Siemens in Konstanz: „Ziel bleibt die Standortsicherung“
Nach Gesprächen mit dem neuen Siemens-Chef Joe Kaeser und nach der Betriebsversammlung zu Anfang dieser Woche ist sich der Konstanzer Betriebsrat (BR) sicher: „Vom neuen Besitzer erwarten wir Investitionen zur Beschäftigungs- und Standortsicherung“. Noch in diesem Jahr sollen die drei noch verbliebenen Kaufinteressenten ihre Präsentationen vor dem Siemens-Vorstand abliefern – die Verkaufsentscheidung fällt wohl zum Jahreswechsel
Und die Arbeitnehmer-Vertreter haben ihr Wörtchen mitzureden. Denn vor der Veröffentlichung der Verkaufsentscheidung wohl in den ersten Monaten 2014 wird es Gespräche der Betriebsräte mit den Kaufinteressenten geben. „Auch das ist ein Ergebnis der deutlich verbesserten Diskussionskultur unter dem neuen Vorstandvorsitzenden Kaeser“, so Volker Schmitz, stellvertretender BR-Vorsitzender im Konstanzer Siemens-Werk.
Drei Kaufwillige
Von den drei US-Finanzinvestoren – gemeinhin als „Heuschrecken“ beschimpft – Triton, The Gores Group und Platinum Equity, die noch im Juli ihr Interesse am Siemens-Werk in Konstanz angemeldet hatten (seemoz berichtete), ist nur noch Triton übrig geblieben. Mit dem US-Investor Wilbur Ross ist allerdings eine weitere „Heuschrecke“ hinzugekommen, die sich die Unterstützung des Ravensburger Industriemanagers E. Leopold Dieck, der die Postautomation in Konstanz einst aufgebaut hatte, gesichert hat. Dritter im Bundes des Kaufwettlaufes ist die Augsburger Kuka Roboter GmbH, die vor allem an dem Konstanzer Maschinenpark interessiert sein dürfte.
Unsichere Verträge?
Für die derzeit verbliebenen 800 Beschäftigten in Konstanz und ihren Betriebsrat heißt es also weiterhin: abwarten. Wenn auch nicht ohne Bangen. Eines der Probleme: Mitarbeiter, die Aufhebungsverträge oder Verträge zur Altersfreizeit oder zur Altersteilzeit noch mit dem Arbeitgeber Siemens abgeschlossen haben, müssen hoffen, dass der neue Besitzer diese Verträge mit allen Verpflichtungen übernimmt. Das ist im „Betriebsübergang“ zumindest für ein Jahr zwar gesetzlich vorgeschrieben – dennoch gibt es die Möglichkeit zum Widerspruch auch des ja immer noch beschäftigten Vertragspartners. Womöglich ein weites, lukratives Feld für Arbeitsrechts-Anwälte.
Ziel: Standortsicherung
„Standortsicherungen und Beschäftigungsgarantie“, bleibt das Ziel für den Konstanzer Betriebsrat in den kommenden Verhandlungen. Dazu bedarf es, so Volker Schmitz, „konkreter Investitionszusagen“. Denn ohne eine Perspektive, wie das Geschäft vor Ort weitergeführt und womöglich wieder belebt werden soll, hat der Standort Konstanz keine Überlebenschance.
Autor: hpk