Solikonzert: Ärzte für Rojava

„Elevated mood pop“ nennt die Konstanzer Band „Chasing Mondays“ ihren Musikstil, eine Kombination aus Pop und Independent. Bei dem Konzert, das sie am 27.9. geben, treten die vier Musiker – davon drei im Hauptberuf selbst Mediziner – nicht nur für ihre Fans auf die Bühne des Kult-X. Sie spielen auch für die basisdemokratischen Autonomieprojekte im nordsyrischen Rojava.

Kooperationspartner des Konzerts sind nämlich das Konstanzer Solidaritätsbündnis für Rojava und kurdische Frauen aus Konstanz, die seit 2018 gemeinsam Geld sammeln für die medizinische Grundversorgung in den selbstverwalteten Kommunen des Gebiets Rojava. Den Konzerterlös überlässt die Band an diesem Abend dem Solidaritätsbündnis, das ihn an Medico International Schweiz und deren Partner Heyva Sor a kurd weiterleitet, der einzigen medizinischen NGO in der Region. Die Organisationen errichten mobile Krankenhäuser, etwa eine Mutter-Kind-Klinik, und kümmern sich um medizinisches Personal und Ausstattung.

Chris D’Alfonso und Max Ottinger (Gesang & Gitarre), Tobias Risch (Percussion & Schlagzeug) und Meinrad Rutschmann (Bass & Saxophon) sind Chasing Mondays. Die Bandmitglieder haben ihre musikalischen Wurzeln in unterschiedlichsten Bereichen. Rock, orchestrale Musik, Pop, Jazz, Funk und maltesische Einflüsse ergaben den „elevated mood pop“, ihren eigenen Stil, in dem sie ihre Songs spielen. Die Band kommt uns mit raffiniertem Gitarrensound, einem definierten Bass, zarten bis harten Rhythmen und Stimmen zum Verlieben. Die durch eigene Erlebnisse inspirierten Songs erzählen von Freundschaft und Liebe, von Unsicherheit und Hoffnung, von besseren und schlechteren Zeiten.

Hintergrund: Basisdemokratischer Aufbruch in Kriegszeiten

Während des Bürgerkriegs haben die Menschen in Rojava, ein überwiegend von KurdInnen bewohnte Siedlungsgebiet an der Grenze Syriens zur Türkei, gemeinsam ein basisdemokratisches, föderatives Gesellschaftssystem aufgebaut. Frauenrechte, das gleichberechtigte Zusammenleben der kulturell und religiös vielfältigen Bevölkerung und der ökologische Wiederaufbau des einstmals fruchtbaren Gebiets sind zentrale Bestandteile der selbstverwalteten Demokratieprojekte, die sich in der Demokratischen Föderation Nord- und Ostsyrien zusammengeschlossen haben.

Die Autokraten der Region fürchten die Signalwirkung, die von diesem selbstbestimmten Aufbruch ausgeht. Namentlich das Erdogan-Regime verfolgt das erklärte Ziel, Rojava zu vernichten. Im Januar 2018 hat das türkische Militär gemeinsam mit dschihadistischen Truppen Afrin, einen Kanton von Rojava, besetzt und eine erneute Fluchtbewegung und humanitäre Katastrophe ins Rollen gebracht. Über 100 000 Menschen mussten fliehen und sind aktuell in notdürftigen Camps in Shehba einer Region zwischen Afrin und Aleppo untergebracht.

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Kurd*innen stellen den Großteil der Bevölkerung; insbesondere ihre Kämpfer*innen haben den IS und weitere dschihadistische Söldnertruppen aus der Region und großen Teilen Syriens vertrieben. Sie haben auch dafür Sorge getragen, dass rund 300 000 Binnenflüchtlinge in den Flüchtlingslagern in Sicherheit leben, darunter waren die bekannt gewordenen Schutzcamps für Jesidische Frauen. Als besondere Herausforderung erwies sich der immer wieder der gezielt vom IS angegriffene Wiederaufbau von Krankenhäusern und einer medizinischen Grundversorgung.

In Rojava kämpfen Menschen, die jahrzehntelang Opfer der unterdrückerischen Politik von Großmächten und regionalen Autokratien waren, für eine von unten gestaltete Gesellschaft, in der Menschen jeder Kultur und Religion das Recht auf ein Leben in Freiheit, Frieden und Sicherheit haben. Grund genug, diese demokratische Revolution zu unterstützen, Möglichkeiten gibt es viele (siehe hier). Schön, dass die Mediziner-Combo ihre nutzt.

jüg (Foto: Chasing Mondays)


Wann: Freitag, 27. September. Wo: Kult-X Kulturzentrum Kreuzlingen, Hafenstraße 8. Einlass und Kasse: ab 19:00. Eintritt: 15 CHF/12 €


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