Schonfrist für die fliegenden Kisten

Der Konstanzer Flugplatz, eigentlich nur ein fast unscheinbarer Landeplatz, bleibt bis mindestens 2028 bestehen. Auf diesen Kompromissvorschlag der Verwaltung einigte sich der Technische und Umweltausschuss (TUA) auf seiner letzten Sitzung. Demnach soll die Flugpiste verlegt werden, um Platz für Gewerbebauten zu gewinnen.

Damit geht ein jahrelanger Streit zwischen Flugenthusiasten und Stadtverwaltung zuende. Während die Flughafengesellschaft Konstanz GmbH den Platz unverändert erhalten wollte, strebte die Verwaltung eine vollständige Erschließung des Areals für dringend benötigte Gewerbeansiedlung an. Noch heute sprechen Wirtschaftsförderung und verschieden Ämter von einem Flächenbedarf von 31 Hektar bis 2030.

Wirtschaftsförderer Schaal wähnt den Wirtschaftsstandort Konstanz in Gefahr, wenn dieses Gelände nicht bebaut würde, Steuereinnahmen könnten wegbrechen, Konstanz seine Attraktivität für Firmen-Ansiedlungen verlieren. Die Flughafen-Freunde hingegen führen Mobilitätsvorteile ins Feld, sehen Probleme im Katastrophenfall voraus und überhaupt: Das Gelände sei hochwassergefährdet und könne nur mit übergroßem Aufwand bebaut werden.

Vorschlag aus Stuttgart

Mindestens fünf Gutachten wurden in den letzten vier Jahren erstellt, die je nach Auftraggeber die eine oder die andere Position stärkten, sogar eine Petition an den Landtag wurde eingebracht. Bis das Regierungspräsidium Stuttgart, für die Flugsicherheit in der Region zuständig, einen Kompromissvorschlag unterbreitete: Warum nicht beide Interessen bündeln – das Gelände sei groß genug, um eine „Gewerbeflächenentwicklung unter Erhalt des Flugbetriebs“ zu ermöglichen.

Der jetzt dem TUA vorgelegte Vorschlag folgt genau dieser Idee: 5,6 ha im Norden des Platzes sollen bebaut, die Piste nach Süden verlegt werden und die Flughafen-Infrastruktur kann erhalten bleiben. Nach Ablauf des Pachtvertrages im Jahre 2028 soll es dann neue Verhandlungen geben.

Lösung für einen Dauer-Streit

Die GemeinderätInnen schienen froh, für diesen Dauer-Streit eine Lösung gefunden zu haben und lobten den Kompromiss: Heiner Fuchs (CDU) sah gute Chancen, jetzt flott mit der Realisierung beginnen zu können, Jürgen Ruff (SPD) betonte, dass erst die Verzögerung in den Verhandlungen diesen Kompromiss möglich gemacht hätte, die übrigen Fraktionen signalisierten ebenfalls Zustimmung. Wobei Holger Reile (LLK) bedauerte, dass diese vorübergehende Garantie für die Flugfreunde schon längerfristige Investitionen erschwere. Und wer wisse denn überhaupt, ob nicht Neuerungen in der Flugtechnik in zehn Jahren ganz andere Möglichkeiten eröffnen – gemeint war wohl der Drohnenflug.

Einstimmig fiel dann die Abstimmung im Ausschuss für die Erhaltung des Landeplatzes und die Erschließung der Gewerbefläche aus – letztlich entscheiden wird der Gemeinderat in seiner nächsten Sitzung.

hpk

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