Singen steht zur Stolperstein-Initiative

Ohne die befürchteten Störungen verlief gestern die Stolperstein-Verlegung für Ernst, Rosa und Irma Thälmann, verheiratete Vester, in Singen. Drei vermutlich rechte Jugendliche fielen nur durch angestrengtes Telefonieren auf – die zahlreichen Polizisten in Zivil hatten sie wohl im Auge. Dennoch hatten die Querelen im Vorfeld dazu geführt, dass über 60 Menschen, deutlich mehr als üblich, die feierliche Verlegung begleiteten.

Ehrengast war die Thälmann-Enkelin Vera, die ebenso wie Hans-Peter Storz, Sprecher der Singener Stolperstein-Initiative (Foto), und die Bürgermeisterin Ute Seifried das Wort ergriff. Seifried, die Oberbürgermeister Bernd Häusler vertrat, der bislang an allen Stolperstein-Verlegungen teilgenommen hatte, verwahrte sich gegen die Gedeon-Angriffe der letzten Tage und sagte der Stolperstein-Initiative jede weitere Unterstützung der Stadt Singen zu.

Der in Rielasingen-Worblingen ansässige AfD-Landtagsabgeordnete Wolfgang Gedeon hatte in einem Offenen Brief an die Bürgermeister und den Singener Gemeinderat die Stein-Verlegung für die Thälmanns zum Anlass genommen, ein Ende der Stolperstein-Aktionen zu fordern, „weil sie ihren Mitmenschen eine bestimmte Erinnerungskultur aufzwingt.“ Der Brief hatte bundesweit Proteste bis hin zum Internationalen Auschwitz-Komitee ausgelöst.

Ernst Thälmann war während der Weimarer Republik zeitweise Vorsitzender der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD), die er von 1924 bis 1933 im Reichstag vertrat und für die er bei den Reichspräsidentenwahlen 1925 und 1932 kandidierte; er wurde 1933 von den Nazis verhaftet und 1944 im KZ Buchenwald ermordet. Seine Frau Rosa und seine Tochter Irma fanden in der Rielasingerstraße in Singen ihre letzte Zuflucht, bevor auch sie ins Konzentrationslager gesteckt wurden. Vor dieser letzten Wohnung der Familie Thälmann vor ihrer Verhaftung wurden nun die drei Stolpersteine verlegt.

hpk (Foto: B. Hanke)

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14.02.18 | Stolpersteine für die Thälmanns