Singen: Neonazi Hennes auf dem Podium

Kommt er oder kommt er nicht? Die Christdemokraten im Landkreis Konstanz warten in demütiger Ehrfurcht auf ab und zu „Dr.“ Guttenberg. Da der Lügenbaron zur Zeit im Kreuzfeuer der Kritik steht, ist sein für den 23.März geplanter Auftritt ungewiss. Dafür aber dürfen in Singen Rechtsradikale und Neonazis öffentlich bei einer Podiumsveranstaltung am 9.März in der Scheffelhalle auftreten. Das „Singener Wochenblatt“ als Veranstalter hat damit offensichtlich keinerlei Probleme.

Theodor von und zu Münchhausen wird von der Kreis-CDU sehnlichst erwartet. Am 23. März soll er Singen seine Aufwartung machen und den örtlichen CDU-Kandidaten den erhofften Aufschwung für die Landtagswahlen bringen. Wie Presseberichten zu entnehmen ist, bangt die Singener CDU-Vorsitzende Inge Kley nun um den Auftritt des prominenten Barons. Man hoffe aber, dass sich die Situation bald beruhige und der Minister sich gut gelaunt von seinen Parteifreunden die Füße küssen lässt. Schlau wie die Singener CDU ist, hat sie vorsorglich auch Guttenbergs Ehegesponst Stephanie eingeladen. Man weiß ja nie. Sollte der Minister aus irgendwelchen Gründen doch verhindert sein, wird Freifrau Stephanie die schönsten Passagen aus der Dissertation ihres Mannes vorlesen. Der Eintritt ist frei, um Spenden für das örtliche Tierheim wird gebeten.

Nils Schmid, Spitzenkandidat der badenwürttembergischen SPD, hat seinen Doktortitel auf saubere Art und Weise erworben. Zumindest war bislang nichts Gegenteiliges zu hören. Seit einigen Tagen hängt sein Wahlplakat auch im Landkreis. Und da schau her: Neben seinem Konterfei steht – Dr. Nils Schmid. Er konnte zwar nicht wissen, dass der bayrische Baron den honorigen Akademikergrad so nachhaltig verhunzt. Dennoch muss man sich fragen, was Schmid dazu getrieben hat, seinen Doktortitel mit aufs Plakat zu nehmen. Das ist nicht nur völlig ungewöhnlich, sondern schlichtweg grottenpeinlich. Dass der Spitzenkandidat einer Partei, die sich im letzten Jahrtausend noch dem Proletariat verbunden fühlte, nun kleinkarierten Bildungsdünkel in den Wahlkampf einbringt, kann sogar sein engstes Umfeld nicht verstehen.

Das Singener Wochenblatt organisiert für den 9.März einen Politischen Aschermittwoch in der Scheffelhalle. Dagegen wäre nichts einzuwenden, doch einige Teilnehmer auf dem Podium sind, sagen wir mal, gewöhnungsbedürftig. Neben Vertretern der üblichen Parteien dürfen dort auch die Kandidaten der Republikaner und der neofaschistischen NPD Platz nehmen. So eine Information aus dem Wochenblatt vom 16.2. Das ist ein Novum nicht nur im Landkreis Konstanz, denn bislang haben sich alle Veranstalter an das ungeschriebene Gesetz gehalten, Nazis keine öffentliche Bühne zu bieten. Das Wochenblatt hat es wohl nötig, sich damit ins Gespräch zu bringen. Der vorbestrafte Neonazi Benjamin Hennes hat sein Kommen bereits zugesagt. Man darf gespannt sein, wie die anderen Kandidaten auf die Teilnahme des NPD-Mannes reagieren. seemoz hat das Wochenblatt um eine Stellungnahme gebeten. Bisher gab es keine Reaktion.

Linke-Kandidat Bernhard Hanke kann vermelden, dass es seiner Partei gelungen ist, hochrangige Politprominenz an den See zu locken. Gregor Gysi und Sahra Wagenknecht werden zu Wahlkampfveranstaltungen in Konstanz erwartet. Näheres dazu bald auf dieser Seite.

Autor: H.Reile

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