seemoz-Veranstaltung: Krieg in der Ukraine
Seit bald vier Wochen führt die russische Regierung Krieg gegen die Ukraine – mit katastrophalen Folgen für die Menschen, ihre Lebensgrundlagen, die Umwelt, das Klima. Millionen flüchten, Städte werden in Schutt und Asche gelegt. Wer Schuld daran hat, ist offenkundig. Aber wie kommt man da wieder raus? Dazu hat der Bildungsverein seemoz e.v. den Journalisten und Experten für internationale Konflikte Andreas Zumach eingeladen.
Was seit den 1980er Jahren, der großen Zeit der Friedensbewegung, undenkbar schien, ist eingetreten. Nach dem völkerrechtwidrigen NATO-Bombardement Serbiens 1999 hat der russische Präsident Wladimir Putin jetzt einen ebenso völkerrechtswidrigen wie verheerenden Krieg losgetreten. Mit ihm hat er auch die Stimmung in den westlichen Staaten Europas umgekrempelt: Nichts könne mehr so sein wie vor dem 24. Februar, sagt die deutsche Bundesregierung und liefert plötzlich ganz offen Waffen in ein Kriegsgebiet (was bisher eher hinter vorgehaltener Hand geschah). Sie rüstet per Sondervermögen die Bundeswehr mit hundert Milliarden Euro auf. Die EU erhöht die direkte Militärhilfe für die Ukraine auf eine Milliarde. Nationalistische Töne nehmen überhand, Begriffe wie „Heldentum“ und „Ruhm“ sind wieder en vogue, Kritik an den politischen Verhältnissen in der Ukraine ist tabu. Und die Friedensbewegung (sofern man noch von einer Bewegung sprechen kann) ist gespalten.
Aber was tun – außer die Millionen Ukrainer:innen auf der Flucht zu unterstützen (was ja auch auf beeindruckende Weise geschieht)? Um zu wissen, was jetzt politisch notwendig ist, muss man wissen, wie es so weit kommen konnte. Natürlich hat Putin den Krieg vom Zaun gebrochen. Aber hätte er Krieg verhindert werden können, wovon der Militärhistoriker Wolfram Wette überzeugt ist? Denn war da nicht vorher was – beispielsweise eine lange Reihe von verpassten politischen und diplomatischen Möglichkeiten? Um das herauszufinden, hat seemoz e.v. Andreas Zumach schon vor Kriegsbeginn nach Konstanz/Kreuzlingen eingeladen.
Der Journalist und Buchautor („Reform oder Blockade – welche Zukunft hat die UNO“, Rotpunktverlag, Zürich 2021) hat über dreißig Jahre lang als Korrespondent bei der UNO für die Schweizer Wochenzeitung WOZ, die deutsche taz, Radio- und TV-Stationen aus Genf berichtet. Er war 1990 dabei, als westliche Politiker (wie der damalige US-Außenminister James Baker, Helmut Kohl und Hans-Dietrich Genscher) dem russischen Präsidenten Michail Gorbatschow versprachen, auf eine NATO-Osterweiterung zu verzichten. Er hat ausgiebig zu militärischen Konflikten recherchiert (Syrien, Irak, Afghanistan, Ukraine und den „Krieg gegen den Terror“). Zuletzt erschien von ihm ein Leitartikel in der deutschsprachigen Ausgabe von Le Monde diplomatique unter dem Titel Putins Krieg, Russlands Probleme (März 2022).
Wichtiger noch als die Frage, wie es zur Eskalation kommen konnte, sind freilich die aktuellen Themen: Gibt es eine Lösung? Was können die Sanktionen bewirken (und wen treffen sie)? Gibt es einen Weg aus dem momentanen medialen, mentalen, politischen und materiellen Aufrüstungswahn? Und wie könnte eine Friedensordnung auf dem Kontinent hergestellt werden, die die Sicherheitsbedürfnisse aller berücksichtigt? Denn eins ist sicher: Der Kriegs kann nicht militärisch beendet werden, sondern nur politisch. Je schneller das geschieht, desto besser.
Da die VHS Konstanz, mit der die Veranstaltung ursprünglich geplant war, die Kooperation ohne nähere Begründung beendet hat, referiert Zumach am 31. März 2022 um 19 Uhr Café Agathu, dem Zentrum der Arbeitsgruppe für Asylsuchende in Kreuzlingen, Freiestrasse 28a (siehe Lage auf der Karte Agathu). Veranstaltet wird der Abend in Zusammenarbeit von seemoz e.v., der Konstanzer Friedensinitiative, dem Konstanzer Bündnis für gerechten Welthandel, dem ver.di-Ortsverein Medien + Kunst Konstanz und der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes / Bund der Antifaschisten (VVN/BdA) Konstanz.
Text: Pit Wuhrer
Teaserbild: Pixabay / Foto (Andreas Zumach bei einem Vortrag 2019 in Konstanz): Pit Wuhrer
Siehe auch den Flyer zur Ukraine-Veranstaltung.
Lieber Holger,
Da hast Du mich falsch verstanden. Ich diskutiere ganz gerne kontrovers, was nicht zuletzt auch meine Diskussionen hier belegen.
Aber ich kann es verstehen, wenn dies jemand nicht möchte. Meine Aussage war auf die Entscheidung der VHS gemünzt nicht auf mich.
Zu Herrn Zumach, ich habe ihn nicht in Bezug auf seine Expertise in Sachen Ukraine-Krieg kritisiert, da ich seinen Vortrag nicht gehört habe. Hier habe ich mich wohl etwas unverständlich ausgedrückt.
Aber ich kenne seine Vorträge und Artikel zum Nahost Konflikt und hier kann man ihm keine neutrale Sicht auf die Dinge bescheinigen.
Mit diesem Thema beschäftige ich mich schon seit langen Jahren, eine gewisse Zeit sogar beruflich. Seine Thesen zu diesem Thema sind tendenziös. Seine Herleitungen zum Völkerrecht lassen wichtige Passagen und Ereignisse in der Geschichte aus. Welche aber zur völkerrechtlichen Einordnung durchaus wichtig wären.
Nur ein kleines Beispiel, in seinen Vorträgen fehlt die Zeit der jordanischen Besatzung der Westbank und Jerusalems komplett. Dies ist aber in Hinblick auf den völkerrechtlichen Souverän wichtig um die israelische Besatzung entsprechend einzuordnen.
@oehlschläger
@mennecke
Zuerst zum Kommentar von Matthias Oehlschläger. Sie „begründen“ die Entscheidung der vhs, von einer gemeinsamen Veranstaltung mit Andreas Zumach abzusehen, u.a. mit folgenden Worten: „Die Entscheidung, eine umstrittene Person wie Herrn Zumach nicht einzuladen, kann man durchaus nachvollziehen. Nicht jeder möchte kontroverse Diskussionen in seinen Räumlichkeiten“. Ergo liegt Ihnen somit nicht daran, Kontroversen zu führen. Zudem nennen Sie Zumach eine „umstrittene Person“. Was meinen Sie damit? Zumach gilt seit rund 30 Jahren als international renommierter Publizist, der gerade zum Thema Ukraine-Krieg mehrere Seiten beleuchtet und kritisch hinterfragt. Das hat sein Vortrag am Donnerstag auch deutlich gezeigt. Wären Sie vor Ort gewesen, hätte das bei Ihnen evt. sogar zu einem Erkenntnisgewinn geführt. Aber an kontroverser Sichtweise ist Ihnen ja nicht gelegen, eher schon daran, Zumach zu diskreditieren. und bspw. seine kritische Einschätzung zu Israel und dem Nahost-Konflikt als „Schwachsinn“ zu bezeichnen.
Zum Kommentar von Peer Mennecke. Der Vorwurf, seemoz würde, ebenfalls verbunden mit Zumachs Vortrag, „offenen Antisemitismus“ transportieren, ist völlig grotesk und nichts anderes als üble Verleumdung. Mehrmals schon wurde versucht, Zumach in diese Ecke zu drängen, seine Vorträge zu Israels fragwürdiger Palästina-Politik zu verhindern und ihn mundtot zu machen. Das hat aus guten Gründen nicht geklappt und sogar dazu geführt, dass ihm die jüdische Wochenzeitung „tachles“ aus Basel beistand und die Vorwürfe Richtung Zumach deutlich zurückwies. Nachzulesen ist der ganze Vorfall u.a. auch bei der Schweizer Internetpublikation sperber.info. Bevor man schäumt, sollte man sich besser vorher informieren.
Mal wieder nicht zu fassen, was hier für absurde Dinge abgesondert werden. Die Argumente der hier postenden Neu- und Altlinken sind identisch mit denen der extremen Rechten. Und offener Antisemitismus ist noch das Sahnehäubchen der Verbrüderung. Seemoz – quo vadis?
@Herr Groß
Sie kritisieren die Entscheidung der VHS die Zusammenarbeit mit Herrn Zumach zu beenden. Wenn ich Ihren Kommentar richtig verstehe, kritisieren sie dies im Zusammenhang mit freier Meinungsäußerung und Pressefreiheit?
Nun, Herr Zumach kann seine Meinung immer noch frei äußern, auf der anderen Seite, kann die VHS aber auch frei entscheiden, welche Redner*innen sie einlädt und welche nicht. Mit Pressefreihat hat es ohnehin nichts zu tun, da die VHS kein Presseorgan ist.
Die Entscheidung eine umstrittene Person wie Herrn Zumach nicht einzuladen kann man durchaus nachvollziehen. Nicht jeder möchte kontroverse Diskussionen in seinen Räumlichkeiten. Diese Freiheit muss auch jedem zugestanden werden.
Außerdem konnten ja Räumlichkeiten für den Vortrag von Herrn Zumach gefunden werden.
Gerade seinen Thesen und Analysen zu Israel und dem Nahost Konflikt halte ich persönlich für ziemlichen Schwachsinn.
Sie gehen sehr weit an der Lebenswirklichkeit der Menschen vor Ort vorbei, sind teilweise sehr tendenziös und sein Verständnis von Völkerrecht ist oftmals doch etwas merkwürdig.
Zum Thema „Z“. Es geht der SPD vermutlich nicht darum die Verwendung des Buchstabens Z komplett zu verbieten.
Ihre Auswahl an Links zeigen aber auch wieder Eines ganz deutlich die latente Relativierung. Es wird wieder auf andere, in ihrem Fall die USA und Israel gezeigt.
Ja auch diese haben Fehler gemacht und auch darüber soll und muss man sprechen aber nicht im Kontext des Kriegs in der Ukraine. Jetzt auf die Fehler anderer zu zeigen ist nur ein billiger Versuch den Angriff Russlands auf die Ukraine zu relativieren.
Leider ein gängiges Phänomen in gewissen Kreisen in Deutschland. Hier ist jetzt das romantisierende Bild von Russland zusammengebrochen.
Traurig genug mit anzusehen, wie Russland immer weiter und stärker in die Fänge von Putins Lügen und Propaganda abdriftet. Gerade nachdem Russland so viel geleistet hat die Faschisten in Europa zu vernichten.
Die SPD Fraktion fordert ein Z-Verbot. Das und der Beschluss der VHS, die Kooperation mit Andreas Zumach ohne Begründung zu beenden haben der Tageszeitung „junge Welt“ für die nächsten drei Wochen einen neuen Print-Leser gebracht.
„Pressefreiheit ist die Basis einer demokratischen Gesellschaft“, daran erinnerten mich „Reporter ohne Grenzen“: „Jeder Mensch hat das Recht auf freie Meinungsäußerung; dieses Recht umfasst die Freiheit, Meinungen unangefochten zu vertreten sowie Informationen und Ideen mit allen Kommunikationsmitteln ohne Rücksicht auf Grenzen zu suchen, zu empfangen und zu verbreiten.“ Artikel 19 der „Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte“ der Vereinten Nationen (Dezember 1948). Wo nicht unabhängig berichtet werden darf und wo Menschen ihre Meinung nicht frei äußern können, werden auch andere Menschenrechte verletzt. Daher ist die Freiheit zu informieren und informiert zu werden stets auch ein zuverlässiger Gradmesser für die Achtung der universell gültigen Menschenrechte in einem Land.“ (Reporter ohne Grenzen).
Die öffentlich-rechtliche Berichterstattung schafft es seit Wochen nicht Sachkundige in Friedensfragen zu Wort kommen zu lassen. Vernehmbar sind Kriegshetze und Aufrüstung, verbunden mit der Gefahr, letzte vorhandene Naturräume in Europa, besonders in Deutschland zu vernichten. Wo sollen militärische Übungen stattfinden und Aufstellplätze für Raketen platziert werden? Das Verbot von RT oder aktuell der Aufwand den Buchstaben Z unter Kuratel zu stellen wirft Fragen auf und auch zum Thema Israel gibt es beispielsweise in der ZDF-Mediathek unterschiedliche Angebote.
Ist Z als Autokennzeichen in Zwickau noch reservierbar? Ist Zorro in den zahlreichen Comic-Shops nur noch als sogenannte Bückware erhältlich (1920. Das Zeichen des Zorro, 1998 als Musical “ Z – The Masked Musical Of Zorro)? Kommen alle Publikationen zur „Generation Z“ in den Giftschrank? Wünschenswert ist, man würde die raren Gefängnisplätze jenen vorbehalten die sich der Zwangsprostitution oder des Menschenhandels schuldig machen.
Beispiel: Baden-Württemberg, Uhldingen-Mühlhofen: Mehrere Frauen aus Vietnam und Madagaskar waren, nach einem SWR -Bericht, im Saunaraum eines Kellers untergebracht, mussten laut Anklage bis 14 Stunden arbeiten und wurden an andere Haushalte als Putzhilfe verliehen. Ein Ehepaar aus Grafenau-Dätzingen (Kreis Böblingen) hatte „Erntehelfer und Hilfsarbeiter jahrelang unter menschenunwürdigen Bedingungen schuften lassen und ihnen kaum Lohn gezahlt. Aufgeflogen war das Ganze bereits im Jahr 2011, nachdem es schon 2007 eine erste Anzeige dazu gegeben hatte.“ (SWR).
Weitere Informationen:
http://www.jungewelt.de/keinmarxistillegal https://www.reporter-ohne-grenzen.de/themen/pressefreiheit-warum/ https://de.wikipedia.org/wiki/Kriegsverbrechen_der_USA https://www.zdf.de/dokumentation/zdfinfo-doku/der-mossad-100.html
Lieber Maik und Ralph Braun,
vergleicht doch mal eure Argumentation mit der der Impfgegner. Vielleicht fällt euch etwas auf.
Die verfolgte Unschuld lässt grüßen.
@Herr Schluroff
Herr Zumach hat fragwürdige Positionen zum Staat Israel. In diesem Zusammenhang kann man ihm keine ideologiefreie Sicht auf den Nahost Konflikt bescheinigen. Ob man dies als Antisemitismus werten kann, mag ich mir nicht anmaßen zu beurteilen.
Ich habe einiges von ihm zu dem Thema gelesen und teile seine Ansichten zum Nahost Konflikt in keiner Weise.
Leider diskqualifiziert ihn hier auch die Arbeit für den Verein „Bündnis für Gerechtigkeit zwischen Israelis und Palästinensern“. Der auch Leute wie eine Frau Annette Groth duldet, welche sich nicht zu schade ist mit Islamiten Gemeinsame Sache zu machen, wenn es gegen den Staat Israel geht.
Der von ihnen geteilte Artikel zu Herrn Zumachs Vortrag an der LMU ist mir bekannt.
Gerade seine Position zum völkerrechtlichen Status von Judäa und Samaria halte ich so nicht für korrekt.
Daher kann ich es durchaus verstehen, dass die vhs so kontroversen Redner nicht einladen möchte.
Ich habe mir den Vortrag zum Ukraine Krieg noch nicht angeschaut, wenn er die Qualität seiner Vorträge zum Nahost Konflikt hat, dann gute Nacht.
@Maik Schluroff: Danke für den Beitrag und die Links. Erst damit habe ich verstanden, warum die VHS sich nicht getraut, diesen hochkarätigen Referenten in ihren Räumen sprechen zu lassen. Oder gerate ich mit der Vermutung philosemitischer Motive in den Verdacht des Antisemitismus? Dann hätte ich doch besser geschwiegen.
Andreas Zumach zähle ich zu den politisch klügsten Köpfen der Republik: Er versteht es, komplexe politische Zusammenhänge ideologiefrei und verständlich darzulegen und realistische Lösungsvorschläge vorzulegen. Ich bin sehr gespannt auf seinen Vortrag zum Krieg in der Ukraine.
Seit Jahren schon (https://archiv.seemoz.de/kontrovers/zum-schweigen-bringen/) wird versucht, Vorträge von Andreas Zumach zu verhindern. Anlass ist offenbar Zumachs Kritik an der Politik der israelischen Regierung. Immer wieder wird diese Kritik als antisemitisch dargestellt. Diese Behauptung wurde in mehreren juristischen Auseinandersetzungen als haltlos und verleumderisch festgestellt.
Wer begründete Kritik an der israelischen Regierung umstandslos mit Judenfeindlichkeit, mit Antisemitismus gleichsetzt, tut Juden und dem gerade in Deutschland so dringend notwendigen Kampf gegen den Antisemitismus keinen Gefallen.
Dazu empfehle ich dringend, dies hier zu lesen:
https://f-origin.hypotheses.org/wp-content/blogs.dir/3830/files/2019/06/Zumach-2018.pdf
(u.a. „Warum Yassir Arafat einmal Andreas Zumach heftig beschimpfte und fast verprügelte“)
Ein vollständiger Videomitschnitt des Vortrags: https://www.youtube.com/watch?v=oTMKToXZr60
Dieser Vortrag und die Konstanzer Umstände lassen mich befürchten: Dass die vhs die Einladung an Andreas Zumach zurückzog, ist kein Zufall.