Studis wollen ihre Studiengebühren zurück
In den meisten Bundesländern müssen Studierende nicht für ihr Studium zahlen; in anderen Regionen wird über die Abschaffung der Studiengebühren diskutiert – auch die neue Regierung in Stuttgart hat ein Ende der unsozialen Gebühren in Aussicht gestellt. Die Konstanzer Studis preschen schon mal vor – sie verlangen Gebühren zurück. Ihr durchaus marktkonformes Argument: Wir zahlen nicht für die Asbest-Verseuchung der Uni-Bibliothek.
Im November letzten Jahres stellte man bei Sanierungsarbeiten in der Konstanzer Uni-Bibliothek hohe Asbestwerte fest. Das Rektorat war gezwungen, die Einrichtung sofort zu schließen. Bis zum heutigen Tag können die Studierenden die Bibliothek nur eingeschränkt nutzen. Die Betroffenen fordern nun Konsequenzen: Eine studentische Vollversammlung verlangt die im Wintersemester erhobenen Studiengebühren zurück. Der Hochschulverband der Linken hat dazu einen auch wirtschaftspolitischen Kommentar veröffentlicht – hier die Dokumentation:
„Wir von dieLinke.SDS der Uni Konstanz unterstützen den Beschluss der studentischen Vollversammlung nach einer Rückforderung jener Studiengebühren, die ab dem Wintersemester 2010/11 erhoben worden sind.
Durch die Schließung weiter Teile der Bibliothek nach den Asbestfunden im November 2010 hat sich der Alltag der Studierenden in teilweise inakzeptabler Weise verkompliziert. Die Überfüllung der noch geöffneten Bibliotheksbereiche, der Mangel an Kopiergeräten und die verzögerte und erschwerte Buchbeschaffung durch die Reinigung von Asbestfasern behindern das studentische Leben ungemein.
Die Bibliothek ist das Herzstück des akademischen Lebens für den Großteil der Studierenden, das nun extremen Einschränkungen unterliegt. Dies hätte durch eine großflächige, frühzeitige und gewissenhafte Prüfung auf Asbestbelastung vermieden werden können, immerhin war bereits seit den 90er Jahren bekannt, dass an der Uni in ihrer Gründungsphase Asbest verbaut worden war. Aus unserer Sicht hat die Universität hier grob fahrlässig gehandelt.
Seit 2005 befinden wir uns als Studierende in einem marktwirtschaftlichen Leistungsverhältnis mit der Universität, dass in den allgemeinen Studiengebühren (500 Euro pro Semester seit 2007) seinen Ausdruck findet. Da die Uni nun aber nicht ihren vollen Leistungen nachkommen kann und sich erhebliche Beeinträchtigungen für alle Studenten und Studentinnen ergeben haben, die vermeidbar gewesen wären, ist die Forderung nach einer Rückzahlung der Studiengebühren mehr als berechtigt. Prinzipiell ist diese Forderung die konsequente Fortführung der marktliberalen Logik, mit der man uns Studierenden einst diese Gebühren aufgezwungen hat. Trotzdem stellt eben diese Rückforderung einen ersten, konsequenten Schritt dar, den kapitalistischen Vermarktungszwang von „Wissen“ generell in Frage zu stellen.“
Autor: PM/JG/hpk