Sind die Grenzen des Bodenseetourismus erreicht?

Immer mehr oder lieber weniger: Welchen Tourismus wollen wir eigentlich am Bodensee? Das ist eines der Themen, mit denen sich der grenzüberschreitende Think Tank „DenkRaumBodensee“ in den kommenden Monaten beschäftigen wird.

Immer mehr Hotels auf der einen Seite, leere Betten auf der anderen Seite: Der Tourismus rund um den Bodensee entwickelt sich sehr unterschiedlich. Während in deutschen Städten wie Konstanz und Lindau die Grenzen des Wachstums spürbar werden und die Akzeptanz von Tourismus-Projekten bei den Bewohnern schwindet, gibt es am Schweizer Ufer noch Entwicklungspotenzial.

Hier wie dort stellt sich aber die Frage: Welchen Tourismus wollen wir eigentlich? Das ist eines der Themen, die der neue, grenzüberschreitende Think Tank „DenkRaumBodensee“ in den kommenden Monaten bearbeiten will. „Im Mittelpunkt stehen für uns dabei die Fragen, ob der Tourismus in der Vierländerregion seine Grenzen erreicht hat und ob womöglich der aktuelle Erfolg bereits die Basis der eigenen Zukunft gefährdet“, sagt Jürgen Ammann, Geschäftsführer der Internationalen Bodensee Tourismus GmbH.

Zukunftsthemen heute schon angehen

Der „DenkRaumBodensee“ ist ein unabhängiger wissenschaftlicher Think Tank, der Impulse geben will für eine zukunftsfähige Entwicklung. „Sich bereits heute mit relevanten Zukunftsthemen in einer gesamthaften und grenzüberschreitenden Sichtweise zu beschäftigen, ist wichtig für die Wettbewerbsfähigkeit der Bodenseeregion. „DenkRaumBodensee“ greift aber noch weitere Zukunftsthemen auf. Zum Beispiel, wie wir hier künftig leben wollen oder wie das Wissen von den Hochschulen besser für die Region nutzbar gemacht werden kann “, erläutert Dr. Roland Scherer, wissenschaftlicher Leiter des DenkRaums und Direktor am Institut für Systemisches Management und Public Governance IMP-HSG der Universität St.Gallen, die Intention des Projektes.

Getragen wird der „DenkRaumBodensee“ von der Universität St.Gallen, der Universität Konstanz, der Zeppelin Universität in Friedrichshafen, der DHBW Ravensburg, dem Liechtenstein Institut und dem Vorarlberger Architekturinstitut sowie der Internationalen Bodensee-Hochschule IBH.

Forscher und Praktiker arbeiten gemeinsam an konkreten Problemen

Bei den Aktivitäten von „DenkRaumBodensee“ geht es in einem ersten Schritt darum, das bereits vorhandene Wissen zu drängenden Fragen der Region zu bündeln und zugänglich zu machen. Fehlt es in einigen Bereichen an Wissen, werden diese Wissenslücken aufgezeigt. Wesenskern des „DenkRaumBodensee“ ist es, dass Praktiker aus Politik und Gesellschaft gemeinsam mit Forschenden an konkreten Lösungen für konkrete Probleme arbeiten. „Uns geht es darum, konkreten Handlungsbedarf aufzuzeigen. Die Ergebnisse sollen den beteiligten Akteuren einen direkten Nutzen bieten und in strategische Diskussionen einfließen“, so Scherer. Zu einzelnen Themen sind auch Bürgerdialoge an verschiedenen Orten in der Region geplant.

Im Rahmen des von der Internationalen Bodensee-Hochschule (IBH) geförderten Forschungsprojektes „Bodensee 2030“ beschäftigten sich die Universitäten St.Gallen, Liechtenstein und Konstanz sowie die Zeppelin Universität mit Fragen der zukünftigen Entwicklung der Bodenseeregion. Dieser Prozess wird im „DenkRaumBodensee“ fortgesetzt. Gegründet wurde der Think Tank am 1. Januar 2018. Für die Startphase von vier Jahren verfügt „DenkRaumBodensee“ über ein Budget von rund 1 Million Euro. Die Finanzierung erfolgt aus Eigenmitteln der beteiligten Partner sowie aus Mitteln des Interreg V-Programms „Alpenrhein-Bodensee-Hochrhein“. Nach der Startphase findet eine Evaluierung statt, auf deren Grundlage über eine langfristige Weiterführung entschieden wird.

MM