Stühlerücken beim Südkurier
Nicht nur Michael Lünstroth verlässt die Redaktion, nun macht sich auch der Singener Lokalchef Jörg Braun vom Acker. Während ersterer von der Chefredaktion zur Unperson erklärt wurde, legt die Chefredaktion für Jörg Braun vor dessen offizieller Verabschiedung schon mal einen duftenden Rosenteppich aus.
Jörg Braun, seit rund drei Jahren Lokalchef der Singener Südkurier-Redaktion, zieht es zum Jahreswechsel Richtung Lahr. Bereits im Juli wurden die freien MitarbeiterInnen der hiesigen Tageszeitung von Chefredakteur Stefan Lutz darüber informiert: „Einen dicken Glückwunsch richten wir an einen Kollegen, der alsbald in das Amt eines Chefredakteurs aufrücken wird. Jörg Braun übernimmt die Verantwortung für die Lahrer Zeitung und deren Ableger. Wir können stolz darauf sein“, säuselte Lutz in höchsten Tönen, „dass ein Kollege von uns so einen Schritt macht. Auch wenn die Lücke schwer zu schließen sein wird – denn es verlässt uns ein hochengagierter Lokalchef, toller Kollege und Mensch. Noch bleibt er uns erhalten, der Wechsel erfolgt aber spätestens zum Jahresende“. Honigdick tropfte da Herrn Lutzens Wohlwollen aus jeder Zeile.
Mit ähnlichen Lobpreisungen zu seinem Abschied darf der langjährige Südkurier-Redakteur Michael Lünstroth nicht rechnen, und wahrscheinlich wäre ihm das auch äußerst unangenehm. Ende nächster Woche verlässt er die Konstanzer Redaktion und wechselt ab 1.10. zum Schweizer Onlineportal Thurgaukultur.ch. Lünstroth wurde für seine kritische Scala-Berichterstattung von Lutz und mit devoter Mithilfe von Lokalchef Jörg-Peter Rau mit einem Schreibverbot und einer Abmahnung abgestraft. Seemoz berichtete über Wochen hinweg ständig über den jeweils neuesten Stand dieser Schikane, die auch bundesweit viel Beachtung fand und dem Südkurier satte Negativ-Schlagzeilen bescherte. Im Südkurier war bis zum heutigen Tag keine Zeile über den „Fall Lünstroth“ zu lesen. Lünstroth hat aufgrund der Vorfälle von sich aus gekündigt und scheint seitdem wie befreit. Seit Wochen schon zählt er die noch verbleibenden Arbeitstage, wie seinen Twitter- Meldungen zu entnehmen ist. „Good news“, zwitscherte er bereits Ende Juli fröhlich: „Nur noch 7 Wochen Südkurier“.
hr
Warum eigentlich noch Südkurier lesen? Die Lokalredakteure verschwinden und was sonst auf der Welt los ist, sieht man sowieso im Fernsehen und umfangreicher. Und, was an „Lokalpost“ noch nicht zensiert ist, ist ohnehin dünn gesät und kaum noch auffindbar.