Stadttheater unter Polizeischutz
Wenn heute um 20 Uhr das Theaterstück „Das Märchen vom letzten Gedanken“ im Theater Konstanz uraufgeführt wird, gehören Polizisten zu den Zuschauern. Denn das Stadttheater wird unter Polizeischutz gestellt, nachdem türkische Protestler die Absetzung des Stückes über den Mord an den Armeniern 1915 gefordert hatten. Eine Demonstration ist für 18 Uhr angemeldet
Bereits vorgestern hatte seemoz von den Protesten gegen das Stück berichtet. So hatte sich das türkische Generalkonsulat in Karlsruhe eingeschaltet und darum gebeten, vor jeder Vorstellung von Edgar Hilsenraths Roman „Das Märchen vom letzten Gedanken“ – zum Theaterstück umgeschrieben und in Szene gesetzt von Noch-Oberspielleiter Mario Portmann – über die türkische Sichtweise zu informieren: Die Türkei bestreitet den Völkermord bis auf den heutigen Tag. Zudem erhält das Theater seit Tagen E-Mails, in denen unterstellt wird, das Haus sei durch armenische Propaganda beeinflusst.
Intendant Christoph Nix (s. Foto) sieht das naturgemäß anders: Er versteht das als massiven Eingriff in die künstlerische Freiheit des Theaters, denn die Inszenierung schildere aus Sicht eines Märchenerzählers die Ereignisse im Jahr 1915 am Berg Ararat. Diese Ansicht habe er auch gestern in der Moschee vorgetragen und dort immerhin die Zusicherung erhalten, die Demonstration werde friedlich verlaufen.
Dennoch ist die Polizei, so war aus der Direktion am Benediktinerplatz zu erfahren, auf alles vorbereitet. Das gilt wohl auch für die zahlreichen auswärtigen Journalisten, die jetzt ihren Premierenbesuch angekündigt haben. Und wohl aus Solidarität hat sogar der baden-württembergische Minister für Europa und internationale Angelegenheiten, Peter Friedrich (SPD) aus Konstanz, ansonsten nicht als fleißiger Theater-Besucher bekannt, sein Kommen zugesagt.
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Autor: hpk