SPD zu Nix: Kollektive Unklarheit

Bislang hatte niemand aus der Konstanzer SPD-Fraktion sein Abstimmungsverhalten in der Nix-Affäre erklärt – auch nicht gegenüber den 1500 Unterschreibern der Petition. Jetzt gibt es eine Kollektiv-Verlautbarung, die aber auch nicht für Klarheit sorgt. Die Sammelerklärung im Wortlaut:

Soll Intendant Christoph Nix noch ein Jahr als Intendant dran hängen? Die denkbar knappe Ablehnung einer dritten Vertragsverlängerung durch den Gemeinderat bewegt derzeit nicht nur Theaterfreunde.

Wir Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten haben mit Vertretern des Theaters und den Theaterfreunden Konstanz e.V. im Vorfeld der Entscheidung diskutiert. Wir sind dabei zu unterschiedlichen Ergebnissen gekommen, was sich auch in unserem Abstimmungsverhalten widergespiegelt hat. Als Gemeinderäte treffen wir unsere Entscheidungen nicht aufgrund von Weisungen von außen oder unter Fraktionszwang, sondern aufgrund unserer Überzeugung und nach Abwägung aller vorliegenden Informationen.

Die Tatsache, dass die Vertragsverlängerung in nicht-öffentlicher Sitzung des Gemeinderats beraten wurde, stößt auf Kritik. Doch die Vorgaben der Gemeindeordnung sind eindeutig: Wenn das öffentliche Wohl oder berechtigte Interesse von Einzelpersonen betroffen sind, muss nicht-öffentlich beraten werden. Diese Vorschrift ist gerade bei Personalangelegenheiten unabdingbar, weil sie dem Schutz der Bewerber dient. Betroffene mögen sich in öffentlicher Sitzung bessere Chancen ausrechnen. Gleichzeitig ist eine Vielzahl von Konstellationen denkbar, in denen die öffentliche Beratung von Personalangelegenheiten gerade weniger angepassten Bewerberinnen und Bewerbern schaden würde. Demokratische Verfahrensregeln dürfen unseres Erachtens nicht willkürlich außer Kraft gesetzt werden, nur weil das manchen Interessen nützlich erscheint.

Bei der Frage der dritten Vertragsverlängerung von Christoph Nix ging es nicht etwa darum, ob Konstanz ein modernes kritisches Theater mit polarisierender Leitung aushält oder nicht. Die letzten Jahre haben uns eindeutig gezeigt, dass Konstanz von einem kritischen Theater profitiert. Entscheidend war die Frage, wie sich das Theater auf das Ende der Ära des derzeitigen Intendanten vorbereitet. Diese Frage haben alle SPD-Mitglieder im Gemeinderat jeweils für sich beantwortet und daher haben wir unterschiedlich abgestimmt.

Einerseits tritt es zu, dass Christoph Nix eine hervorragende künstlerische Arbeit leistet. Überregionale Aufmerksamkeit und hohes Interesse des Publikums sprechen eine deutliche Sprache. Daher wünschten sich einige Mitglieder der SPD-Fraktion eine Vertragsverlängerung – damit der Erfolg eine weitere Spielzeit anhält.

Andererseits führt Christoph Nix das Konstanzer Theater länger als kein anderer Intendant der letzten 50 Jahre. Der Tag, an dem wir neue eine künstlerische Leitung benötigen, kommt zwangsläufig. Daher haben andere Mitglieder der SPD-Fraktion keinen Sinn in einer kurzfristigen Verlängerung gesehen. Denn auch ein Nix-Jahr mehr hätte nichts daran geändert, dass unser Theater einen Wechsel in der Leitung bekommen wird.

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Theaters haben im Zusammenhang mit den abgesagten Theatertagen den Vorwurf der politischen Einflussnahme auf ihre künstlerische Arbeit erhoben. Diesen weisen wir für uns entschieden zurück.

MM/hpk