Stadtwerke: Absage an den Wochenendtarif
Verkehrswende sieht anders aus: Selbst dem harmlosen Vorschlag von FGL und JFK, samstags den Busverkehr in Konstanz kostenlos zu machen und damit einem Tübinger Beispiel zu folgen, lehnen Stadtwerke und Stadtverwaltung ab. Ihr Argument: Zu hohe Kosten. Auf der heutigen TUA-Sitzung (VGL, Untere Laube 24, ab 16 Uhr) dürfte das zu einigen Diskussionen führen.
Im April hatte die Linke Liste Konstanz (LLK) nicht zum ersten Mal gefordert: „Runter mit den Buspreisen“. Damals hüllte sich die Stadtverwaltung in Schweigen. Nur die Grünen und das Junge Forum griffen die Idee auf und fordern nun ihrerseits „einen Fahrschein-freien Bus am Samstag“ zu prüfen. Ihr Antrag knüpft an eine Initiative aus Tübingen an, wo wegen des Umbaus eines Parkhauses in der Innenstadt für einige Monate samstags das Busfahren kostenlos ist.
Nun hat die Idee aus Tübingen überhaupt nichts mit einer generellen Senkung der Buspreise zu tun, wie die LLK sie bis hin zum kostenlosen Stadtverkehr fordert. Ob überdies ein Wochenendtarif das Konstanzer Stauproblem lösen könnte, darf ebenfalls bezweifelt werden. Dennoch beeilen sich die Stadtwerke schon jetzt, einem Nulltarif an Samstagen eine Absage zu erteilen. 830 000 Euro würde das kosten, rechnen die Tarifexperten aus der Max-Stromeyer-Straße vor. Außerdem müssten dann die Fahrscheinautomaten deaktiviert und auf manchen Linien das Fahrplanangebot ausgeweitet werden – alles viel zu teuer und zu aufwändig.
Ein Trostpflaster immerhin: Ende des Jahres soll dem Gemeinderat eine Untersuchung zur „Anpassung des Tarifsystems“ präsentiert werden; „in diesem Zuge werden auch verschiedene Systeme, u.a das Tübinger Modell, reflektiert“, versprechen die Stadtwerke.
Zumindest sind die Preise im Konstanzer Busverkehr wieder im Gespräch. Auch wenn Stadtwerke und Stadtverwaltung das Thema ständig verschieben und am liebsten verschweigen würden – es führt kein Weg an einer Reform des Tarifsystems vorbei. Lieber heute als morgen. Um es sozialverträglich zu machen, der Luft zuliebe und dem Stau zuwider.
hpk
Mehr zum Thema:
09.04.18 | Runter mit den Buspreisen …
@Holger Reile
Dazu wäre eine Gesetzänderung auf Landes- oder sogar Bundesebene notwendig. Prinzipiell aber sind wir uns sicher einig, dass der Individualverkehr abnehmen sollte – das Samstags-Ticket wäre nur eine von vielen Maßnahmen und Schritten in diese Richtung. Im Idealfall steigen so auch ein paar mehr Autofahrer um. Die Busspuren tun ihr eigenes, die Staueffekte für die Busse in erträglichem Maße zu halten.
@Juri Buchmüller – Der erste Schritt wäre, die Innenstadt vom Motorisierten Individualverkehr zu befreien. Was soll ein Gratis-ÖPNV am Samstag bringen, wenn die Busse im Stau stehen?
Immerhin scheint jetzt etwas Bewegung in die Debatte gekommen zu sein – auch das bisher kategorisch ausgeschlossene Kurzstreckenticket wird von den Stadtwerken nicht mehr gänzlich ausgeschlossen.
Als kleine Präzisierung zum Artikel: Das Junge Forum sieht einen Probebetrieb mit kostenlosem ÖPNV am Samstag als ersten Schritt in Richtung eines solidarisch grundfinanzierten ÖPNV für alle Konstanzer – analog zum Studiticket. Dafür stehen wir, seit es uns gibt: https://jungesforumkonstanz.de/verkehr/
Ich möchte es nicht versäumen, noch einmal die Möglichkeit eines Regionaltarif von Bodo (Bodensee- Oberschwaben) Landkreis Konstanz und Stadt Konstanz ins Gespräch zu bringen. Im Landkreis Konstanz und wohl auch der Stadt Überlingen (VHB-Tarif) bekommen Touristen einen Kreis weiten Tagestarif für etwa über 40 Cent, in einigen Gemeinden des Bodenseekreises für 1 Euro, nur dass der Bodo Tarif fast dreifach so hoch ist, wie z.B. in Freiburg. Man könnte bei Zusammenlegung mindestens drei der Verkehrsverbünde Mittel einsparen und versuchen das Tarifmodell aus Vorarlberg zu importieren. Im Bodenseekreis ist der Fahrpreis auch aufgrund der schlechten Verhandlungen mit der DB überhöht. Der Trassenpreis ist mehr als doppelt so hoch als heute üblich, dank der CDU und dem Stillhalten des Verkehrsministers Hermann (Grüne), der es nicht einmal schafft Strafzahlungen für ausgefallene Verbindungen durchzusetzen. Damit stehen noch für viele Jahre Millionen Euro für Stuttgart21 zur Verfügung. Aber gut, ich weiß inzwischen, in Konstanz sucht man nicht die Solidarität mit dem Umland, sondern kocht lieber sein eigenes „Tarifsüppchen“ und versäumt es, z.B. den Überlinger Rat Biniossek (DIE LINKE) ins Boot zu holen, Strafzahlungen bei Kursausfall einzubeziehen oder Ausschreibungsunterlagen der Verkehrsunternehmen auf Einsparpotential zu prüfen. Es scheint, die begehrten Stellen in Öffentlichen Unternehmen werden immer noch nach Parteibuch vergeben und da sind eine Vielzahl Verkehrsverbünde deutlich besser für die Alterseinkünfte ausgemusterter Politiker.