Stadt: Keine Handhabe gegen radikalen Islamisten

Laut Bürgermeister Claus Boldt (CDU) gibt es keine rechtlichen Möglichkeiten, die Veranstaltung des radikalen Islamisten Pierre Vogel in Konstanz zu verbieten. Vogel will am kommenden Samstag in der Allmannsdorfer Mehrzweckhalle auftreten. Noch am Dienstag wurden in Bremen, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen 22 Vereine und Wohnungen von Anhängern der radikalislamischen Salafisten durchsucht, darunter auch die von Pierre Vogel.

Die bevorstehende Veranstaltung des zum Islam konvertierten Predigers Vogel sorgt für Aufregung in der Stadt. Nachdem seemoz erstmals darüber berichtet hatte, liefen in der Verwaltung die Drähte heiss. Man sehe mit Besorgnis, so eine Mitteilung aus dem Pressebüro der Stadt, dass durch die Veranstaltung in Allmannsdorf  „die für das friedliche Zusammenleben so wichtigen Werte des gegenseitigen Respekts und der Toleranz in Frage gestellt zu werden drohen“, aber für das Versagen der Räumlichkeiten „gibt es jedoch keine rechtlichen Gründe“.

Elke Cybulla, Integrationsbeauftragte der Stadt Konstanz, bedauert das und erklärte gegenüber seemoz: „Wir dürfen solchen Leuten keine Plattform bieten“. So wie es aussieht, wird Pierre Vogel alias Abu Hamza, am Samstag seine Thesen über den „wahren Islam“ verbreiten. Der ehemalige Preisboxer hält nicht nur die Prügelstrafe für Frauen für völlig normal, zudem gebärdet er sich extrem schwulenfeindlich.

Farid Z. freut sich auf Vogel: „Eine wunderbare Sache, dass Pierre kommt, er wird uns von Gott geschickt“. Der in Konstanz aufgewachsene Kleinunternehmer konvertierte vor sieben Jahren zum Islam und hat Vogel nach Konstanz eingeladen. Dessen radikalislamische Auffassungen teilt Farid Z. voll und ganz. Die Unterordnung der Frau hält er für von Gott befohlen und den Islam bezeichnet er als die „einzig wahre Religion“, alle anderen seien dem Untergang geweiht.In Konstanz, so Farid Z., wachse die Zahl der Konvertiten enorm: „Wir werden immer mehr und nichts wird uns aufhalten, den richtigen Glauben zu verkünden“. Man treffe sich zum Gebet in der Mevlana-Moschee, aber auch privat, „wenn es um andere Dinge geht“.

Die Verantwortlichen in der Konstanzer Moschee geben sich äußerst zugeknöpft. Zuerst wurde erklärt, dass man von der Veranstaltung in Allmannsdorf schon länger wusste und auch darüber informiert sei, wer dahinter steckt. Dann, nach einer erneuten Anfrage, teilte Kurban Aras vom Vorstand mit: „Wir wissen nicht, wer diese Veranstaltung organisiert hat. Die Moschee hat nichts mit der Veranstaltung zu tun“. Dort hat man offensichtlich zur Zeit andere Sorgen. Es fehlt an Geld, der Moscheebau und der kostspielige Unterhalt soll die Gemeinde in große finanzielle Schwierigkeiten gebracht haben. Schon sollen finanzstarke Interessenten aus dem saudiarabischem Raum ihre Fühler nach Konstanz ausstrecken.

Vorläufiges Fazit: Hier türmen sich Probleme auf, die man nicht weiter deckeln darf. Falsch verstandene Toleranz kann schnell dazu führen, dass man fundamentalistischen Glaubenskriegern wie Pierre Vogel Tür und Tor öffnet. Die überwiegende Mehrzahl der in Konstanz lebenden Muslime hat sich weitgehend integriert und lebt hier in friedlicher Koexistenz. Mit ihnen zusammen gilt es, radikalen Strömungen offen entgegen zu treten. Versäumt man das, überlässt man das Feld fahrlässig islamfeindlichen Hetzern wie Sarrazin und Konsorten. Und das kann niemand ernsthaft wollen.

H.Reile