Singener Firma Gohl massiv in der Kritik

Das neu gegründete Unternehmen Gohl-KTK GmbH will am Standort Singen 27 Personen entlassen und dabei die von Kündigung betroffenen Arbeitnehmer zudem mit erbärm­li­chen Almosen abspeisen. Ein absolutes Un­ding, wettert die Gewerkschaft zu Recht und fährt schweres Geschütz auf. Für die (noch) Beschäftigten eine ungute Situation zum Jahresende.

Dem Betriebsrat bei Gohl wurde im Rahmen der Verhandlungen über die Restrukturierung ein Sozialplan vorgelegt, der diese Bezeichnung kaum verdient. Denn die Höchstabfindung soll bei 5000 Euro gedeckelt werden, unabhängig davon, wie lange jemand im Betrieb beschäftigt war. Zudem plane das Unternehmen eine Transfer- und Beschäftigungsgesellschaft in abgespeckter Form, investiere aber gleichzeitig Millionen im neuen Headquarter in Durmersheim, kritisiert die IG Metall.

„Das ist eine Riesensauerei und respektlos gegenüber den Beschäftigten“, sagt Raoul Ulbrich, zweiter Bevollmächtigter der IGM Singen. Leider runde dieses Vorgehen das negative Bild über die Unternehmensspitze ab. Geschäftsführer Christoph Korinth drücke sich vor den Verhandlungen und lasse sich dort von Interimsmanager Andreas von Bandemer vertreten, der aber auf zentrale Fragen des Betriebsrates keinerlei Antworten habe. „Ein solch feiges und unprofessionelles Verhalten habe ich noch bei keiner Geschäftsleitung erlebt“, so Ulbrich.

Gohl-KTK gehört zur französischen Cofinair Group und stellt in Singen mit insgesamt 56 Beschäftigten Kühltürme her. Ende Februar eröffnete die Geschäftsleitung den MitarbeiterInnen des damals noch als E.W. Gohl GmbH firmierenden Unternehmens, dass im Rahmen einer Fusion mit der KTK Kühlturm Karlsruhe GmbH der Fertigungsstandort Singen geschlossen und die Kühlturmfertigung nach Durmersheim bei Karlsruhe verlagert werden soll.

Wie es finanziell um das Unternehmen steht, ist schwer einzuschätzen. Die IG Metall und der Betriebsrat bei Gohl haben deshalb das Stuttgarter IMU-Institut damit beauftragt, als Sachverständige die wirtschaftliche Situation des Unternehmens zu beleuchten. Die dortigen Betriebswirte zeigten sich überrascht, dass es der Geschäftsführung auch nach zwei Gesprächsterminen mit der IG Metall und deren Anwalt nicht gelungen sei, die wirtschaftliche Situation umfassend darzustellen. Laut Urteil der Sachverständigen sei es „bemerkenswert, dass die Geschäftsführung nicht in der Lage war, ad hoc die aktuelle Liquidität/Bankkontenstände zu benennen“, so Maike Geppert vom IMU-Institut in Stuttgart.

MM/hr (Foto: Pit Wuhrer)

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