Stadtgeflüster: Wer hat noch nicht, wer will auch mal?
Sie haben sich noch nicht ins Goldene Buch der Stadt Konstanz eingetragen? Dann wird’s aber Zeit, denn mittlerweile darf das fast jeder. Und: Freie Wähler und CDU haben nun auch ihre KandidatInnen für die kommende Kommunalwahl gekürt. Dazu: Wer mit UnternehmerInnen aus der Region zusammen frühstücken will, bewege sich Anfang März zum Glückstempel am Seerhein.
Ende Mai wird auch in Konstanz ein neuer Gemeinderat gewählt. Ihre Listen aufgestellt haben bereits FDP, SPD, Linke Liste Konstanz (LLK), Freie Grüne Liste (FGL), Freie Wähler Konstanz (FWK) und nun auch die CDU. Große Überraschungen blieben querbeet aus, überwiegend altbekanntes Personal soll es nochmal richten und die nötigen Stimmen einfahren. Bei den Freien Wählern findet man auf den vorderen Plätzen mit Ewald Weisschedel (Platz 1), Jürgen Faden (3) und Anselm Venedey (7) Amtsinhaber, die zum Teil schon vor langen Jahren ihren Zweitwohnsitz im Rathaus bezogen haben. Auch Susanne Heiß (2) will es nochmal wissen, dazu Jürgen Puchta (5), der kürzlich die SPD-Fraktion verlassen hat und fest davon überzeugt ist, dieser kommunalpolitische Spagat hieve ihn erneut ins Stadtparlament. Mit vorne dabei sind auch Nicola Voigt (4) und Alexandra Bek (9). Einen Comeback-Versuch startet Regina Rebmann (7), die 2014 doch etwas überraschend nicht wieder gewählt wurde.
Wenig Neues auch bei der CDU. Die teils ergrauten Recken treten fast alle wieder an: Roger Tscheulin (1), eifriger Mundschenk des Oberbürgermeisters, Heinrich Fuchs (5), Wolfgang Müller-Fehrenbach (7), seit rund vierzig Jahren (!) im Rat, Joachim Filleböck (8), Matthias Heider (10), Manfred Hölzl (11), Kurt Demmler (13) und Marcus Nabholz (14). Nicht mehr kandidieren wird Sabine Feist, bislang die einzige Frau in der CDU-Fraktion. Dazu auf den vorderen Plätzen Fabio Crivellari (3), CDU-Stadtverbandsvorsitzender, der allerdings bei den Landtagswahlen 2016 mit 20,1 Prozent erdenklich schlecht abgeschnitten hat. Noch mit in der vorderen Bootshälfte: Youngster Levin Eisenmann (4), Vorsitzender der Jungen Union (JU) und Heike Rawitzer (2) – die beim Motor-Yacht-Club Überlingersee aktiv ist, also bei jener fidelen Truppe, die sinnfrei mit Verbrennungsmotoren über unser Trinkwasser brettert.
Kleine Aufmerker am Rande: Daniel Gross, bekannter Stadtführer, kandidiert bei der CDU auf Platz 23. Das hätte man vor einigen Jahren auch noch nicht gedacht. Stefan Grumbt, Behindertenbeauftragter der Stadt, findet sich auf Platz 16 der ChristdemokratInnen wieder. Krachend abgestraft von seiner Basis wurde übrigens der langjährige FGL-Stadtrat Peter Müller-Neff. Platz 25 sprang für ihn heraus, aber er wird wohl, ähnlich wie 2014, das Feld von hinten aufrollen. Oder auch nicht.
Es war die Industrie- und Handelskammer (IHK), die 1962 der Stadt Konstanz ihr erstes Goldenes Buch schenkte. Seitdem dürfen sich dort tatsächliche oder vermeintliche Persönlichkeiten, vornehmlich aus den Bereichen Politik, Kultur, Wirtschaft und Sport eintragen. Darunter illustre und verdiente Menschen wie Willy Brandt oder die Kölner Musiktruppe BAP. Doch seit einiger Zeit sackt das Niveau deutlich ab. So ziert seit Ende 2018 der Name Sara Casanova das güldene Büchlein. Frau Casanova ist Bürgermeisterin unserer italienischen Partnerstadt Lodi, sozusagen die Eintrittskarte für einen Eintrag. Aber sie ist auch Mitglied der rechtsextremen Rassistenpartei Lega und war verantwortlich dafür, dass Schulkinder mit Migrationshintergrund vom Schulessen ausgeschlossen wurden. Neulich kam mit Corentin Tolisso ein weiterer Zeitgenosse hinzu, dessen Verdienste alleine darin bestehen, dass er als millionenschwerer Balltreter beim FC Bayern aktiv ist. Sein Clubkollege Franck Ribéry (Persönliches Motto: Dämlich kickt gut), machte ja kürzlich auf sich aufmerksam, als er ein mit Goldstaub überzogenes Steak verzehrte und auf Kritik dazu in den asozialen Medien mit übelsten Beleidigungen reagierte. Gegenüber Herrn Tolisso soll sich Oberbürgermeister Uli Burchardt als FC Bayern-Fan geoutet haben. Macht ihn auch nicht sympathischer. Kurz und schlecht: Die Voraussetzungen für einen Eintrag ins Goldene Buch der Stadt Konstanz waren noch nie so gut. Bewerbungen sind bei der hiesigen Pressestelle einzureichen.
Anfang März ist es wieder soweit: Wer mit Unternehmern gerne im Bodenseeforum frühstücken möchte, sollte sich den 14.3. vormerken. Angeboten werden ab 7.15 Uhr allerlei Leckereien und sicher wird es auch wieder einen Vortrag geben, bei dem ein fürstlich honorierter „Top Speaker“ dem Publikum erklärt, was man alles tun müsse, um zu einem glücklichen Menschen zu werden. Begrüßt wird die Frühstücksmeute wahrscheinlich von Ruth Bader, der neuen BoFo-Geschäftsführerin. Hinter den Kulissen wird gemunkelt, Frau Bader überlege sich aufgrund der desaströsen Finanzlage, nach dem Frühstück umgehend das BoFo-Mobiliar zu versteigern. Hätte was, ist aber wohl eher ein Gerücht, gestreut von missliebiger Seite.
H. Reile