Stadtgeflüster: Guten Morgen, Herr Maugé
Wer schon Millionen Euro in die Hand nehmen darf, um ein Veranstaltungshaus auszubauen, sollte endlich sein vollmundiges Versprechen einlösen. Und: Hektik in Sachen Konstanzer Flughafen: Wird das Gelände bald bebaut oder bleibt alles beim alten? Schließlich: Pappeln im Tägermoos und kein Ende: Der neue Zeitplan steht.
Michael Maugé, Interimsmanager des Veranstaltungshauses, war gar nicht einverstanden mit unserer Berichterstattung Ende Februar über das „Eurograb am Seerhein“. Er warf uns schlechten Journalismus und „subjektive Meinungsmache“ vor. „Diese Unsitte“, so der für seine Aktivitäten fürstlich entlohnte Manager, „sollten Sie Ihren Lesern zukünftig nicht mehr zumuten“. Aber Maugé gab sich trotz aller Kritik verträglich und am Ende sogar gönnerhaft: „Damit das besser wird, bin ich Ihrer Bitte um eine Spende nachgekommen“.
Auf diese warten wir bis heute. Was ist los, Herr Maugé? Versprechen sollte man als honoriger Zeitgenosse einhalten. Oder spart man mittlerweile nicht nur an der Infrastruktur des Hauses, sondern steht sogar Ihr Gehalt noch aus? Sind Sie klamm? Das allerdings können wir uns partout nicht vorstellen. Also lösen Sie hurtig Ihre Bringschuld ein. Spätestens bis zum 1. Mai, da feiert seemoz seinen achten Geburtstag, wollen wir Ihre Spende auf unserem Konto sehen. Vorab besten Dank, Herr Maugé, und weiterhin gutes Gelingen.
Ebenfalls muffig waren die Betreiber des Konstanzer Flughafens. Sie fühlten sich von der Stadtverwaltung übergangen und glaubten, und glauben immer noch, hinter ihrem Rücken würde über die Zukunft des Areals entschieden. In einem Offenen Brief bezichtigten sie vor allem Wirtschaftsförderer Friedhelm Schaal, er möchte die vorzeitige Schließung des Flughafens vorantreiben, „um dann freie Hand für Bebauungsaktivitäten zu haben“. Vorausgegangen war Anfang März eine Veranstaltung zum Thema „Wirtschaftsstandort Konstanz – gestern – heute morgen“, bei der dem Wirtschaftsausschuss empfohlen wurde, über eine andere Nutzung des Flugplatzes nachzudenken.
Um die Wogen zu glätten, ließ die Pressestelle der Stadt kürzlich wissen, dass man derzeit tatsächlich an einem Gewerbeflächenkonzept arbeite, das dem Gemeinderat nach der Sommerpause vorgelegt werden soll. Stimmt das Gremium zu, so die Pressemitteilung, „dauert es mehrere Jahre, den Flugplatz zu entwickeln. Bis dahin bleiben die Modalitäten des aktuellen Pachtvertrages mit der Flughafen Konstanz GmbH unverändert“. Will heißen: Der aktuelle Vertrag läuft erstmal bis Ende 2017 und kann über fünf Jahre verlängert werden. Allerdings hat die Stadt ein Sonderkündigungsrecht zum Jahresende mit einer Frist von zwölf Monaten. „Dafür müssten jedoch entscheidende Gründe – wie zum Beispiel die Erfüllung öffentlicher Zwecke oder die Ansiedlung eines größeren Gewerbegebietes wie die eines Innovations- und Technologieparks – vorliegen“. Aussagen, die bei den Flughafenbetreibern wohl die Ohren noch größer werden lassen.
Die Lauscher ebenfalls ganz weit offen haben die BürgerInnen, die gegen den Kahlschlag in der Tägermoosallee zu Felde zogen. Wären sie nicht renitent geworden, stünde vor Ort wohl keine einzige Pappel mehr. Dass sich die Verwaltungsspitze mit ihrer unnötigen Fällaktion keine Meriten erworben hat, ist unstrittig. seemoz berichtete vor wenigen Tagen, dass sich Bürgermeister Langensteiner-Schönborn am 27.3. unter Ausschluss der Öffentlichkeit mit dem Schweizer Baumexperten Fabian Dietrich getroffen hat. Oberbürgermeister Uli Burchardt hat daran, wie von uns fälschlich berichtet, nachweislich nicht teilgenommen. Dietrich hatte ein Gutachten erstellt, in dem er klar zum Ausdruck brachte, dass die umgelegten Pappeln allesamt gesund gewesen seien. seemoz wollte nun von Bürgermeister Langensteiner-Schönborn wissen, warum Dietrich nicht schon am 26.3. zur Gemeinderatssitzung gebeten worden sei, um öffentlich sein Gutachten vorzutragen.
Doch darauf wollte der in die Schusslinie geratene Schultes nicht eingehen, gab aber immerhin den Zeitplan preis, wie es mit den verbliebenen Pappeln im Tägermoos weitergehen soll. Am 21.5. will man sich mit der Bürgerinitiative über das weitere Vorgehen abstimmen. Am 18.6. wird das Thema im Technischen- und Umweltausschuss erörtert. Am 29.6. gibt es einen Ortstermin mit Bürgerinformation und am 23.7. wird sich der Gemeinderat nochmals mit der Angelegenheit befassen. Mal schauen, ob sich spätestens bis dahin bei den städtischen Pappelheimern die Erkenntnis durchgesetzt hat, dass ihr bürgerfeindlicher Willkürakt alles andere als vernünftig war.
H. Reile
Hallo Herr Lichtwald,
wer wird denn gleich in die Luft gehen…
Lesen Sie demnächst hier auf seemoz, was die Stadt noch so gegen Freizeit im allgemeinen und Tourismus im besonderen zu tun gedenkt bzw. bereits gedacht hat. Wobei Denken in diesem Zusammenhang natürlich lustig klingt. Sie Singener.
Heinz Stunk
Die Flughafendebatte mit Zielrichtung Gewerbegebiet ist mehr als überfällig. Als Byk Gulden in den 80er Jahren ihre Produktion in Singen eröffnete, geschah dies, weil sich in Konstanz nichts bewegte. Heute heißt es Takeda – und das ist hauptsächlich ein Singener Betrieb! Stadtentwicklung? Der Flughafen am See ist in Friedrichshafen. Bleibt die Frage, auf wessen Interessen immer wieder Rücksicht genommen wurde?