Schauspieler am Rande des Existenzminimums
Das Schauspielensemble des Stadttheaters bezieht Stellung zu der Ablehnung der Erhöhung der Anfängergagen am Theater Konstanz durch den HFA der Stadt und fragt: Ist eine faire Bezahlung der städtischen SchauspielerInnen in Konstanz nicht möglich? Die Stellungnahme im Wortlaut:
Mit betroffenem Erstaunen haben wir, das Schauspiel-Ensemble des Theaters Konstanz, die Nachricht aufgenommen, dass der Antrag einzelner Mitglieder verschiedener Fraktionen auf eine Gagen-Anpassung junger KünstlerInnen und Künstlerischer Mitarbeiter in einer nicht öffentlichen Sitzung von der Stadt abgelehnt wurde. Oberbürgermeister Ulrich Burchardt begründete diese Entscheidung im öffentlichen Teil der Sitzung folgendermaßen: „Das Theater hat Budgethoheit und die Möglichkeit, diese zu nutzen und eine Mindestgage aus den eigenen Mitteln zu stemmen.“
Nach Rückfrage bei unserem Intendanten Christoph Nix ist damit wohl gemeint, Rücklagen aus den vergangenen Jahren zu benutzen. Dies stellt aus unserer Sicht keine Lösung dar – wie können einmalige finanzielle Überschüsse für die Erhöhung langfristiger Verträge verwendet werden? Besonders absurd wird die Situation für uns, da es bei der Erhöhung der Personalmittel gerade einmal um 0,8% des Haushaltes geht. Mit diesen 68.000 € könnte das Gehalt von 18 unserer jungen Kollegen auf 2.000 € angehoben werden, welches in einer Stadt wie Konstanz immer noch ein mageres Gehalt bei hohen Mieten und teilweise sehr hohen Preisen wie in der Schweiz ist. Bei einer momentan durchschnittlichen Nettogage von 1.100 € ist oftmals alleine die Hälfte des Einkommens für die Miete zu zahlen.
Dies finden wir für unsere jungen KollegInnen auf Dauer nicht tragbar. Unser Tarifvertrag NV Bühne sieht keine Gagen-Klassen vor, sondern nur eine Mindestgage – alles andere ist frei verhandelbar. Bei einem Überschuss von SchauspielschülerInnen und immer schlechter ausgestatteten Theatern wird es für beide Seiten schwer, das Existenzminimum zu vermeiden. Dabei ist die gesetzlich festgeschriebene Höchstarbeitszeit von 48 Stunden eher die Regel als die Ausnahme und dies für künstlerisch arbeitende Mitarbeiter an einem der von der Stadt selbst betitelten Leuchttürme der Stadt.
Wir arbeiten mit Leidenschaft und Engagement für unser Theater, weshalb es nicht ohne Grund zu einem der interessantesten Theater abseits der Zentren gewählt wurde. Das Theater Konstanz hat im deutschsprachigen Raum einen Namen für innovative und qualitativ hochwertige Inszenierungen – die Ablehnung des Antrages empfinden wir in diesem Sinne als eine Abwertung unser aller Arbeit, ohne die das Theater Konstanz nicht das Aushängeschild der Stadt geworden wäre.
Die Initiative einiger Mitglieder aus verschiedenen Fraktionen haben wir sehr begrüßt und sind nun umso enttäuschter, dass diese keine breite Mehrheit gefunden hat. Diese Gagenerhöhung hätte ein Zeichen der Stadt sein können, um die Arbeit seiner künstlerischen Mitarbeiter wertzuschätzen und mit gutem Beispiel in der deutschen Theaterlandschaft voranzugehen.
Georg Melich, Ensemblesprecher
Die miese Bezahlung der Schauspieler ist schlichtweg als skandalös zu
bezeichnen, insbesondere wenn man sieht, wie leichtfertig an anderen Stellen, wie z.B. bei der Vergabe fragwürdiger Gutachteraufträge fünfstellige Beträge verpulvert werden. Fazit für die Schauspieler:
Den Job wechseln und Gutachter werden. Da wird man nicht
kritisiert aber fürstlich bezahlt, und das ohne Nacht,-Samstags,-
Sonntags,-und Feiertagsarbeit.
B. Stadelhofer