Stadtgeflüster: Die Rache der Gauklerpartei

Bild: Das verpackte Päpstlein

Mappus weg und Hoffmann gleich mit. Das hat sich der Allensbacher CDU-Abgeordnete völlig anders vorgestellt. Eine grüne Euphoriewelle, vor allem im Wahlkreis Konstanz, hat einen Mann aus dem Amt gespült, der sehr von sich überzeugt war und ein Scheitern für nahezu unmöglich hielt. Die SPD verlor erneut an Boden, alle anderen Parteien wurden gnadenlos abgewatscht und hatten nicht den Hauch einer Chance. Sie waren lediglich geduldete Zaungäste bei der Auseinandersetzung zwischen CDU und Grünen.

Seine Familie, so der abgewählte Andreas Hoffmann, stünde nun „vor einer Zäsur“. Das klingt fast wie eine Drohung. Der Wertkonservative, der sich nach Fukushima über Nacht wenig glaubhaft zum grünen Schwarzen erklärte, hasst Niederlagen. Und wer so drauf ist, der sucht einen Schuldigen für seine Abwahl. Es habe wohl am CDU-Spitzenkandidaten Stefan Mappus gelegen, meint Hoffmann und tritt somit dem Kurzzeit-Ministerpräsidenten, dem er bis zum Wahlabend treu verbunden war, nachträglich ans Schienbein. Warum er gerade in der Stadt Konstanz so gewaltig eingebrochen ist, das hat sich Hoffmann, der als vermeintlicher Vorsitzender der Gauklerpartei wochenlang durch den Kakao gezogen wurde, noch nicht gefragt. Dabei war er einer der Strippenzieher beim Rauswurf des Lenk´schen Gaukler-Päpstleins aus dem Konstanzer Bahnhof und das hat ihm die Konstanzer Bevölkerung nicht vergessen. Dazu kommt: Der Kandidat Hoffmann war durchaus quirlig und omnipräsent, aber auch latent aufdringlich und besserwisserisch. Es ist diese Streber-Attitüde, die vielen nachhaltig auf den Senkel ging. Sein Slogan auf dem Wahlplakat: „In der Tat gut“, war daneben und könnte auch auf jeder Salamipackung stehen.

Nun also ist´s erst mal vorbei mit der großen Politkarriere und Hoffmann sucht sich einen neuen Job. Warum nicht wieder Krankenkassenangestellter? Oder aber eine Zwischenlagerung in einer gutbezahlten CDU-Nische? Irgendwo wird sich doch wohl ein gut bezahltes Pöstchen ergattern lassen. Nicht ganz ausgeschlossen ist auch, dass Hoffmann sich überlegt – seemoz hat das schon vor einem Jahr vermutet – nächstes Jahr bei den Konstanzer OB-Wahlen zu kandidieren. Sein Netzwerk zwischen Stuttgart und Konstanz ist fein gesponnen und seine Chancen vor Ort wären trotz der jüngsten Wahlschlappe nicht schlecht. Die Suche nach OB-Kandidaten ist ab sofort eröffnet. Jetzt werden die Parteien sortieren, was an B-Promis von der Landtagswahl übrig geblieben ist, durch das Land zieht und Ausschau hält nach einer lukrativen Betätigung.

Man stelle sich vor: Hoffmann könnte dann als Konstanzer OB den Ablauf des Konziljubiläums koordinieren. Genau das Richtige für einen, der sein christliches Leidbild ständig wie eine Monstranz vor sich her trägt. Scheinheilige Zeiten brächen an und über uns herein. Aber Vorsicht! Schneller als vermutet käme dann die Gauklerpartei wieder auf Touren. Mit Überraschungen darf gerechnet werden.

Wir bleiben bei einem ähnlichen Thema. Die feierliche Einweihung der Sporthalle Paradies steht am 1.April um 12 Uhr an. Kein Aprilscherz. Die neue Halle besticht durch gewöhnungsbedürftige Nüchternheit und hat so gar nichts Paradiesisches. Also muss das Teil etwas aufgemotzt werden, zumindest spirituell. Für diese Übung bedient man sich geistlicher Unterstützung. Dekanin Schneider-Cimbal und Dekan Trennert Hellwig werden die Halle segnen. Erst von außen, dann aber auch von innen. Alle Turn- und Sportgeräte, Umkleidekabinen, Duschen, Toiletten und Steckdosen werden einer Segnung unterworfen. Beim anschließendem Stehempfang gibt man sich dann mit Weihwasser aus dem Münster ordentlich die Kanne. Der Eintritt ist frei, um rechtzeitiges Erscheinen wird gebeten.

Wir erinnern uns: Noch nicht lange ist es her, da wurde auch die neue Südkurier-Druckmaschine gesegnet. Ausbezahlt hat sich das nicht. Die Zeitung ist nicht besser geworden und mittlerweile sucht Holtzbrinck einen Käufer, der ihm das marode Blatt abnimmt. Seit Wochen überlegt zumindest ein Teil der Belegschaft, die Zeitung zu übernehmen und damit ihre Arbeitsplätze zu sichern. Erste Gespräche mit Banken soll es bereits gegeben haben. Vom Ausgang derselben ist zur Zeit nichts bekannt. Das St.Galler Tagblatt griff Ende Februar das Thema auf und bezog sich dabei ausführlich auf den seemoz-Artikel vom 13.2.: „Südkurier vor dem Ausverkauf?“ Darauf vom Tagblatt angesprochen, schwoll Südkurier-Geschäftsführer Rainer Wiesner der Hals. Gerüchte seien das, erklärte Wiesner und schob gleich eine Attacke gegen seemoz hinterher: „Sie gehört der Partei Die Linke und rührt oft kräftig gegen den Strich.“ Nun wissen wir also, wem wir gehören, woher die monatlichen Rubel kommen und dass wir mediale Gegenstricher sind. Immerhin. Schlichte Gemüter kommen erfahrungsgemäß ohne ein Feindbild nicht aus. Ist einst bei der Segnung der Druckmaschine was schief gelaufen?

Fragt besorgt

H. “Uljanow“ Reile