Schlechte Nachrichten für Hundehalter
Kostenüberschreitung bei der Z-Brücke, Ordnungsdienst im Herosé-Park, sprudelnde Steuereinnahmen im 2. Quartal, mehr Geld fürs Theater – gewichtige Themen auf der HFA-Tagesordnung heute Nachmittag, die auf seemoz bereits reichlich Beachtung fanden. Da geraten andere Meldungen leicht ins Hintertreffen. Wie die, dass die Hundesteuer erhöht werden soll. Doch das hat einen ernsten Hintergrund.
Erst wenige Wochen ist es her, dass in der Region eine Rentnerin von einem unbeaufsichtigten Kampfhund zerfleischt wurde. Da werden flugs Rufe lauter, die nach einem Verbot solcher Tiere (American Staffordshire Terrier, Bullterrier und Pit Bull Terrier) verlangen, ohne zu berücksichtigen, dass es die oft ungeübten Halter sind, die Verantwortung tragen. Bislang gibt es in Konstanz rund 30 solcher Kampfhunde, Tendenz steigend.
Noch schreckt die Verwaltung vor einem allgemeinen Verbot solcher „gefährlichen Hunde“, gemeinhin attack dog oder Loddels (Zuhälter) Spielzeug genannt, zurück. Sondern versucht, per Abgaben-Erhöhung steuernd einzugreifen. So soll ab 1.1. 2018 für den ersten Kampfhund ein jährlicher Steuersatz von 600 Euro eingeführt werden, für jeden weiteren Hund würden 1200 Euro fällig
Und weil man gerade dabei ist, werden auch andere Hundebesitzer zur Kasse gebeten. Die jährliche Steuer beträgt derzeit für jeden Ersthund 96 Euro, für jeden weiteren Hund 192 Euro und soll um 12 bzw. 24 Euro erhöht werden. Anfang 2017 waren in Konstanz 2034 Ersthunde, 84 weitere Hunde und 45 steuerbefreite Hunde (z.B. Blindenhunde) gemeldet. Die Einnahmen aus der Hundesteuer betragen aktuell 213 776 Euro.
hpk
Sie sollten weiter lesen, lieber Herr Eggstein. Der Artikel, auf den Sie sich beziehen, erschien vor der HFA-Sitzung – in meinem Bericht über die HFA-Sitzung sind genau die Punkte erwähnt, die Sie meinen, hier hämisch herausgreifen zu müssen. Ansonsten verweise ich freundlichst auf unseren morgigen Beitrag „Sitz! Platz! Fass!“ Wie gesagt: Lesen hilft. Und zuhören auch.
Sehr geehrter Herr Koch,
Sie möchten in Ihrem Artikel den Eindruck erwecken, als wäre die Besorgnis hinsichtlich bestimmter Hunderassen allgemein groß, und bedienen sich dazu eines plumpen rhetorischen Kniffes: „Da werden flugs Rufe lauter“- dies kann man jederzeit behaupten und muss nichts belegen. Desweiteren schreiben Sie, dass – ganz abstrakt – „die Verwaltung“ die Hundesteuer für als potentiell gefährlich eingestufte Hunderassen erhöhen wolle: (Zitat) „Noch schreckt die Verwaltung vor einem allgemeinen Verbot solcher „gefährlichen Hunde“ (…), zurück. Sondern versucht, per Abgaben-Erhöhung steuernd einzugreifen.“
Was Sie verschweigen: In Wahrheit geschieht dies allein auf expliziten Antrag Ihres Kompanions StR Reile hin!
Zitat Sitzungsprotokoll 4.7.17: „Der Gemeinderat beschließt die Einführung eines erhöhten Steuersatzes für gefährliche Hunde in Höhe von 900,00 Euro für den ersten Hund und 1.500,00 Euro für jeden weiteren Hund GEMÄß DEM ANTRAG VON HERRN STR REILE (LLK).“ (Hervorhebung diesseits, Quelle: http://www.konstanz.sitzung-online.de/bi/to020.asp?TOLFDNR=1010599)
Was soll das? SeeMoZ lässt doch auch sonst keine Gelegenheit aus, jede Aktivität Ihres SeeMoZ- und Fraktionskollegen Reile journalistisch ausführlich zu zelebr^^würdigen. Wieso ist ausgerechnet SeeMoZ in diesem Fall so schüchtern? (SeeMoZ wäre bei jedem anderem Medium sofort unter den ersten „Geschmäckle!!“-Rufern, nicht wahr? 😉 )
Den mangelnden Sachverstand dokumentiert SeeMoZ sowohl im Artikel (nicht nur, dass der Begriff „Kampfhund“ weder kynologisch noch verwaltungsrechtlich korrekt ist, sondern bei dem genannten tödlichen Vorfall handelte es sich zu allem Überfluss um eine Herdenschutzhund-Rasse, die ironischerweise von dieser Steuererhöhung gar nicht betroffen sein wird), als auch besonders niveauvoll auf Facebook: (Zitat)
„(…) verursacht von durchgeknallten Vierbeinern aus der Kategorie Kampfhunde(…) wenn man sich die Halter dieser Beißmaschinen anschaut, dann weiß man Bescheid. Deshalb sollte die Einfuhr solcher Mistviecher kategorisch verboten werden. Sogar erfahrene Hundehalter plädieren dafür, die Kampfhund-Rüden zu kastrieren, denn das würde zu einem Abbau ihres Aggressionspotentials führen. (…) Sie sind durchaus eine Kandidatin für unseren Kuriositätenordner. (…) Und, mit Verlaub, ein weiterführender Deutschkurs wäre auch mal wieder angesagt. Viel Erfolg. (…)“ (das schreibt wohlgemerkt SeeMoZ, nicht irgendein Stammtischler! Quelle: https://www.facebook.com/seemoz.de/posts/1494253597301266)
Auch hier wieder der rhetorische Kniff, sich besser auf andere nämlich „sogar erfahrene Hundehalter“ als sich selbst zu beziehen. Das ist hier auch dringend angebracht, denn eine derartige Zwangskastration aufgrund einer Rassezugehörigkeit, also ohne individuelle medizinische Indikation, stellt einen Verstoß gegen § 6 Abs. 1 Nr. 5 TierSchG dar und ist strafbar.
Vielleicht können Sie die „kleinen Gruppe engagierter Journalisten und Fachleute“ (Selbstdarstellung „Über uns“ auf SeeMoZ.de) wieder aus dem Urlaub zurückholen?! Vor allem, das ist meine große Sorge, bevor das Thema „Leinenzwang für Hunde“ als nächste Sau durch’s Dorf getrieben wird. Können Sie sich hier dann bitte vorher externen Fachverstand hinzuholen? Bei vielen anderen Bereichen (z.B. Verkehrspolitik, Bodenseeforum etc.) hagelt es – soweit ich erinnere auch von der LLK – (berechtigte) Kritik, wenn ein Politiker hier Sachverstand vermissen läßt und auch keinen externen hinzuzieht. In Konstanz gibt es fähige und zertifizierte Hundetrainer, die sich garantiert für einen fachlichen Austausch zur Verfügung stellen werden. Das wäre der Sache – und Ihrem Image – wirklich dienlicher.
Beste Grüße
Björn Eggstein