Sozial- und Pflegesprechstunde berät Asylsuchende

Die Litzelstetter Nachbarschaftshilfe will Menschen helfen, sich im Gestrüpp sozialgesetzlicher Regelungen zurechtzufinden. Dazu bietet der Verein eine Sozial- und Pflegesprechstunde an, bei der Fragen etwa zu Hartz IV oder Leistungen im Alter oder bei Pflegebedürftigkeit beantwortet werden. Für Juli hat man sich jetzt ein weiteres Schwerpunktthema vorgenommen: Hilfe für MigrantInnen und Asylsuchende.

„Nachdem ich mich kürzlich als Flüchtlings- und Integrationshelfer fortgebildet habe, soll es in den nächsten Wochen vor allem ein Angebot an Migranten geben“, erklärt Dennis Riehle (Bild), der 35-jährige Leiter des ehrenamtlichen Angebots. „Wir haben aufgrund der Corona-Krise das Schicksal von Gestrandeten an Europas Grenzen weitgehend aus unserer Aufmerksamkeit verdrängt – und auch jene Menschen, die es in unser Land geschafft haben, müssen oftmals um ihre Zukunft in der Bundesrepublik bangen. Viele Asylsuchende haben aufwändige Verfahren vor sich, müssen sich mit Bürokratie und Verwaltung herumschlagen und sind dennoch nicht selten unsicher darüber, wie lange Deutschland ihnen Halt und Sicherheit gewährt. Für die Betroffenen ist das eine enorme psychische Belastung – und  allzu häufig sind die Flüchtlinge in ihrem Alltag den Zwängen unseres Rechtsstaats ausgesetzt, der seine Berechtigung hat, aber teilweise Übermenschliches abverlangt“.

Entsprechend wird Riehle im nächsten Monat seine Beratung auf Ansprüche aus dem Asylbewerberleistungsgesetz und alle sonstigen Leistungen, auf die Geflüchtete in der Bundesrepublik Anspruch haben, fokussieren. „Ich bin durch eine Fortbildung in Sozialrecht zertifiziert worden, sodass ich mir zutraue, fundierte Ersteinschätzung bieten zu können. Natürlich verweise ich für professionelle und weitergehende Auskunft bei Bedarf an die zuständigen Stellen weiter. Dennoch scheint es mir sinnvoll zu sein, eine niederschwellige Möglichkeit des Kontakts zu bieten, denn verständlicherweise sind die Angst und die Hemmschwelle zu öffentlichen Stellen deutlich höher. Insofern vermag das Vertrauensverhältnis zu einem einfachen Bürger eher gegeben zu sein. Nicht zuletzt kann ich mir ausreichend Zeit nehmen und völlig unabhängig beraten. Das ist für die Flüchtlinge besonders wichtig, denn ihre sensiblen Lebensgeschichten benötigen nach meinem Verständnis viel Raum, für das auf den Ämter schlichtweg genügend Personal fehlt“. Riehle zeigt sich zudem überzeugt, dass die Ergebnisoffenheit in seiner Beratung eine Brücke zur Begleitung durch die Behörden bauen kann. Als Psychosozialem Berater ist ihm auch seelsorgerliche Begleitung möglich.

Flüchtlinge können sich selbst oder über ihre Betreuer an Dennis Riehle wenden. Es ist nicht ausgeschlossen, dass der Litzelstetter seine Beratung für Asylbewerber dauerhaft ausbaut und das Angebot auch über die Grenzen Litzelstettens hinaus etabliert: „Mir ist es ein Herzensanliegen, gerade den Ärmsten und Schwächsten in unserer Gesellschaft eine ehrenamtliche – und damit kostenfreie – Hilfe zu sein. Daher sind Flüchtlinge jederzeit in meiner Mailberatung willkommen, solange die derzeitige Pandemie keine persönlichen Gespräche zulässt. Mich berühren die Erfahrungen der Migranten und ich will einen Beitrag dazu leisten, sie in Deutschland auch weiterhin mit der Willkommenskultur aus dem Jahr 2015 zu empfangen. Dafür braucht es nach meiner Meinung eine konsequente Weltoffenheit und eine Zuwendung, die ich mit meinem freiwilligen Engagement gerne zum Ausdruck bringen möchte“, so Riehle, der für die Ratsuchenden unter Mail: Dennis.Riehle@Li-Na.de erreichbar ist. „Und natürlich haben auch jene Asylsuchenden, die sich nicht innerhalb des Juli 2020 bei mir melden, jederzeit die Möglichkeit auf eine Beratung“, sichert der Flüchtlings- und Integrationsberater abschließend zu.

MM/red (Foto: privat)