Streuobsttage 2022: BUND organisiert landesweit Apfelfeste
Der Herbst ist da, die Blätter werden bunt und die Äpfel reif. Auf den Streuobstwiesen ist Erntezeit. In ganz Baden-Württemberg treffen sich daher wieder lokale BUND-Gruppen, um auf den Streuobstwiesen Äpfel zu sammeln und daraus Saft zu pressen. Mit den „Streuobsttagen“ will der „Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND)“ auf den besonderen Wert von Streuobstwiesen für Mensch und Natur aufmerksam machen.
Streuobstwiesen sind Hotspots der Artenvielfalt, betont der Stuttgarter BUND in einer aktuellen Pressemitteilung. 5000 verschiedene Tier- und Pflanzenarten leben in diesem einzigartigen Lebensraum, der mehr als 1000 Obstsorten bietet. „Streuobstwiesen sind eine wertvolle artenreiche Kulturlandschaft – und sie liefern uns gesunde, regionale Früchte. Deshalb setzt sich der BUND Baden-Württemberg schon seit Jahrzehnten für ihren Erhalt ein“, erklärt Sylvia Pilarsky-Grosch, BUND-Landesvorsitzende. „Doch der Lebensraum Streuobstwiese ist bedroht. In den vergangenen Jahrzehnten sind sehr viele Streuobstwiesen durch Wohnbebauung, Gewerbegebiete und intensiv genutzte Wiesen zerstört worden.“ Tausende Apfel-, Birnen-, Zwetschgen-, Walnuss- und Kirschsorten wachsen auf den baden-württembergischen Streuobstwiesen, deren Zahl seit 1965 mehr als halbiert wurde.
Förderprogramme des Landes sind ungenügend
Ein weiteres großes Problem: Viele Streuobstwiesen verfallen schlichtweg. Die Pflege erfordert einen sehr hohen Arbeitsaufwand. Die Streuobstbäume werden in Folge nicht mehr beschnitten, das Obst nicht mehr geerntet und die Wiesen nicht mehr gemäht oder beweidet. „Viele Streuobstwiesen bestehen nur wegen des immensen idealistischen Einsatzes vieler Landwirt*innen und Streuobstbesitzer*innen fort“, so Pilarsky-Grosch. „Zwar hat die Landesregierung mit ihrer Baumschnittförderung und der Agrarförderung FAKT einen Anfang gemacht. Doch über das Förderprogramm für Agrarumwelt, Klimaschutz und Tierwohl (FAKT) müssen künftig nicht nur 2,50 Euro, sondern 10 Euro pro Baum pro Jahr zur Verfügung stehen.“ Beim Schutz von Streuobstwiesen wurde mit dem Biodiversitätsstärkungsgesetz ein wichtiges Etappenziel erreicht, doch es hapert noch an der konsequenten Durchsetzung: „Das seit 2020 geltende Verbot, Streuobstwiesen umzuwandeln oder abzuholzen ist ein wichtiger Schritt, doch muss diese Gesetzesänderung auch von den Kommunen und Landkreisen ernst genommen werden. Die Naturschutzbehörden erteilen viel zu oft Umwandlungsgenehmigungen“, kritisiert die BUND-Landeschefin.
50 BUND-Gruppen sichern den Erhalt von Streuobstwiesen
Mehr als 50 BUND-Gruppen setzen sich in Baden-Württemberg für den Schutz und die naturgerechte Pflege von Streuobstwiesen ein. Die Ehrenamtlichen schneiden Obstbäume, pflanzen junge Bäume nach und kümmern sich um die Mahd oder Beweidung. „Auch den vielen BUND-Gruppen ist es zu verdanken, dass es noch etliche gut erhaltene Streuobstwiesen gibt“, betont Almut Sattelberger, Streuobst-Beauftragte des BUND Baden-Württemberg.
In Konstanz werden ebenfalls einige Streuobstwiesen von hiesigen Helferinnen und Helfern gepflegt und im Herbst die reifen Äpfel geernet. Der aus den Früchten gewonnene, frisch gepresste demeter-Apfelsaft kann auch dieses Jahr wieder in der BUND-Geschäftsstelle beim Hussenstein oder im Allmannsdorfer Hättelihof erworben werden. Den Erlös investiert der BUND Konstanz in weitere ökologische und nachhaltige Projekte und Aktionen.
Apfelfeste für die ganze Familie
Die Streuobstfeste finden vom 24. September bis 9. Oktober 2022 an verschiedenen Orten statt. Meist sind es Apfelfeste für alle Bürger*innen. Mit handbetriebenen Obstpressen gewinnen die Teilnehmer*innen Apfelsaft, bestimmen und probieren Obstsorten. Im Landkreis Konstanz finden (bisher) keine solchen Feste statt, dafür aber in Friedrichshafen am 3. Oktober und am 8. Oktober in Ravensburg: mit Führungen zum Lebensraum Streuobstwiese, Müllsammelaktionen, Obstauflese und Verarbeitung der Früchte sowie Pflegemaßnahmen.
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MM/ans; Bild: © Almut Sattelberger