Ruppaner wegen Zweckentfremdung unter Druck
Nicht nur in Gastronomie-Kreisen ist es schon länger ein Thema: Im alten Ruppanergebäude in der Konstanzer Hussenstraße steht viel Fläche leer. Darüber hinaus ist das ganze Areal, das bis zur Laube reicht, in einem desolaten Zustand und für viele ein Schandfleck mitten im Herzen der Stadt. Die Linke Liste (LLK) hatte mehrmals nachgefragt, ob dort auch Wohnraum entfremdet würde. Das hat offenbar gefruchtet, denn die Behörden scheinen sich nun doch der Sache anzunehmen.
Nach seemoz-Informationen hat es bereits im Juli eine Ortsbesichtigung des Objekts in der Hussenstraße gegeben. Dabei will man festgestellt haben, dass bis zu zehn Zimmer im 2. Obergeschoss mit wenig Sanierungsaufwand bewohnbar gemacht werden könnten. Sie waren früher bewohnt und stehen nun seit einiger Zeit leer. Also greift die Satzung der Stadt Konstanz über das Verbot der Zweckentfremdung von Wohnraum vom 3.3. 2015.
Von den zehn Zimmern stünden sechs leer, die anderen werden zwischenzeitlich, das ergab auch ein Ortstermin der LLK, für gewerbliche Zwecke als Lager- oder Veranstaltungsräume genutzt. Aber eine derartige Änderung der Nutzung bedarf einer baurechtlichen Genehmigung, die angeblich nicht beantragt worden sei. Wie zu erfahren war, möchte man die Verantwortlichen bei Ruppaner auffordern, die gewerblichen Nutzungen zu untersagen. seemoz hat bereits vor Monaten bei der Brauerei Ruppaner nachgefragt, was mit dem verwahrlosten Areal grundsätzlich geplant ist. Eine Antwort steht bis heute aus.
Die Stadt soll nun die Brauereibesitzer aufgefordert haben, ihren leerstehenden Wohnraum bis 1.5. 2017 herzurichten und ihn dann wieder für Wohnzwecke zur Verfügung zu stellen. Komme Ruppaner dem nicht nach, drohe dem Unternehmen unter anderem ein sattes Bußgeld. Derzeit, so die Auskunft aus der Verwaltung, beschäftige der Vorgang die Anwälte der Parteien. Mehr könne und wolle man gegenwärtig nicht sagen.
Seit Ende der 80-er Jahre führen Karl-Bernhard Ruppaner und Hans Ruppaners Tochter Andrea Scheidtweiler sowie deren Mann Wolfgang Scheidtweiler die Geschäfte der traditionsreichen Ruppaner Brauerei OHG. Das Ehepaar Scheidtweiler betreibt insgesamt fünf Brauereien und neun Hotels in Baden-Württemberg, das zehnte ist in Planung. Wie es mit der Konstanzer Immobilie an der Hussenstraße weiter geht, ist auch deswegen unklar, weil Karl-Bernhard Ruppaner und Wolfgang Scheidtweiler darüber völlig unterschiedlicher Meinung sein sollen.
Wolfgang Scheidtweiler, ein rühriger und überaus finanzkräftiger Investor, wollte auch die Asisi-Rotunde direkt am Seerhein bauen. Als Kritik aus dem Gemeinderat kam – viele lehnten den geplanten Standort ab – zog sich Scheidtweiler zutiefst beleidigt aus dem Projekt zurück. Man möchte einen alternativen Standort finden, nur: Den gibt es nicht. Es ist also nur eine Frage der Zeit, bis das Thema erneut den Gemeinderat beschäftigt und Scheidtweiler doch noch das begehrte Grundstück am Seerhein bekommt.
H. Reile
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Lieber Herr Seewald,
Auch bezüglich der Villa Nissenbaum tut sich was. Ähnlich wie beim Ruppanergebäude hat hier die LLK mehrmals und seit Jahren auf den Leerstand hingewiesen. Nun, so wurde uns aus dem zuständigen Amt versichert, soll zumindest ein Architekt beauftragt worden sein, eine Sanierungsplanung vorzulegen. Immerhin.
Hierzu nur eine Frage: Herr Ruppaner wird nun vorgeführt. Aber was ist eigentlich mit der – einst – wunderschönen Villa des Herrn Nissenbaum in der Neuhauser Straße? Sie „stirbt“ langsam vor sich hin!
Vielen Dank für das Nachbohren. So ist eine weitere Zweckentfremdung durch Leerstand aufgedeckt worden. Ärgerlich ist, dass ausgerechnet ein angesehenes Unternehmen wie die Ruppaner-Brauerei, Wohnungen nicht instandsetzt und vermietet. Dabei könnte man damit in Konstanz durchaus Geld verdienen.