Steuergelder für die große Sause auf dem Seenachtsfest

Die Touristik-Information Konstanz, kurz TIK, lässt die Sektkorken knallen: Zum Seenachtsfest am 14. August werden nicht nur, wie immer, 40.000 normalsterbliche Besucher (Eintritt: 11 Euro plus Gebühren) erwartet, sondern auch etliche VIPs (englisch für: Besonders wichtige Personen). Dazu zählen neben Managern und Regionalpolitikern nach Meinung von TIK-Chef Henneberger auch Mitglieder des Gemeinderates (Eintritt: gratis).

„Ein ausgefallenes Buffet und das komfortable Ambiente an Bord versüßen Ihnen anschließend die Zeit, bis das Schiff zu großen Sternenfahrt in See sticht“, so der blumige Einladungstext der TIK an den Gemeinderat. Gemeint ist wohl der See und gemeint ist „MS Graf Zeppelin“, auf der Gäste ansonsten 129 Euro für eben diese Ausfahrt, Sekt-Empfang inklusive, blechen müssen. Bei geschätzt 60 Partygästen nebst Gefolge allein aus dem Gemeinderat fallen da schlappe 8000 Euro an. Von der illustren Gästeschar aus Verwaltung, Wirtschaft und Politik ganz zu schweigen, sie alle zählen auch zu den VIPs, für sie alle wird auch gelöhnt. Alles in allem dürfte es sich um eine satte fünfstellige Summe handeln.

Aufklärung? Fehlanzeige!

Die Gemeinderäte Hemm und Reile von der Linken Liste (LLK) wollten nun von Norbert Henneberger wissen, wer für die Kosten aufkommt, die Stadt oder der Veranstalter, das Event- und Festivalmanagement EFM aus Leinfelden-Echterdingen. Verklausulierte Antwort vom TIK-Chef: „Die Kosten werden überwiegend vom Veranstalter und zum Teil von der TIK übernommen“. Auf freche Nachfragen der LLK-Stadträte nach konkreten Zahlen entgegnete Henneberger unverfroren: „Ich sehe keinen Grund, Ihnen das mitzuteilen.“

Dazu muss man wissen: Die Touristik-Information Konstanz hängt am Tropf des Steuerzahlers. Trotz üppiger Finanzausstattung erwirtschafte die TIK 2009 ein Minus von 79.611,19 Euro, die wie schon in den Vorjahren aus dem Stadtsäckel, also vom Steuerzahler, zugeschossen werden – wirtschaftliches Haushalten sieht anders aus. Zudem: Die Provision, also der Preis, den der Veranstalter aus Echterdingen an die Stadt für die Ausrichtung des Seenachtsfestes zahlt, sank von 42.000 Euro in 2008 auf 17.000 Euro in 2009 – auch pfiffige Verträge sehen anders aus. Wie von 17.000 Euro übrigens städtische Dienstleistungen wie der Einsatz von Polizei und Hilfskräften, die Kosten für Reinigung, Verkehrs- und Absperrmaßnahmen bezahlt wird, bleibt das Geheimnis von Norbert Henneberger. Kein Geheimnis hingegen dürfte die konkrete Kalkulation der TIK bleiben: Gemeinderäte, die regelmäßig für die Bezuschussung der TIK die Hand heben, haben ein Recht auf Kosten-Klarheit.

Information? Jubelinterview!

Alles dies hat die LLK in einer umfangreichen Pressemitteilung dokumentiert. Doch statt Information lieferte das provinzielle Monopolblatt ein Jubel-Interview mit Strahlemann Henneberger, in dem der erklärt, die Mitternachtsparty zum Seenachtsfest sei wichtig, „um Gemeindräte mit Vertretern von Konstanzer Wirtschaftsunternehmen und Politikern, wie dem Wirtschaftsminister, zusammen zu bringen“. Mit Verlaub: Dazu haben die Damen und Herren an 360 Tagen im Jahr jede Gelegenheit in jeder Weinstube. Allerdings geht dann die Zeche auf eigene Rechnung.

Zur Erinnerung: Norbert Henneberger ist auch verantwortlich für die Nacht-und-Nebel-Aktion, mit dem das Lenk-Päpstlein entsorgt wurde, das er höchstpersönlich bestellt hatte – auch da entstanden Kosten, über die niemand, und Norbert Henneberger schon gar nicht, sprechen mag.

Es bleibt der bittere Beigeschmack, dass Steuergelder für die Seenachts-Party verjubelt werden. Kein Problem vielleicht in rosigen Zeiten, aber in unrosigen Zeiten sollten auch Amtsträger zwischendurch mal ans Sparen denken.

Autor: Hans-Peter Koch