Sind die Tage der „Räuberhöhle“ gezählt?
Vorerst geht es nur um zwei 100jährige Linden, die im Innenhof der „Räuberhöhle“ gefällt werden sollen. Das ‚Bürgerforum Altstadt‘ und die Umweltorganisation BUND fürchten jedoch, dass damit das Ende der Kult-Kneipe „Räuberhöhle“, seit 30 Jahren eines der ältesten Kommunikationszentren in Oberschwaben, besiegelt werden könnte. So regt sich auch in Ravensburg – wie aktuell in Stuttgart, Konstanz oder Lindau, jeweils auf seemoz nachzulesen – der Bürgerprotest
Als nächstes wird der Biergarten der „Räuberhöhle“ verschwinden, denn es braucht Platz für eine Baugrube, die zum Bau einer Tiefgarage benötigt wird. Die wiederum soll für das neue Selinka-Kunsthaus entstehen. Mit der Aufgabe des Biergartens, befürchten nicht nur die Kneipiers Mike Gronmeyer und Armin Heilmann, hängt ein „finanzielles Damoklesschwert“ über der Kult-Kneipe. Das argwöhnen auch die Gäste der „Räuberhöhle“, denn die beliebte Gartenwirtschaft bildete bislang das kommerzielle Rückgrat des Kommunikationszentrums. Deshalb geht schon jetzt eine Unterschriftenliste unter den Gästen rum, in der hundertfach gegen die im Herbst anstehende Baumfällung protestiert wird.
Angefangen hat alles im Herbst 2009, als der Ravensburger Gemeinderat einen Bebauungsplan für das Oberstadtrevier beschloss. Damit wurden die gesetzlichen Voraussetzungen für das neue Kunstmuseum geschaffen. Allerdings wurde damals der Innenhof der „Räuberhöhle“ noch als Grünfläche ausgewiesen. Das änderte sich erst mit einer Bauplanänderung im April 2010, der gemäß der Biergarten der Tiefgarage weichen soll. Wessen Interessen, so fragen sich wache Ravensburger Bürger, sind da eingeflossen, welche Kommerz-Ziele werden da verfolgt?
Das fragte sich auch Dr. Dietmar Hawran, Vorstandsmitglied im Bürgerforum Altstadt und seit Jahrzehnten treuer Gast der „Räuberhöhle“, der neben dem gemütlichen Gaststättenbetrieb gerade das vielseitige Veranstaltungsprogramm der Kult-Kneipe schätzt. In einem Brief an das für die Altsanierung zuständige Stadtplanungsamt protestierte er im Namen von BUND und Bürgerforum, zunächst nur, gegen den Kahlschlag der Lindenbäume.
Die letzte Bauplanänderung rief nämlich die Vermögensverwaltung der Inselbrauerei Lindau und des Bürgerlichen Brauhauses Ravensburg auf den Plan. Deren Geschäftsführer Lorenz Schlechter, in Personalunion auch Grundstücksbesitzer der „Räuberhöhle“, wittert jetzt die Chance, die in die Jahre gekommene Gaststätte zu modernisieren und „das gesamte Anwesen optimaler zu nutzen“. Was immer das heißen mag…Schlechter zumindest beteuert, es gäbe noch keine konkreten Pläne für einen Umbau des teilweise denkmalgeschützen Gebäudes.
In Ravensburg kursieren jedoch Gerüchte, dass an Wohnungsbau und ein Hotel gedacht wird. Sind damit die Tage der „Räuberhöhle“ gezählt? Schlechter bekräftigt immerhin, dass die traditionsreiche Gaststätte auf jeden Fall erhalten bleiben soll. Denn die beiden Wirte machten seit 20 Jahren einen guten Job. Doch auch der beste Wirt gehe mal in Ruhestand. Spätestens dann müsse man als Investor an die Zukunft denken.
Eine ernst gemeinte Besitzstandswahrung hört sich anders an. Es scheint, als stünde Ravensburg ein heißer Herbst bevor. Wie in Stuttgart und Lindau, wo die Bürger um den Erhalt ihres Bahnhofs kämpfen. Darüber – und demnächst über den Streit um den Bahnhof in Leutkirch – wird seemoz weiter berichten.
Autor: Hans-Peter Koch