Schatzkammer WOBAK
Im sechsten Jahr in Folge fährt die städtische Konstanzer Wohnungsbaugesellschaft WOBAK einen satten Millionengewinn ein: 3.181.491,76 Euro im Geschäftsjahr 2017. Damit betragen die freien Rücklagen 25.435.226,00 Euro und das Eigenkapital wächst auf 43.595.587,11 Euro. Die Geschäftsleitung lässt sich ob dieses Ergebnisses feiern und die GemeinderätInnen bedanken sich einmal mehr artig für deren tolle Arbeit. Business as usual – wie peinlich, wie fatal.
Dieses Szenario ist in der heutigen Gemeinderatssitzung (ab 16 Uhr im Ratssaal) leider wieder zu erwarten. Die stereotype Danksagung ist überflüssig, denn die Manager um den einstigen WOBAK-Chef Bruno Ruess und den neuen Jens-Uwe Götsch machen nur ihren Job und werden dafür ausreichend gut bezahlt – Anerkennung genug. Viel schlimmer ist der zweite Teil des Rituals: Der Gemeinderat wird mehrheitlich der Zuweisung des vollen Bilanzgewinns in die freien Rücklagen zustimmen – wie in jedem Jahr zuvor. Business as usual – wie fatal.
Dabei wäre angesichts der prekären Wohnungssituation in Konstanz ein Signal des Gemeinderats dringend notwendig. Die Gewinne sollten nicht gebunkert, sondern investiert werden – in mehr und bezahlbaren Wohnraum. Mehr noch: Die WOBAK sollte mit zusätzlichen Steuergeldern munitioniert werden, um noch mehr Wohnraum zu schaffen – mehr als im Handlungsprogramm Wohnen vorgesehen ist und mehr als im abgelaufenen Jahr investiert wurde. Denn eine Wohnungsbaugesellschaft ist dazu da, erschwinglichen Wohnraum zu schaffen – von dick gefüllten Konten im Hintergrund war nicht die Rede.
Kämmerer wenden nun seit Jahren ein, dass laut Gesellschaftsvertrages so und nicht anders verfahren werden dürfe. Doch das ist höchstens die halbe Wahrheit, denn der Vertrag schreibt nur vor, dass „mindestens 10 Prozent des Jahresergebnisses in eine (gesellschaftsvertragliche) Rücklage einzustellen sind …“. Über 90 Prozent des Jahresergebnisses könnte mithin frei verfügt werden. Also, liebe GemeinderätInnen, macht das und sorgt für mehr Wohnraum.
Selbst die Vorlage für die Gemeinderatssitzung spricht davon, dass „der Gemeinderat der Stadt Konstanz sich gem. § 11 Abs. 1 d) und e) der Hauptsatzung auch bei der WOBAK vorbehalten hat, über die Verwendung des Ergebnisses zu entscheiden“.
Neue Töne aus der Kämmerei also – der Gemeinderat sollte eindeutig darauf reagieren. MieterInnen und WählerInnen warten schon lange darauf.
hpk (Foto: wobak.de)
Nein, lieber Winfried, das kritisiert seemoz nicht. Wir kritisieren, dass nicht jetzt und sofort mehr bezahlbare Wohnungen gebaut werden. Denn die Wohnungen fehlen in diesen Tagen, jetzt stehen Menschen auf der Straße (3600 auf der WOBAK-Warteliste) und jetzt fürchten Mieter, ihre Wohnungen zu verlieren, weil sie ihre Miete bald nicht mehr zahlen können. Jetzt und heute dürfen nicht die Rücklagen immer weiter aufgestockt werden, sondern Neubau muss her. Es geht also nicht um das Wie, sondern um das Wann.
Alle Jahre wieder: Seemoz kritisiert, dass der Gewinn der städtischen Wohnungsbaugesellschaft der freien Rücklage des Unternehmens zugeführt wird. Stattdessen solle die WOBAK in Wohnungen investieren. Klingt gut, wer will da widersprechen?
Doch das ist aufgrund dieser verqueren Darstellung nötig.
Denn die städtische Wohnungsbaugesellschaft investiert jedes Jahr kräftig in den Bau neuer und in die Instandhaltung bestehender Wohnungen. In wenigen Wochen wird ein großer Komplex an der Wollmatinger Straße, der Zähringer Hof, bezugsfertig. In der großen Mehrheit sind dort Sozialwohnungen im Bau. Derzeit laufen die Planungen und Vorbereitungen für viele weitere Bauprojekte. Und der alte Wohnungsbestand wird mit mehreren Millionen jährlich auf Vordermann gebracht und das nicht auf Kosten der Mieter.
Was passiert also wirklich mit dem Gewinn? Er wird nicht etw an die Eigentümer Stadt Konstanz und Sparkasse ausgeschüttet, sondern bleibt im Unternehmen und erhöht somit das Eigenkapital der WOBAK. Das ist eine Voraussetzug dafür, dass sie in den nächsten Jahren mehr bauen kann.
Und diese vorbildliche Geschäftspolitik im Interesse der Wohnungssuchenden und der Mieter kritisiert seemoz?
Lieber Herr Scheidenberger,
zu Info auf Wobak Homepage, Tip, schauen Sie mal unter:
https://www.wobak.de/index.php/downloads.html
Alle Geschäftsberichte 2012 bis 2016 als Download und weitere Infos
Der Jahresabschluss 2017 ist gestern im GR beschlossen worden
und wird mit den restlichen Infos zur Wobak als Geschäftsbericht
wohl alsbald auf der oben genannten WEB Adresse runterladbar sein,
herzliche Grüße
Günter Beyer-Köhler
Was soll der gemeine Bürger von der Wobak erwarten? Eine Homepage aus Jahr 2001, aktuelles Vermietangebot: eine Luxusimmobilie, sonst kaum Inhalt ausser den Stellenanzeigen. Hier wird nur noch verwaltet, neue Projekte sind nicht in Sicht. Oder?