So viele Parteien wie noch nie

Elf Parteien im Wahlkreis Konstanz und zwölf im Wahlkreis Singen bewerben sich am 13. März um ein Mandat im Stuttgarter Landtag, so viele wie noch nie. Dabei wurde eine Bewerberin gar nicht berücksichtigt: „Die Partei“ wurde im Wahlkreis Konstanz nicht zugelassen – ihr Kandidat hat sich wohl in den letzten Tagen in die Schweiz abgesetzt. Und auch die „Freien Wähler“ sorgen einmal mehr für Verwirrung.

Die „Freien Wähler“ treten zwar im Wahlkreis Singen mit nur einem Kandidaten an, doch diese Wählervereinigung hat nichts mit den Freien Wählern aus den Gemeinderäten zu tun. Die nämlich wollen sich ausdrücklich aus dem Parteien-Gezerre raushalten, treten deshalb nicht bei Landtagswahlen an und nennen sich folgerichtig seitdem „Originale Freie Wähler“ oder, wie in Konstanz, „Freie Wähler Konstanz“, die auf ihrer Homepage beteuern: „Landes- und bundespolitische Zwänge sind uns fremd. Unsere Stadt und unser Landkreis mit ihren vielfältigen Aufgaben stehen im Mittelpunkt unseres Denkens und Handelns.“

Der gemeinsame Kreiswahlausschuss für die Wahlkreise 56 (Konstanz) und 57 (Singen) hat gestern darum in öffentlicher Sitzung diese Wahlkreisvorschläge für die Wahl am 13. März zugelassen:

Wahlkreis 56 (Konstanz)

Partei Bewerber Ersatzbewerber
CDU Dr. Crivellari, Fabio Vögele, Karin
GRÜNE Erikli, Nese Beyer-Köhler, Günter
SPD Friedrich, Peter Yildirim, Derya
FDP Keck, Jürgen Dr. Jurisch, Ann-Veruschka
DIE LINKE Pschorr, Simon Reile, Holger
REP Haugk, Matthias Illi, Heinz
NPD Pauly, Siegfried Lettow, Ernst-Rüdiger
ÖDP Luf, Detlef Steinstraß, Ingrid
ALFA Kressibuch, Stephan Hückmann, Günther
AfD Amey, Cay Rappen, Rüdiger
Tierschutzpartei Storz, Viktor Berger, Katja

Wahlkreis 57 (Singen)

Partei Bewerber Ersatzbewerber
CDU Reuther, Wolfgang Kornmayer, Heike
GRÜNE Wehinger, Dorothea Dr. Büren-Brauch, Isabelle
SPD Storz, Hans-Peter Weber-Bastong, Claudia
FDP Brößke, Kirsten Benkler, Walter
DIE LINKE Geiger, Jürgen Bernhard Mannherz, Peter
REP Gieser, Reinhold Haugk, Matthias
NPD Pauly, Siegfried Müller, Steffen
ÖDP Weber, Franz Milatz-Krautwasser, Ute
Die PARTEI Maus, Sascha Weiß, Mathias
ALFA Waldraff, Günter Bohnenstengel, Sven
AfD Dr. Gedeon, Wolfgang Jahnke, Steffen
FREIE WÄHLER Waldschütz, Peter Kein Ersatzbewerber

Der Wahlvorschlag der Partei „Die PARTEI“ für den Wahlkreis 56 (Konstanz) wurde zurückgewiesen, „da zwingend erforderliche Unterlagen nicht vorgelegt wurden“, wie der Wahlleiter, Landrat Frank Hämmerle, schreibt. So kann man es auch ausdrücken – ein Parteienvertreter von „Der Partei“ gab im Kreiswahlausschuss gestern zu Protokoll, dass ihnen ihr Konstanzer Kandidat abhanden gekommen sei.

Damit haben die rund 205 000 Wahlberechtigten im Landkreis Konstanz in den Wahlkreisen 56 (Konstanz) und 57 (Singen) am 13. März die Wahl zwischen 11 bzw. 12 verschiedenen Parteien. Dies bedeutet eine Rekordbeteiligung bei Landtagswahlen – bei den Wahlen im Jahr 2011 traten noch jeweils 9 Parteien an.

Parteien, die während der laufenden Wahlperiode nicht im Landtag vertreten sind, benötigten für ihre Wahlvorschläge die Unterschriften von mindestens 150 Wahlberechtigten des jeweiligen Wahlkreises. Insgesamt neun Parteien mussten diese Unterstützungs-Unterschriften vorlegen. Und alle haben fleißig gesammelt…am Stichtag, dem 14.1. waren alle Unterlagen beisammen.

Der Kreiswahlausschuss wurde auch darüber informiert, dass bei der kommenden Landtagswahl wieder eine repräsentative Wahlstatistik durchgeführt wird. Dies ist eine Stichprobenerhebung, die Informationen über die Wahlberechtigten, die Wähler, die Wahlbeteiligung und die Stimmabgabe nach Geschlecht und Altersgruppen liefert. Von landesweit insgesamt 186 Wahlbezirken wurden im Landkreis Konstanz Wahlbezirke in folgenden Städten und Gemeinden ausgewählt: Konstanz, Moos und Radolfzell, Steißlingen, Rielasingen-Worblingen, Mühlhausen-Ehingen und Singen (hier sogar zwei Wahlbezirke). Für diese Sonderauszählungen müssen besonders gekennzeichnete Stimmzettel verwendet werden; vorgesehen sind je sechs Geburtsjahresgruppen.

Und noch eine Neuerung gibt es auf dem Wahlzettel: Erstmals wurde oben rechts ein Loch eingestanzt. Das dient blinden und sehbehinderten WählerInnen zur Fixierung ihrer Sichtschablone und ist keineswegs dem Ordnungseifer der Wahlhelfer geschuldet.

MM/hpk