Stadtgemurmel im Konstanzer Frühherbst
Wer erinnert sich noch an Kurt-Georg Kiesinger? Auf der Webseite der Uni Konstanz wird er, ehemaliger Bundeskanzler und einer der Gründerväter der Universität, als „Ehrenbürger“ geführt. Aber nicht nur das. Außerdem: Mehrere fidele RätInnen der Stadt Konstanz (siehe nebenstehendes Bild), suchten die tschechische Stadt Tabor heim, mit der Konstanz partnerschaftlich verbunden ist. Überdies: Die Kosten für eine Gemeinderatssitzung im Bodenseeforum sind der Linken Liste sauer aufgestoßen. Was sagen die anderen Fraktionen dazu?
Neulich startete eine Konstanzer Abordnung Richtung Tabor, neben Lodi, Fontainebleau, Richmond upon Thames und Suzhou eine der fünf Konstanzer Partnerstädte. Nun kann man über Sinn und Zweck dieser Treffen unterschiedlicher Meinung sein, aber die Stimmung vor Ort wird von den Heimkehrenden meist als gut beschrieben. Immerhin. Natürlich benimmt man sich als Gast auch manierlich und richtet sich nach den Wünschen der Gastgeber. So auch in Tabor. Dort stand allen Beteiligten wohl der Sinn nach mittelalterlicher und völkerverbindender Kostümierung. Da wollten sich einige der mitgereisten Konstanzer RätInnen nicht verweigern. Auf dem Bild im Teaser sind mehrere Mitglieder des Konstanzer Stadtparlaments zu sehen. Zeit also für ein kommunalpolitisches seemoz-Rätsel: Wer ist wer und aus welcher Fraktion? Für die ersten zehn richtigen Antworten (bitte per Mail an unsere Redaktionsadresse), gibt es jeweils fünf der beliebten seemoz-Aufkleber per Post.
Der kommende Fasnachtssong könnte folgenden Titel haben: „Denk‘ ich ans BoFo in der Nacht, bin ich um Geld und Schlaf gebracht“. Das Veranstaltungshaus am Seerhein schreibt seit seiner Eröffnung dunkelröteste Zahlen, das ist bekannt, und ein Ende ist noch lange nicht in Sicht. Dass trotz der finanziell desaströsen Lage eine Gemeinderatssitzung vor der Sommerpause von Oberbürgermeister Uli Burchardt ohne erkennbaren Anlass ins Bodenseeforum verlegt wurde – Kosten knapp 11 000 Euro – hat die Linke Liste Konstanz (LLK) veranlasst, in einer Pressemitteilung von „Quersubventionierung“ zu sprechen (seemoz berichtete). Die Verwaltung wurde außerdem von der LLK aufgefordert, zu der unnötigen Mehrausgabe Stellung zu beziehen.
Erst auf hartnäckiges Nachfragen gab Burchardt letzten Donnerstag im Ratssaal widerwillig einige Auskünfte, die allerdings so dürr waren wie Herbstlaub. Die aufwändige Technik habe über eine Firma bestellt werden müssen, und das koste eben. Außerdem habe ja der Betriebsausschuss Bodenseeforum im „Haus für alle“ getagt und die darauf folgende Gemeinderatssitzung dann halt auch. Eine schriftliche Stellungnahme dazu folge alsbald. Auffällig: Alle anderen Fraktionen fühlten sich nicht bemüßigt, sich dazu zu äußern. Da scheint querbeet die Auffassung zu herrschen: Wenn wir schon regelmäßig Millionen dort versenken, dann spielen 11 000 Euro mehr oder weniger auch keine Rolle mehr. Kleiner Terminhinweis: Die nächste Kommunalwahl findet im Frühsommer 2019 statt.
Douglas Wolfsperger befindet sich bei seinen Dreharbeiten für den „Scala“-Film in den letzten Zügen. Um noch passende Schnittbilder zu bekommen, hatte er vor, bei der letzten Gemeinderatssitzung zu drehen. Also wurden alle RätInnen von der Verwaltung angefragt, ob sie damit auch einverstanden seien. Christine Finke (JFK), die Wolfsperger in herzlicher Abneigung verbunden ist, wollte nicht gefilmt werden. Dem Vernehmen nach verweigerten sich auch mehrere CDU-Räte und verhinderten damit, endlich über den Ortsrand von Dettingen hinaus bekannt zu werden. Was nicht unbedingt ein Nachteil ist. Also blieb die Türe zum Ratssaal für den Filmemacher verschlossen. Aber keine Bange: Die Dokumentation über das Ende letzten Jahres geschlossene Scala Kino wird voraussichtlich im Frühjahr 2018 endgültig im Kasten sein. Auch ohne Frau Finke und die CDU.
Eine aufmerksame seemoz-Leserin hat uns aufmerksam gemacht. Wir sollten doch mal auf die Webseite der Uni Konstanz gehen. Dort würde der ehemalige Bundeskanzler Kurt–Georg Kiesinger als Ehrenbürger der Universität geführt. Das ginge noch an, aber folgender Zusatz sei ja wohl etwas merkwürdig: „Dr. h.c. Kurt-Georg Kiesinger (1904-1988) war ein deutscher Politiker. Zunächst war er Mitglied der NSDAP, trat dann aber aus und wurde nach 1945 Mitglied der CDU …“. Nun, ausgetreten ist Kiesinger, NSDAP-Mitglied seit 1933 und später auch stellvertretender Abteilungsleiter im NS-Außenministerium, nie aus der Nazipartei. Dafür fehlt jeder Beleg. Darauf haben wir die Pressestelle der Universität aufmerksam gemacht. Die Reaktion kam umgehend: „Wir wissen nicht, wer diese Formulierung getroffen hat“. Man wolle recherchieren und habe die Passage mit dem angeblichen NSDAP-Austritt sofort gelöscht. Kiesinger ist übrigens auch Ehrenbürger der Stadt Konstanz.
H. Reile (Foto: Freie Grüne Liste)
Vielleicht sollte Frau Finke mal über ihren Horizont nachdenken:
http://www.zeit.de/2017/28/eltern-vaeter-muetter-gleichstellung
Ich bin übrigens auch ein bekennender Vaterrechtler. Denn auch Väter haben Rechte, nicht nur Mütter. Da hapert es bei uns leider gewaltig, und wenn Frauen wie Frau Finke jegliche Diskussion in diese Richtung mit Antifeminismus gleichsetzen, wird sich daran auch so schnell nichts ändern. Schade!
@ Peter Köhler
Der vierte auf dem Foto dürfte Stephan Kühnle sein.
@Peter Köhler
Lieber Peter Köhler, drei haben Sie richtig geraten, obwohl die Reihenfolge nicht stimmt. Dass Sie den vierten nicht erkennen, wundert mich dann doch, denn ziemlich sicher haben Sie den bei der letzten Kommunalwahl sogar gewählt 🙂 Try again….
Ich finde nur drei: 3.v.l. Schäfer (JFK), dann Kusche (FGL), dann Buck (JFK)… die anderen sind schwierig. Links wohl zwei aus Tabor? Ganz rechts… weiss nicht, vielleicht jemand, der sonst eine Brille trägt, ungünstig getroffen.
Wolfsperger: „Antifeminist“ scheint mir zu hart, von den rechtsradikalen Väteraufbruch-Vereinen hat er sich distanziert. Ich würde sagen: opportunistischer Humanist.
@Christine Finke
Wie ist die Bezeichnung „eines bekennenden Väterrechtlers“ zu verstehen? Daß Ihrer Meinung nach Vätern keine Rechte zustehen? Was ebenfalls für Unklarheit sorgt, ist Ihr „wissen wir nicht“. Geht es in dem Fall um den Pluralis Majestatis? Bin ganz Auge.
Aehm……das Bodenforum verfügt nicht mal über die Minimaltechnik um eine Gemeinderatssitzung abzuhalten ????? Als Kongresshaus ????? Interessant……
Genau. Ich habe geschrieben, dass ich nichts dagegen habe, wenn Herr Wolfsperger im Ratssaal filmt, solange ich nicht gefilmt werde. Denn, und das ergänze ich jetzt hier, im Film eines bekennenden Väterrechtlers und Antifeministen möchte ich nicht vorkommen. In keinem seiner Filme. Was die anderen Räte bewogen hat, ihr Veto gegen den Film einzulegen, wissen wir nicht.