Steht das Stadttheater vor einer Totalsanierung?

Nicht erst seit der zähen Diskussion um den maroden Lastenaufzug stellt sich die Frage, ob der ehrwürdige Kulturtempel so noch länger bespielbar ist. Um den Betrieb auf lange Sicht aufrecht zu erhalten und auch die Arbeitsverhältnisse zu verbessern, müsste viel Geld in die Hand genommen werden – von mehreren Millionen Euro ist die Rede. Das treibt auch die Konstanzer Theaterfreunde um, deren Überlegungen wir hiermit im Wortlaut dokumentieren.


Brief an die Fraktionen

Betr: Theater Konstanz: Strategie für Zukunftssicherheit, Bestandsanalyse und Handlungsoptionen

Lage:

In den vergangenen Jahren gab es mehrfach Klagen und Medienberichte des Theaters, dass der bauliche Zustand der Spielstätten zahlreiche Mängel aufweist. Die Arbeitsbedingungen für Technik und Personal entsprechen nicht hinreichend den Arbeitsbedingungen und Sicherheitsanforderungen. Zudem sei der Bau renovierungsbedürftig. Es wurde geklagt, dass die Stadt auf diese Mängelberichte nicht angemessen reagiert, und dass der „politische Wille“ fehlt, das „kulturpolitische Juwel“ von Konstanz angemessen zu erhalten.
Rückfragen der Theaterfreunde beim OB wurden jedoch sehr positiv beantwortet. Es wurde großes Interesse und Engagement bekundet. Sicherheit von Zuschauern und Mitarbeitern habe erste Priorität und werden garantiert. Es besteht der ausdrückliche Wille, das Theater „intakt und repräsentativ“ zu erhalten.

Recherche:

Anlässlich einer Recherche bei den operativen Führungskräften von Theater und Bauamt stellte sich die Situation folgendermaßen dar:

Die kleinen Mängel am Bau werden seit einiger Zeit gemeinsam in Kooperation Bauamt/Technische Betriebe identifiziert und die Bearbeitung wird geplant. Das Budget in Höhe von 90T € pa (?) liegt in der Hand des Bauamts, läuft unter dem Titel „Bauerhalt“, und ist nach Aussagen des Bauamtes hinreichend. Bei akutem zusätzlichen Bedarf – besonders bei Sicherheitsproblemen – ist es möglich weitere Mittel bei der Kämmerei aus dem großen Titel „Bauerhalt für städtische Gebäude“ abzurufen.

Umfangreiche Mängel am Bau, die bedingt durch das Alter des Hauses, dem akuten Platzmangel innen und außen aufgrund der Position des Hauses (eingezwängt an der Konzilstrasse), die zunehmenden Vorschriften für Sicherheit, Brandschutz, Denkmalsschutz etc können allerdings kaum angegangen werden. Hierfür gibt es keine akzeptierten Konzepte oder eine Langzeitplanung. Im Budget der Stadt sind nur grobe Angaben zur Sanierung von Foyer und Bestuhlung für die kommenden 5 Jahre vorgesehen.

Das akute Projekt, das derzeit (seit Jahren vom Theater angemahnt und derzeit reparaturbedürftig) bearbeitet wird, ist der Lastenaufzug für die Kulissen. Hierfür ist Budget von 35T € bereitgestellt. Laut Aussage vom Bauamt ist damit allerdings nur eine Teil- bzw Übergangslösung realisierbar. Es wird nach wie vor notwendig sein, die Kulissen aufwändig zu zerlegen, um sie in den Bühnenturm zu transportieren. Dort müssen sie dann wieder zusammengefügt werden. Die Planungen dieses Baus an der Außenseite des Theaters werden derzeit vom Bauamt durchgeführt.

Es gibt aber gleichzeitig die Aussage, dass eine „bessere“ bauliche Lösung mit geräumigerem Aufzug – auch unter den Bedingungen von beengter Zufahrt, Denkmalsschutz etc. möglich wäre. Diese umfangreicheren Umbauten würden aber Kosten von – grob geschätzt – 250T € verursachen. An diesen Aufwand ist aber bislang nur theoretisch gedacht worden.
Diese Situation zeigt nun deutlich, dass die Strategie der Stadt, das Theater zu erhalten darin besteht, das Nötige zu tun aber mit möglichst geringem Aufwand.

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Anregungen der Theaterfreunde

1. Die Theaterfreunde erwarten von der Stadt, dass sie für das Theater eine Strategie verfolgt, die eine repräsentative, attraktive und in jeder Hinsicht zukunftssichere Spielstätte garantiert.

2. Das gegenwärtige Projekt „Lastenaufzug“ sollte nachhaltig und auf die optimale Weise gelöst werden. Ein kostengünstiges Provisorium halten wir für ungeeignet.

3. Wir regen an, dass für das Theater eine „ehrliche Bestandsanalyse“ der baulichen Gegebenheiten vorgenommen wird. Hierfür halten wir es – im Konsens mit Bauamt und Theater – für sinnvoll, ein externes, erfahrenes Planungsbüro einzubinden. (Die Theaterfreunde könnten sich vorstellen, eine solche „Bestandsanalyse“ zu fördern und sich mit einem Beitrag daran aktiv zu beteiligen).

4. Wir fordern, dass auf der Basis von einer „Bestandsanalyse“ eine „road map“ bzw. ein „Konzept mit Modulen“ erarbeitet wird, anhand dessen das Theater in den kommenden 10 Jahren in einzelnen Schritten zukunftssicher gemacht sowie saniert und modernisiert werden kann.

5. Wir halten es für notwendig, dass das Theater auf der Basis eines solchen Modulkonzeptes ein eigenes „Langzeit Investitionsbudget“ erhält.

6. Wir regen an, dass von der Stadt ein professioneller Prozess etabliert wird, der dafür sorgt, dass alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden, um externe Mittel für die Theatersanierung zu beschaffen.


MM/hr (Text & Foto; aufgenommen bei einem Ortstermin am Lastenaufzug)