Scharfrichter beim „Südkurier“?
Dr. André Uzulis wird ab Juni neuer Chefredakteur im „Südkurier“. Der 45jährige Reserveoffizier hat nicht nur journalistische Erfahrung, wie der „Südkurier“ in einer Pressemitteilung hervorhebt, sondern hat vor allem Erfahrung mit der Rationalisierung von Zeitungsredaktionen, was der „Südkurier“ verschweigt. Kein gutes Omen.Bis 2009 war Uzulis Chefredakteur des „Nordkurier“, nach eigenen Angaben ‚die führende Regionalzeitung in Mecklenburg-Vorpommern‘. Pikanterweise ist die „Schwäbische Zeitung“ zu einem Drittel einer der Mitbesitzer – die Verpflichtung von Uzulis ist also eine Abwerbung und direkte Kampfansage an die Bodensee-Konkurrenz aus Leutkirch. Nach Uzulis‘ Ausscheiden im Osten hatte er kurzzeitig die Leitung der Wirtschafts-Tageszeitung „Nachrichten für Außenhandel“ in Frankfurt/Main übernommen.
Während seiner Chefredakteurs-Tätigkeit beim „Nordkurier“ wurde er, so der Deutsche Journalisten Verband, zum „Schwarzen Schaf der Branche“- er sorgte für einen ‚Mantel‘ – das heißt: die zentralen Redaktionsleistungen wie Politik, Wirtschaft, Kultur und Sport werden nicht mehr vor Ort, sondern von einem Pool mehrerer Zeitungen gleichlautend geliefert. Arbeitsplatzverluste sind dabei unausweichlich.
Und er initiierte Knebelverträge für freie Journalisten mit empfindlich dünneren Honoraren. Das wurde zwar vom Gericht per Einstweiliger Verfügung untersagt, doch der Rechtsstreit ist noch nicht ausgestanden. Immerhin: Die Belegschaft beim „Nordkurier“ verminderte sich während der Amtszeit von Uzulis um 15 Prozent.
Keine rosigen Aussichten für „Südkurier“-Radakteure. Schon der überhastete Abgang des vormaligen Chefredakteurs Satinsky schürte die Gerüchte, da wolle jemand die geplanten Rationalisierungsabsichten nicht mitmachen. Ist jetzt ein Scharfrichter auf den Chefsessel beim „Südkurier“ gerückt, der die Konzernabsichten durchsetzt?