Studiticket: Studierende wehren sich gegen Preiserhöhung

In einem Offenen Brief an den Konstanzer Oberbürgermeister Horst Frank machen die StudentInnen der Uni Konstanz und der HTWG auf ihre finanzielle Lage aufmerksam. Bei der geplanten Erhöhung des Studitickets fühlen sie sich übergangen und vermissen auch eine Reaktion der politischen Entscheidungsträger.

Offener Brief zur beabsichtigten Preiserhöhung beim Studiticket

Sehr geehrter Herr Frank,

sicherlich haben auch Sie die aktuelle Diskussion in der Öffentlichkeit zur von den Stadtwerken geforderten Preiserhöhung beim Studiticket verfolgt. Obwohl dieses Thema mehr als 10.000 Einwohner der Stadt Konstanz betrifft und die Stadtwerke ein stadteigenes Unternehmen sind, mussten wir eine Reaktion von Seiten des Gemeinderats oder Ihnen als politische Entscheidungsträger leider bis heute vermissen. Dies nehmen wir zum Anlass, Ihnen diesen offenen Brief zu schreiben.

Die beabsichtigte Preiserhöhung beim Studiticket wäre eine weitere zusätzliche Belastung der Studierenden in Konstanz, die auch so schon sicherlich nicht als günstige Stadt in Erscheinung tritt: z.B. ist auch Ihnen bekannt, dass der Wohnraum in Konstanz nicht nur knapp sondern auch teuer ist, mit steigender Tendenz. Wir sehen hier die Stadt Konstanz in der Pflicht, da sie auch in vielen Punkten von den Studierenden profitiert: Sowohl durch unsere Rolle als Konsumenten, als auch dadurch, dass Konstanz als Hochschulstadt für jede Studentin und jeden Studenten gesonderte Mittel aus dem Landeshaushalt erhält. Uns ist natürlich bewusst, dass auch die finanzielle Ausstattung der Kommunen in den kommenden Jahren nicht auf dem aufsteigenden Ast ist. Die Größenordnung, in der sich die geforderte Preiserhöhung bewegt,wäre jedoch auch bei der aktuellen Haushaltslage durch die Kommune finanzierbar. Jene Studierende, die ohnehin schon finanzielle Probleme haben, stellt hingegen eine zusätzliche Belastung in der beabsichtigten Höhe vor das Problem, diese finanzieren zu müssen. Das völlig verzerrte Bild in der Öffentlichkeit, man würde an den Wochenenden reihenweise Bier trinken aber eine Zusatzbelastung von 20 Euro im Semester würde man als Problem bezeichnen, geht völlig an der Realität vorbei. Ganz im Gegenteil: es gibt viele Studierende, die jeden einzelnen Euro zweimal umdrehen müssen und die für eine finanzielle Unterstützung von monatlich 7 Euro einen mehrseitigen BAföG-­‐Antrag ausfüllen, weil sie selbst diesen Betrag dringend benötigen. Zur Aufklärung empfehlen wir die regelmäßig veröffentlichten Sozialberichte des deutschen Studentenwerks.

Wir bedauern sehr, dass in der öffentlichen Diskussion die Interessen der SchülerInnen     und Eltern gegen die Interessen der Studierenden ausgespielt werden. Denn die besondere Lebenssituation der Studierenden, die oft fernab vom Heimatort studieren, lässt sich kaum mit jener der SchülerInnen vergleichen. Nicht nur die zusätzliche Belastung durch die Studiengebühren sorgt dafür, dass nahezu jede Studentin und jeder Student einen Nebenjob bestreiten muss, selbst wenn sie oder er finanzielle Unterstützung durch die Eltern erfährt. Unabhängig davon sehen wir natürlich, dass auch die „Nebenkosten“ der Schulbildung das Budget vieler Familien übersteigt. Auch hier besteht Handlungsbedarf. Uns leuchtet jedoch nicht ein, wie man mit der zu hohen Belastung der SchülerInnen und ihrer Familien eine weitere Belastung der Studierenden rechtfertigen will. Ganz im Gegenteil: Vergleicht man das Preis-­‐Leistungs-­‐Verhältnis des Schüler-­‐ und des Studitickets mit den Angeboten anderer Städte, so fällt Konstanz dabei selbst bei Beibehaltung der aktuellen Preise deutlich hinter andere Städte zurück.

Die Stadt Konstanz schmückt sich mit den Titeln „Universitätsstadt“ und „Stadt der Wissenschaften“. Aus diesem Anspruch erwächst unserer Ansicht nach aber auch die Verantwortung der Stadt, dafür zu sorgen, dass der wissenschaftliche Nachwuchs unter akzeptablen Bedingungen und in einem bezahlbaren finanziellen Rahmen studieren kann. Wir bitten Sie daher um Ihre Unterstützung bei unserem Anliegen und würden uns darüber freuen, wenn Sie uns mitteilen, in welcher Form Sie als Oberbürgermeister und Aufsichtsratsvorsitzender der Stadtwerke gedenken, sich in die Verhandlungen im Sinne der Studierenden einzubringen.

Mit freundlichen Grüßen

die Mitglieder des AStA der Universität Konstanz und des AStA der HTWG Konstanz