Singen ist BUNT – bald auch politisch?

Der Zwist schwelte schon lange – jetzt wagt sich ein „Initiant*innenkreis“ an die Öffentlichkeit: Der Singener Ortsverband von Bündnis 90/Die Grünen steht kurz vor der Spaltung. Denn auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung am 26. Juni soll folgender Antrag zur Abstimmung kommen: „1. Der Ortsverband von Bündnis 90/Die Grünen verzichtet auf die Aufstellung einer eigenen Liste zur Wahl des Gemeinderates Singen im Mai 2019. 2. Der Ortsverband schließt sich einer noch zu gründenden Wählervereinigung „BUNTE LISTE SINGEN“ an“. Vertreter des Initiant*innenkreises begründen auf seemoz ihren Schritt:

Die politische Landschaft Baden-Württembergs wird sich bei der Kommunalwahl 2019 ändern. Die beiden großen Volksparteien werden weiter an Boden verlieren, während in zahlreichen Regionen Baden-Württembergs mit einem deutlichen Erstarken der AfD zu rechnen ist. Mit Blick auf die vergangenen Landtags- und Bundestagswahlen wird dazu vor allem Singen gehören.

Im Stadtgebiet Singen erreichte die AfD bei der Landtagswahl 2016 20,19%, bei der Bundestagswahl 2017 16,93% der Zweitstimmen. In mehreren Wahllokalen verbuchte die AfD Ergebnisse deutlich über 20%, der Spitzenwert wurde an der Hebelschule mit 27,98% der Zweitstimmen erzielt.

Der offen völkische, teilweise sogar nationalsozialistisch auftretenden AfD wollen wir mit einem breiten Bündnis von fortschrittlich denkenden Menschen in Singen begegnen und dabei kleinkarierte ideologische Diskussionen zugunsten sachlich orientierter Kommunalpolitik zurückstellen. Wir wollen Farbe gegen rechts bekennen und die Wähler*innen im Stadtgebiet zu überzeugen versuchen, dass die AfD für den demokratischen Diskurs in unserer Stadt sehr gefährlich ist.

Für dieses Anliegen wird ein Initiant*innenkreis auf einer am 26. Juni 2018 stattfindenden außerordentlichen Mitgliederversammlung des GRÜNEN Ortsverbandes Singen versuchen, die grünen Mitglieder zu überzeugen, auf die Aufstellung einer eigenen Liste zu verzichten und dafür eine Wählervereinigung „BUNTE LISTE SINGEN“ ins Leben zu rufen.

An dieser Stelle darf nicht verschwiegen werden, dass die klare Positionierung gegen die AfD nicht das einzige Motiv des Initiant*innenkreises war. Die große Mehrheit dieses Kreises ist selbst Mitglied von Bündnis 90/Die Grünen und sieht sich als Sprachrohr der bei vielen Mitgliedern aufgekommenen Unzufriedenheit mit der politischen Arbeit der Grünen Singen im Allgemeinen und der Gemeinderatsfraktion im Speziellen. Die Entscheidung zweier grüner Gemeinderätinnen für das Einkaufszentrum ECE, deutliche Meinungsverschiedenheiten in Fragen der Verkehrspolitik, der Innenstadtentwicklung, der Wohnungspolitik u.v.m. ließen den Initiant*innenkreis über Monate zur Meinung reifen, in Singen einen organisatorischen, inhaltlichen und personellen Neuanfang in der grünen Kommunalpolitik vorzuschlagen. Dabei spielt der Wunsch, durch vergangene Entscheidungen abgeschreckte und vielleicht sogar ausgetretene Mitglieder für eine alternative, den Grundsätzen einer sozialen und nachhaltigen Stadtentwicklung folgenden politischen Arbeit im Gemeinderat wieder zurückzugewinnen.

Eine „BUNTE LISTE SINGEN“ wird sich als Sammelbecken von Menschen in Singen verstehen, die sich politisch links von Union & FDP verorten und durchaus auch Widerstand gegen den Mainstream einer autogerechten, shoppingorientierten Stadtentwicklung zeigen wollen. Dagegen setzen wir eine zukunftsweisende Kommunalpolitik, die auf die Erhaltung unserer natürlichen Lebensgrundlagen und dem gesellschaftlichen Zusammenhalt in der Stadt Singen ausgerichtet ist. Die Gründung einer kommunalen Wohnungsbaugesellschaft gehört dabei ebenso dazu wie die Messung von Feinstaub- und CO2-Belastung durch fest installierte Messgeräte, einhergehend mit dem Ziel, bei Bedarf auch konsequent Fahrverbote im Stadtgebiet Singen auszusprechen.

Wohnungsnot und Kampf gegen den Klimawandel sind keine Themen für „die da oben“, sondern müssen kommunal umgesetzt werden. Immer mehr Menschen beginnen, diesen Ansatz zu verstehen. Daher glauben wir, dass wir mit dieser Initiative „am Puls der Zeit“ sind und das Potenzial haben, zweitstärkste politische Kraft im Gemeinderat Singen zu werden. Die a.o. Mitgliederversammlung der GRÜNEN Singen ist öffentlich. Kommt vorbei, bringt Euch ein, streitet mit uns für ein lebenswertes Singen.

Für den Initiant*innenkreis
Peter Mannherz, Martin Schmeding