Schluss mit dem Blutzoll auf unseren Straßen
Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) Baden-Württemberg richtet sich heute mit seiner „Vision Zero“ an die (bisher in dieser Hinsicht zumeist untätige) Politik. Er verlangt Maßnahmen, die sicherstellen, dass es keine verletzten oder getöteten Radfahrer*innen mehr im Straßenverkehr gibt. Der Fahrrad-Club wird seine Forderungen heute bei der „Arbeitstagung Verkehrssicherheit in Baden-Württemberg“ vorstellen.
Hier die Mitteilung des ADFC:
Das Thema Verkehrssicherheit steht ganz oben auf der politischen Agenda des ADFC Baden-Württemberg: „Unser Ziel ist die Vision Zero – das bedeutet, dass im Straßenverkehr niemand schwer verletzt oder gar getötet werden darf“, sagt die Landesvorsitzende Gudrun Zühlke.
Die Zahlen sprechen für sich: In Baden-Württemberg starb im Jahr 2020 wöchentlich ein*e Radfahrende*r im Straßenverkehr, stündlich passierte ein Radunfall mit Personenschaden oder schwerwiegendem Sachschaden – eindeutig zu viel. Ziel sei vielmehr: Null Schwerverletzte und null Todesopfer im Straßenverkehr!
Gemeinsam für mehr Sicherheit!
Der ADFC hat sechs Maßnahmen für mehr Radverkehrssicherheit erarbeitet, die Bund, Land und Kommunen ergreifen müssen, um das Leben der Radfahrenden zu schützen. „Das Bekenntnis der Beteiligten zur Vision Zero ist entscheidend. Wir brauchen jetzt konkrete Handlungen und Maßnahmen, wie etwa eine Temporeduktion des Kfz-Verkehrs und eine bessere Radverkehrsinfrastruktur hin zu einem lückenlosen Radnetz“, so Zühlke.
Damit knüpft der Fahrrad-Club an den Verkehrssicherheitspakt in Baden-Württemberg an, der unter der gemeinsamen Federführung des Verkehrsministeriums und des Innenministeriums entstehen soll. Der ADFC Baden-Württemberg fordert die Landesregierung auf, sechs Maßnahmen für mehr Radverkehrssicherheit zu ergreifen:
- Konsequente Anwendung des aktuellen Rechtsrahmens und Durchsetzung bestehender Regelungen.
Geschwindigkeiten, Überholabstände, Falschparker, Durchfahrtsverbote usw. müssen einheitlicher und konsequent kontrolliert werden. - Detaillierte Untersuchung der Ursachen aller Fahrradunfälle und konsequente Umsetzung der gewonnenen Erkenntnisse.
Eine zentrale Fahrradunfallermittlungsgruppe mit wissenschaftlicher Begleitung soll alle polizeibekannten Fahrradunfälle untersuchen und aufzeigen, wie diese Unfälle vermieden werden könnten. - Reduzierung zulässiger Geschwindigkeiten.
Der ADFC fordert: Überall dort, wo es innerorts keinen Radweg gibt, darf maximal 30 km/h gefahren werden, außerorts auf freier Strecke 70 km/h und in Kreuzungsbereichen 50 km/h. - Systematische Verbesserung der Radinfrastruktur hin zu einem sicheren, selbsterklärenden Radnetz für alle.
Ein durchgehendes, selbsterklärendes, intuitiv verständliches und komfortables Radnetz muss Teil der Infrastruktur sein. - Zentrale Aufnahme, Priorisierung und systematische Beseitigung gefährlicher Infrastruktur.
Das Land nimmt Meldungen eklatanter Sicherheitsmängel auf, priorisiert sie und organisiert deren Beseitigung. Außerdem werden Maßnahmen entwickelt, die den Bau einer solch gefährlichen Infrastruktur verhindert. - Verbesserung des Rechtsrahmens.
Die in der Verwaltungsvorschrift zur Straßenverkehrs-Ordnung (StVO) vorgesehene Priorisierung der Verkehrssicherheit vor einem flüssigen Verkehr wird in der Praxis oft nicht gelebt. Das muss sich ändern!
„Die Gleichung ist einfach: Je sicherer die Verkehrsinfrastruktur für Radfahrende, desto mehr Menschen steigen aufs Fahrrad. Und je mehr Menschen mit dem Rad unterwegs sind, desto sicherer wird es für alle“, so Zühlke. Mehr Sicherheit für Radfahrende und einen höheren Radverkehrsanteil im Land sind die Ziele, denen sich der ADFC Baden-Württemberg verschrieben hat. „Es geht uns darum, Lebensräume und eine gesellschaftliche Kultur zu schaffen und gestalten, in denen Radfahren selbstverständlich und gleichberechtigt, sicher und komfortabel ist – für alle Menschen in Baden-Württemberg“, sagt die Landesvorsitzende.
Text: ADFC/red, Bild: ADFC