Studibuden dringend gesucht – Wohnraum dauernd ungenutzt

Der Skandal ist in der Gottfried-Keller-Straße zu besichtigen: Während Studenten in Konstanz händeringend preisgünstige Buden suchen, Lokalpresse und Stadtverwaltung über die Wohnungsnot für Studenten jammern, gammeln Wohnungen ungenutzt vor sich hin. Während Hochschulverwaltungen panikartig Vermietungen einfordern, lässt sich die zuständige Bundesverwaltung in Freiburg viel Zeit mit der Renovierung leerer Wohnungen. Die Chronik eines – immer noch – vermeidbaren Skandals:

Die drei Wohnblocks der Gottfried-Keller-Straße 10-20 in Konstanz-Petershausen stehen seit Anfang 2010 leer. Bereits im Mai hatte seemoz berichtet, dass die 233 einstigen Studentenzimmer von der bundeseigene BImA, der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, in kostendeckende Mietwohnungen, mit mehr Komfort und höheren Mieten, umgewandelt werden sollen. Doch seitdem ist in der Gottfried-Keller-Straße kein Fortschritt zu sehen.

Und wie schon im Mai geben sich die Mitarbeiter der BimA, wie die Bundesvermögensanstalt seit 2005 heißt, äußerst zugeknöpft. Erst der siebte Gesprächspartner in der Freiburger Behörde war zu einer Auskunft bereit: Susanne Dübon, für das Portfolio-Management der Bundesbehörde in Baden-Württemberg zuständig, versicherte, dass die Behörde „im Plan“ sei. Die derzeit „nicht vermietbaren Wohnungen“ müssten „mit einem Millionenaufwand renoviert werden“, die Prüfungen seien abgeschlossen, jetzt fehle nur noch das O.K. der Bonner Zentrale. Wann aber die Sanierung beginnen könnte, vermochte auch sie nicht zu sagen.

Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben ist immer schon Vermieterin der Häuser, sie ist – und damit der Bund – auch Nutzerin der Wohnblocks in Petershausen. Volker Kiefer, Geschäftsführer von „Seezeit“, des für Studentenbuden in Konstanz zuständigen Studentenwerks, war zehn Jahre lang Mieter der Blocks. Er bestätigt und bedauert die Entwicklung: „Wenn wir Mieter geblieben wären, hätten wir über einen Zeitraum von 10 oder 15 Jahren zwischen 1,5 und 2,5 Millionen Euro an Sanierungskosten übernehmen müssen.“ Das aber war „Seezeit“ – ohne langfristige Zusagen der BimA – zu unsicher. Auch ein angedachter Verkauf der Wohnungen kam nicht zustande.

Bleiben etliche Fragen offen: Warum waren „Seezeit“ die Renovierungskosten zu hoch, wenn gleichzeitig in der Hindenburgstraße ein zehnmal teureres Studentenwohnheim gebaut werden konnte? Und trotzdem der Wohnraum für kommende Studenten-Generationen nicht ausreicht?Wieso machen Konstanzer Stellen – Stadtverwaltung wie Hochschulverwaltungen – nicht gehörig Druck in Freiburg, den Skandal leerstehenden Wohnraums zügig zu beenden? Müssen Planungen für eine seit Jahren bekannte Wohnraum-Sanierung länger als 12 Monate dauern? Und: Wer verantwortet die BimA-Politik, angesichts der Wohnraumnot von Studenten aus Studi-Buden teurere Wohnungen zu machen? Geplant sind 60 Wohneinheiten statt 233 Studenten-Zimmer.

Ist die Kritik von Dieter Bellmann, einem der Geschäftsführer der „Neuen Arbeit“, die selber einen Wohnblock in dem Areal unterhält, gerechtfertigt, wenn er sagt: „Statt bezahlbaren Wohnraum zu subventionieren, wird der Wohnungsmarkt neoliberalen Glaubenssätzen untergeordnet“. Bellmann prangert damit die Politik an, dass Bund und Land seit Jahren keine Zuschüsse zum sozialen Wohnungsbau mehr zahlen und damit auch die Finanzierung von Studentenwohnheimen erschweren. „Ein Paradebeispiel für die Finanzwirtschaft der öffentlichen Hand“, nennt Dieter Bellmann das.

Und weist damit auf ein brennendes Thema des kommenden Landtagswahlkampfes hin. Man darf auf die Reaktion der Konstanzer Kandidaten gespannt sein.

Autor: hpk