SPD kritisiert Not-Unterkunft am Konstanzer Stadtrand

Die SPD-Fraktion im Konstanzer Gemeinderat kritisiert den geplanten Standort für Obdachlosen-Unterkünfte. Es sei mittelalterlich, arme und wohnungslose Menschen aus der Stadt zu verdrängen, heißt es vonseiten der SPD. Wohnraum für Obdachlose müsse im Stadtgebiet integriert sein. Die Stadt plant, wie seemoz bereits berichtete, ein Wohnheim mit 18 Plätzen am  Mühlenweg in Wollmatingen

Die Konstanzer Sozialverwaltung will 18 Not-Unterkünfte für von Wohnungslosigkeit betroffene Menschen bauen. Doch der vorgesehene Ort stößt auf entschiedenen Widerstand der SPD-Fraktion im Gemeinderat. Denn das Wohnheim soll am Mühlenweg in Wollmatingen direkt an der Bahnlinie entstehen. An diesem Standort gibt es bereits ein Haus mit einfachen Wohnheimzimmern und Gemeinschaftsduschen, das von Personen mit besonderen sozialen Schwierigkeiten bewohnt wird. Das Haus ist über einen Kilometer vom Wollmatinger Ortskern entfernt.

„Es ist die Sozialpolitik des Mittelalters, arme und wohnungslose Menschen aus der Stadt zu verdrängen“, kritisieren der SPD-Fraktionsvorsitzende Jürgen Puchta und Stadtrat Herbert Weber, der auch Vorsitzender des Mieterbunds Bodensee ist. Bereits heute haben die Bewohner des Mühlenwegs keine Chance mehr, eine andere Wohnung in Konstanz zu finden. „Vom Mühlenweg 44 gibt es keinen Weg zurück. Alleine die Anschrift erzeugt ein Stigma, das die Bewohner ihr ganzes Leben kennzeichnet“, betont Puchta. Nur mit großem Betreuungsaufwand gelinge es der Verwaltung, Konflikte einzudämmen und nicht eskalieren zu lassen. Würden an diesem Standort im Abseits weitere Menschen mit sozialen Schwierigkeiten konzentriert, sei mit wachsenden Problemen zu rechnen, ergänzt Herbert Weber. Er erinnert daran, dass die Sozialverwaltung diesen Fehler in den vergangene Jahrzehnten schon mehrfach begangen hatte und ihn mit viel Geld und noch viel mehr Betreuungsaufwand korrigieren musste.

Jürgen Puchta: „Seit Jahren wissen wir, dass unser Hilfe-System für Wohnungslose nicht durchlässig genug ist.“ Menschen aus betreutem Wohnen finden kaum eine eigene Wohnung, so dass diese Betreuungsplätze nicht für andere Bedürftige frei werden. Das Konzept für den Mühlenweg sei eine „Verzweiflungstat“, mit der die Verwaltung Versäumnisse der Vergangenheit ausgleichen wolle. Doch diese Strategie schade den betroffenen Menschen.

Wohnraum für Obdachlose müsse im Stadtgebiet integriert werden, so die SPD-Stadträte. Dadurch ließen sich Probleme vermeiden und die Integration besser fördern, betont Herbert Weber. Schon seit längerem weise die SPD darauf hin, dass das Atrium-Gebäude in der Luisenstraße leer stehe. „Eine Sozialverwaltung darf es sich nicht erlauben, Häuser leer stehen zu lassen und gleichzeitig Obdachlose an den Stadtrand zu drängen,“ kritisiert Puchta.

Autor/PM/hpk

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