Starke Sprüche, eisiger Wind und wütender Protest

„Wir sind es wert“, „Arbeit ist nur das halbe Leben“, „wir kämpfen, um zu gewinnen“, „es lohnt sich, auf die Straße zu gehen“, „unsere Kollegen im Streifenwagen sitzen die Probleme auch nicht aus“, „was sind unsere Patienten wert, wenn unsere Arbeit nichts wert ist?“ Im eisigen Winterwind protestierten Landesbeschäftigte wütend, aber auch fantasievoll auf der Konstanzer Marktstätte

Gut 200 warnstreikende Beschäftigte der Konstanzer Landesbetriebe – Mitarbeiter der Universität, der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Gestaltung, des Bibliotheksservicezentrums und des Zentrums für Psychiatrie Reichenau – pfiffen und protestierten, skandierten und applaudierten am gestrigen Mittag auf der Marktstätte. Trotz eisiger Kälte waren die Gewerkschaftsaktionen anlässlich der stockenden Tarifverhandlungen voller Fantasie, aber auch voller wütenden Protestes: Da kuschelten sich Streikende in Liegestühle, um ihren Urlaubsanspruch zu unterstreichen, und Polizisten, zwar im Dienst, applaudierten munter den Rednern.

Es war dann auch Torsten Fröhlich, Personalratsvorsitzender in der Polizeidirektion Konstanz, der die öffentlichen Arbeitgeber kritisierte, sie würden „die Tarifverhandlungen aussitzen. Unsere Kollegen im Streifenwagen sitzen die Probleme nicht aus – sie helfen sofort“. Und Claudius Eisermann, Mitglied im Uni-Personalrat, bekräftigte: „Es lohnt sich, für unsere Forderungen auf die Straße zu gehen“. Edith Eberhardt, Vorsitzende im ZPR-Personalrat, begründete vor allem die Gewerkschaftsforderung nach zwei Tagen Zusatzurlaub für Beschäftigte in Psychiatrien mit den gestiegenen Anforderungen an die Pflegeberufe. Hanna Binder von der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di verteidigte die Gehaltsforderung von 6,5 Prozent mit dem Argument, die Beschäftigten der Länder hätten Nachholbedarf – ab Mitte 2013 betrage der Abstand zu den Gehältern der in Bund und Kommunen Beschäftigten bereits 3,6 Prozent. Außerdem machte sie sich dafür stark, die Zahl befristeter Arbeitsverträge einzuschränken: „Denn so ist eine vernünftige Familienplanung gar nicht möglich.“

Die Ver.di-Forderungen in den laufenden Tarifverhandlungen im einzelnen sind:

  • 6,5 Prozent mehr Gehalt
  • 100 Euro mehr Ausbildungsvergütung
  • Unbefristete Übernahme der Auszubildenden
  • Sicherung der 30-Tage-Urlaubsregelung
  • Erhöhung und Dynamisierung der Feuerwehrzulage
  • Tarifvertrag für die technischen Theaterbeschäftigten
  • Zusatzurlaub für Beschäftigte in Psychiatrien
  • Weniger befristete Arbeitsverträge
  • Tarifierung der Lehrkräfteeingruppierung

Am 7./8. März werden die bundesweiten Tarifverhandlungen in Potsdam fortgesetzt. Zwei Tage vorher, am 5. März, ruft ver.di die Konstanzer Landesbeschäftigten erneut zu einem dieses Mal ganztägigen Warnstreik auf – die Streikenden sollen dann nach Stuttgart zu einer landesweiten Protest-Kundgebung fahren.

Autor: hpk

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