„Smartments“ in der Chérisy?
Die Neue Arbeit, das Beschäftigungs- und Bildungswerk, das in der Chérisy seit über 20 Jahren für Wohnungen, Arbeitsplätze und vieles mehr sorgt, schaltet sich in den Zwist um die geplanten Studentenwohnheime im Gewerbegebiet der Chérisy-Kaserne ein. Auch die Neue Arbeit hegt den Verdacht: Hier entstehen unter der Tarnung von Studentenwohnungen letztlich gut verkäufliche Eigentumswohnungen. Die Stellungnahme von NA-Geschäftsführer Dieter Bellmann im Wortlaut:
„Nachdem sich der Investor Löffler entschieden haben soll, einen anderen als den mit erstem Preis bedachten Entwurf des Wettbewerbs zu realisieren, kamen Befürchtungen über eine möglicherweise minderwertigere Ausführung auf. Diese wecken leicht den Eindruck, Einwände gegen Studentenwohnheime im Gewerbegebiet der Chérisy-Kaserne hätten sich mittlerweile auf ästhetische Nörgelei reduziert. Ein irriger Eindruck, gegen die Neue Arbeit jetzt Stellung bezieht.
Die Neue Arbeit und das Bürgerprojekt Chérisy insgesamt hatten sich nach intensiver interner Diskussion durchaus unterschiedlicher Positionen grundsätzlich für zusätzliche Studentenwohnungen in der Chérisy ausgesprochen. Vorausgesetzt, die damit verbundenen negativen Auswirkungen werden ausgeräumt.
Die Stadt hebt ihre eigene Raumordnung auf
Diese sehen wir erstens in einem unzuträglich hohen Zuwachs an ruhendem und bewegtem KFZ-Verkehr. Zweitens sehen wir mögliche Kollisionen zwischen Wohnnutzung und der dicht benachbarten und zuweilen lautstarken gewerblichen, kulturellen und sozialen Nutzung, die im Falle rechtlicher Auseinandersetzungen gegen diese entschieden würden. Als Träger all‘ dieser Einrichtungen wären wir davon massiv und materiell betroffen. Wir erinnern daran, dass alle diese Einrichtungen von uns gekauft, gebaut und finanziert wurden, weil die Stadt diesen Standort als Gewerbegebiet dereinst festgelegt und für eine Trennung von lärmintensiven Nutzungen und Wohnen gesorgt hatte. Es ist die heutige Stadtpolitik, die diese sinnvolle Raumordnung in der Chérisy wieder aufhebt.
Und wir sehen drittens und nicht zuletzt das enorm soziale Problem, dass hier außerordentlich teure Wohnungen mit außerordentlich hohen Mietpreisen entstehen, die verloren gegangene preiswerte Studentenzimmer keineswegs ersetzen können. Was hier entsteht sind – wie der SPIEGEL 26/2012 jüngst berichtete – „Smartments“, die in erster Linie händeringend nach Anlagen suchenden Kapitalinvestoren dienen, keineswegs aber durchschnittlichen Studenten, die die Konstanzer Mietpreise nicht mehr bezahlen können. Geradezu klassisch treibt Konstanzer Politik hier die erst jüngst wieder konstatierte Selektion in der Bildung voran, weil sie nach dem Grundsatz verfährt: „Studentenwohnungen um jeden Preis“. Für uns, die sich seit Jahren preiswerte Studentenzimmer bereitstellen, ist dies vor allem auch eine politische Provokation.
Vorschläge wurden arrogant ignoriert
Aus unserer Sicht wären diese Probleme, gerade weil es sich um studentische Wohnnutzung handelt, lösbar gewesen. In diesem Sinne hatten wir im Vorfeld des Wettbewerbs und im Wettbewerb selbst eine Reihe von Vorschlägen und Anregungen benannt. Ernsthaft aufgegriffen oder gar diskutiert wurde kein einziger davon, sie wurden schlicht und arrogant ignoriert. Das Ergebnis sehen wir in sämtlichen Entwürfen: Unzweckmäßig kleine, Raum verbrauchende und kostenträchtige Zweizimmer-Appartements. Sämtliche Entwürfe weisen mehr Stellplätze aus, als selbst nach dem Schlüssel für studentische Wohnnutzung erforderlich wären, die meisten davon in Tiefgaragen. Alles Elemente, die Baukosten und späteren Mieten gewaltig steigern, einzig dem Wunsch und Willen des Investors entgegen kommen und, zusätzlich gestützt durch die üblichen, vom Investor bezahlten Verträglichkeitsgutachten, sichtbar machen, was längst kein Geheimnis mehr ist: Hier entstehen unter der Tarnung von Studentenwohnungen letztlich gut verkäufliche Eigentumswohnungen.
Die Ratsherren aus CDU und FDP waren immerhin schon so ehrlich, ihre spätere Zustimmung zur Umnutzung unumwunden anzukündigen. Getragen wird das Vorhaben aber auch von der SPD und ihrem Mieterpapst Herbert Weber, den wir bei nächster Gelegenheit wieder als „Berufsempörer“ gegen den Mangel an preiswertem Wohnraum erleben dürfen.
Klarer Fall, dass wir sehr viel grundsätzlichere Einwände gegen diese Art von Pseudo-Studentenwohnungen haben. Ob der erst- oder drittprämierte Wettbewerbsentwurf realisiert wird, spielt da eine eher marginale Rolle.“
Autor: PM/hpk
Es gibt halt auch Kids von reichen Eltern, die studieren wollen. Wenn die Statistiken nicht lügen, dann haben Kinder aus „bildungsfernen“ Schichten und solchen die kein Geld haben eh die besten Chancen zu studieren. Paßt doch! Wen wundert noch irgendwas? Und wenn es irgendwann anders genutzt wird, liegt das daran, dass wir nicht mehr so viele Kinder haben. Was sehr verwundert, da das Armutsrisiko Kind doch echt ermuntert sich gleich ein halbes Duzend zuzulegen.