit Kriegen und Weltkrisen. Damit ist die Schliessung eines Kinos nicht vergleichbar.
Ausserdem ist er immer nur ins Scala gegangen, ins Cinestar geht er nicht.
Hilfreich wäre es gewesen, den Dingen nicht ihre Lauf zu lassen, konstruktiv zu sein, statt zynisch: Böhme wäre eine Autorität, der was zu sagen hat, oder?
…bei der hochkarätig besetzten Unterstützer Gruppe finde ich die Herren Böhme oder Ude eigentlich noch zu wenig prominent;
sie sind ja nur Ex Oberbürgermeister.
Vielleicht können wir ja unseren obersten Diplomat, Herrn Walter Steinmeier loseisen, er kommt ja auch gerne an den Bodensee.